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Der Niedergang des FC Schalke 04

Die Lage beim FC Schalke 04 ist desolat. Mit einer kampf- und herzlosen Leistung verlor man am vergangenen Sonntag mit 0:2 beim 1. FC Köln. Dies war jedoch kein Einzelfall, denn nach einer soliden Hinrunde mit nur einem Punkt Rückstand auf Platz 3 befindet man sich in der Rückrunden-Bilanz nur auf Platz 10 und hätte ohne die Hinrunde Abstiegssorgen. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, dann droht die erste Nicht-Europapokal-Teilnahme seit der Saison 2009/2010. Subjektiv gefühlt noch viel schlimmer für jeden Schalke-Fan: Der Erzrivale Borussia Dortmund droht trotz der Horror-Saison dennoch am Saisonende vor den Schalkern zu liegen.

Nach einem knappen Dreivierteljahr muss man konstatieren, dass sich der Trainerwechsel von Jens Keller zu Roberto Di Matteo ganz und gar nicht bezahlt gemacht hat. Unter Keller spielte Schalke meist sehr wechselhaft und man hatte den Eindruck, dass er die richtige Balance zwischen Offensive und Defensive nie gefunden hat. Nichtsdestotrotz führte er die Schalker in seiner Amtszeit zwei Mal hintereinander in die Champions League und dort auch jeweils ins Achtelfinale.

Roberto Di Matteo hingegen ist von Erfolgen weit entfernt. Nach seiner Ankunft auf Schalke verschob er das Gleichgewicht massiv in Richtung Defensivarbeit. Man ist geneigt zu glauben, dass ihn das Verletzungspech dazu getrieben hat, allerdings spielt Schalke auch jetzt, wo die meisten Verletzten wieder an Bord sind, kaum offensiver. Der wahre Grund für diese Grundhaltung ist, dass Di Matteo einfach nicht viel mehr zu bieten hat. Ein Blick auf seine Vita als Trainer zeigt, dass er in der Premier League bei West Bromwich Albion ziemlich versagt hat und dann Assistenztrainer bei Chelsea unter André Villas-Boas wurde. Als dieser im März 2012 entlassen wurde durfte er das Team bis zum Sommer weiter betreuen. Seine Berühmtheit in Deutschland erlangte Di Matteo einzig und allein dadurch, dass er mit Chelsea die Bayern im Champions-League-Finale Dahoam in München besiegen konnte – mit einer bedingungslosen Defensive, einer mächtigen Portion Glück und viel Unvermögen der Bayern. Zur Belohnung bekam er bei Chelsea einen Zweijahresvertrag, wurde aber wenige Monate später wegen Erfolglosigkeit entlassen.

Fassen wir also zusammen: Roberto Di Matteo hat nichts vorzuweisen, außer dass er mit Chelsea im extremen Defensivmodus die Bayern schlug und er, so seinerzeit die Schalker Verantwortlichen, angeblich richtig gut mit Stars umgehen könne, dies habe er schließlich bei Chelsea gelernt. In Wahrheit lastet ihm jedoch ein Mantra der Erfolglosigkeit an und er stellt dies aktuell in Schalke fulminant unter Beweis. Der erfolglose Defensiv-Fetischist Di Matteo kann mit einer Offensive auf absolutem Champions-League-Niveau (u.a. Huntelaar, Farfán, Draxler, Meyer, Boateng, Goretzka, Sidney Sam, Choupo-Moting, Sané) überhaupt nichts anfangen. Es wird höchste Zeit, den FC Schalke 04 von der Last Di Matteos zu befreien.

Die aktuelle Leistung wirft jedoch vor allem ein schlechtes Licht auf Manager Horst Heldt, der für die sportliche Gesamtentwicklung zuständig ist. Er war es, der den Rauswurf Kellers und die Verpflichtung Di Matteos zu verantworten hat und der trotz des zweitgrößten Budgets der Liga einen Kader zusammengestellt hat, der zum einen die Qualität in der Defensive vermissen lässt und zum anderen die Verletzungen nicht kompensieren konnte. In den Interviews nach der Niederlage gegen Köln wirkte er extrem dünnhäutig und drohte Spielern wegen mangelnder Einstellung mit dem Rauswurf, wohlgemerkt Spielern, deren Verpflichtung er selber zu verantworten hat. Es folgte die Suspendierung von Kevin-Prince Boateng und Sidney Sam. Das ganze wirkt wie eine verunsicherte Kurzschlussreaktion, denn man hätte die Spieler einfach aus dem Kader streichen können. Eine Suspendierung hingegen ist kein positives Zeichen an den Rest der Mannschaft, sondern eine öffentliche Demontage zweier Spieler, die den Eindruck erweckt, dass diese beiden Individuen die alleinige Schuld an einem Dilemma tragen, das alle gemeinsam zu verantworten haben: Alle Spieler, der Trainer und allen voran der Sportdirektor.

Der FC Schalke 04 tut also gut daran, auch über die Entlassung von Sportdirektor Horst Heldt nachzudenken. Nur mit einem neuen Sportdirektor und einem neuen Trainer ist auch ein sportlicher Neuanfang möglich. Man muss einfach erkennen, dass Schalke sich aktuell sportlich in eine komplett falsche Richtung entwickelt.


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Kommentare

3 Antworten zu „Der Niedergang des FC Schalke 04“

  1. […] den schmeichelhaften Erfolg über Paderborn hat sich der FC Schalke 04 am vergangenen Wochenende die Teilnahme an der Europa League gesichert. Man tut dennoch gut daran, […]

  2. […] stabilisieren. In der Endabrechnung konnte man am letzten Spieltag mit einem 2:0-Sieg gegen erneut desolate und herzlose Schalker den drittletzten Platz erreichen und damit den direkten Abstieg verhindern. Aus diesem Grund fühlt […]

  3. […] 3 in der Vorsaison nur deshalb möglich war, weil der BVB eine katastrophale Hinrunde spielte und Schalke 04 eine katastrophale Rückrunde. Auch Bayer Leverkusen kam aufgrund des Trainerwechsels lange nicht so wirklich in Tritt. Im […]

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