Dass Großzügigkeit und Erfolg in Deutschland vor allem Misstrauen und Neid hervorrufen, ist keine Neuigkeit. Die Empörungswelle über die Spende von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg kann jedoch als neuer Höhepunkt dieser Entwicklung bezeichnet werden.
Man stelle sich vor: Ein erfolgreicher Unternehmer der New Economy spendet nahezu sein gesamtes Vermögen von 45 Milliarden Dollar für wohltätige Zwecke. Zum Vergleich: Deutschland gibt im Jahr 2015 ganze 6,5 Milliarden Euro für Entwicklungsprojekte aus. Was wäre wohl die angemessene Reaktion? Parade, Ehrung, ewig währender Ruhm?
Nicht in Deutschland! Anführer der selbsternannten Liga der Gerechten und gleichzeitig publizistisches Sturmgeschütz des menschlichen Gewissens diesmal: Die Tagesschau.
Nach einer kurzen Schilderung des Sachverhalts legt die zuständige WDR-Redakteurin in Washington richtig los. Die Zuckerberg-Spende sei eine PR-Show und eine hinterhältige Steuerersparnis auf Kosten der Allgemeinheit, der so viele Milliarden an Steuereinnahmen entgingen. Das Schlimmste aber: Zuckerberg erdreiste sich, selbst zu bestimmen, was mit seinen Milliarden geschieht. So drohe die Gefahr, dass in Zukunft reiche Philanthropen entschieden, was gefördert wird und nicht mehr der Staat. Gott bewahre!
Den WDR würden solche Menschen jedenfalls nicht sponsern. Und überhaupt: Kann ein amerikanischer Milliardär, der sein Geld unter anderem mit den Daten unschuldiger Deutscher verdient, überhaupt selbstlos sein? Sind die 45 Milliarden Dollar nicht eher Grund zu Verdacht als zur Freude? Das scheinen die Gedankengänge in den Redaktionen zu sein, anders kann man sich kaum erklären, warum nicht im Vordergrund steht, wie viel Gutes 45 Milliarden Dollar in der Welt bewegen können.
Kurzum: Die Berichterstattung in weiten Teilen der deutschen Medien ist so durchsichtig, wie das durchschnittliche Facebookprofil. Während Zuckerberg in den USA gefeiert wird, betrauert man hierzulande die entgangenen Steuereinnahmen für den US-Haushalt. Dahinter steckt ein tiefes Misstrauen gegenüber privatem Engagement jenseits des Staates. So kritisch Zuckerbergs Spende gesehen wird, so unreflektiert nimmt etwa die Tagesschau an, dass staatliche Ausgaben per Definition gemeinnützig sind. Kein Wunder: Wes‘ Brot ich ess‘, des‘ Lied ich sing‘.
Mark Zuckerberg hätte auch in Deutschland allen Respekt für seine Entscheidung verdient, selbst darüber zu entscheiden, wem seine Spende zugutekommt und wem nicht. Und wem das trotzdem nicht gefällt, der sollte sich – falls er nicht selbst 45 Milliarden Dollar gespendet hat – zumindest nicht anmaßen über die Wohltätigkeit anderer Menschen zu urteilen.
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