Relegation

Relegation statt Ballermann – alles oder nichts!

Für viele Vereine ist es ein Kampf um Leben und Tod – die Relegation. Während die Saison für alle anderen Mannschaften bereits gelaufen ist und die Fotos der Ballermann-Reise um die Welt wandern, geht es für einige wenige Mannschaften noch um alles oder nichts.

 

Bundesliga: Hamburger SV – Karlsruher SC

Für viele Hamburger war es eine Erleichterung – kein sicherer Klassenerhalt, aber doch zumindest die Relegation. Man ist zwar noch immer als Nichtschwimmer unterwegs und droht zu ertrinken, hat aber schon eine Hand am Beckenrand. Obwohl die Lage zwischenzeitlich aussichtslos war und der HSV zeitweise die Lachnummer der Liga war, gelang es, die Leistungen unter dem neuen Trainer Bruno Labbadia zu stabilisieren. In der Endabrechnung konnte man am letzten Spieltag mit einem 2:0-Sieg gegen erneut desolate und herzlose Schalker den drittletzten Platz erreichen und damit den direkten Abstieg verhindern. Aus diesem Grund fühlt sich die Teilnahme an der Relegation für die Hamburger wie einSieg an.

In der zweiten Liga konnten sich die Teams aus Ingolstadt und Darmstadt den direkten Aufstieg in die Bundesliga sichern. Den dritten Rang belegte der Karlsruher SC, der nun in den beiden Relegationsspielen mit dem HSV um den letzten verbleibenden Bundesliga-Startplatz kämpfen muss. Als die Hamburger hörten, dass man gegen die Karlsruher antreten muss, atmete man zunächst einmal auf, da man die kampfstarken und oft unberechenbaren Darmstädter oder die Lauterer mit ihrem stimmungsgeladenen Betzenberg mehr fürchtete. Doch vielleicht hat man sich zu früh gefreut, denn Karlsruhe ist aktuell in bestechender Form und ein sehr unangenehmer Gegner. Die Chancen dürften in etwa 50:50 stehen.

Wir dürfen uns daher auf zwei packende Spiele freuen. Das Hinspiel steigt am morgigen Donnerstag um 20:30 in Hamburg und das Rückspiel in Karlsruhe wird am 1. Juni stattfinden. Aufgrund offener Sicherheitsfragen rund um das Karlsruher Stadion steht die genaue Anstoßzeit noch nicht fest.

 

2. Bundesliga: TSV 1860 München – Holstein Kiel

Die gleiche Situation findet man in der zweiten Liga vor: Der Drittletzte der 2. Bundesliga spielt gegen den Drittplatzierten der 3. Liga um das letzte verbleibende Ticket für die 2. Bundesliga.

Der TSV 1860 München war mit großen Ambitionen in die Saison gestartet, und nicht wenige träumten heimlich von der Rückkehr in die Bundesliga. Wie so oft bei den “Sechzgern” lagen Anspruch und Wirklichkeit jedoch weit auseinander und man fand sich ziemlich schnell im Tabellenkeller wieder. Im Laufe der Saison wurden zwei Trainer verschlissen und der hochverschuldete Verein muss bei einem Abstieg um seine wirtschaftliche Existenz bangen. Fest steht, dass man als Drittligist nicht mehr in der Lage sein wird, die Miete für die Allianz Arena zu zahlen.

Die Relegationsspiele werden ein Nord-Süd-Duell, denn der Gegner der Münchener wird Holstein Kiel sein. Erstmals seit vielen Jahren (man erinnert sich noch dunkel an den VfB Lübeck) könnte damit wieder ein Zweitligist aus Schleswig-Holstein kommen. Zu Beginn der Saison hatte wohl niemand die Kieler auf dem Zettel, sie waren, ähnlich wie Darmstadt in der 2. Bundesliga, die absolute Überraschungsmannschaft. Während sich schon seit geraumer Zeit abzeichnete, dass Arminia Bielefeld voraussichtlich aufsteigen würde, lieferte sich Holstein Kiel lange Zeit ein Duell mit dem MSV Duisburg darum, wer direkt aufsteigt und wer in die Relegation muss. Als die Duisburger das entscheidende Spiel am Saisonende gewannen und damit den Aufstieg perfekt machten, fühlte man sich in Kiel dennoch nicht als Verlierer, denn zu groß war die positive Überraschung – mit dem dritten Tabellenrang hatte vorab wirklich niemand gerechnet.

Deshalb würde auch eine Niederlage in der Relegation keine Niederlage für Kiel darstellen, denn man hat nichts zu verlieren und kann eigentlich nur gewinnen. Dadurch ist Kiel ein sehr unangenehmer Gegner für zuletzt meist desolat aufspielende Münchner. Aus diesem Grund sehe ich leichte Vorteile für Kiel. Wir dürfen gespannt sein – das Hinspiel findet am Freitag um 20:30 Uhr in Kiel statt, das Rückspiel am 2. Juni ebenfalls um 20:30 Uhr in München.

 

Die Aufstiegsspiele zur 3. Liga

Wer den Anpfiff zum morgigen ersten Relegationsspiel nicht erwarten kann, der hat die Möglichkeit, schon heute gleich drei fußballerische Leckerbissen zu genießen: die Hinspiele der Aufstiegsspiele zur 3. Liga. Das deutsche Ligensystem ist von der 1. bis zur 3. Liga eingleisig, das heißt es gibt jeweils eine bundesweite Liga. Ab der viertklassigen Regionalliga wird dieses Prinzip durchbrochen: es gibt fünf lokale Regionalligen (Südwest, Bayern, Nordost, Nord und West). Das Problem: Den fünf Meistern der Regionalliga stehen nur drei Absteiger aus der 3. Liga gegenüber, so dass es Entscheidungsspiele geben muss. Neben den fünf Meistern darf der Vize-Meister der Oberliga Südwest (da dies die strukturell stärkste Oberliga ist) in drei Partien mit Hin- und Rückspiel um die drei Tickets für die 3. Liga spielen.

Die drei Hinspiele finden heute um 19 Uhr statt, während die Rückspiele am Sonntag ab 14 Uhr angepfiffen werden. Einige namhafte Vereine, die es mittlerweile in die unterklassigen Ligen gespült hat, sind mit von der Partie. So trifft beispielsweise der ehemalige Bundesligist 1. FC Saarbrücken (Vize-Meister Südwest) auf die Würzburger Kickers (Meister Bayern). Noch prestigeträchtiger wird das Duell zwischen den beiden Traditionsvereinen Kickers Offenbach (Meister Südwest) und 1. FC Magdeburg (Meister Nordost). Schließlich stehen sich im dritten Duell zwei U23-Teams von Bundesligisten gegenüber, nämlich Werder Bremen II (Meister Nord) und Borussia Mönchengladbach II (Meister West). Normalerweise ist es üblich, dass man als Meister seiner Liga in die nächsthöhere Liga aufsteigt. Der Sonderfall der Aufstiegsspiele in die 3. Liga führt zu einer unglaublichen Brisanz, denn das Ergebnis zweier einzelner Spiele wird darüber entscheiden, ob eine gesamte Saison am Ende von Erfolg gekrönt sein wird oder nicht.

Bevor es für die Fußballfans in die lange und beschwerliche Sommerpause geht stehen also noch einige spannende Fußballspiele vor der Tür. Zudem sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass es nun auch im Amateurfußball auf die Zielgerade geht. Man kann also nur wärmstens empfehlen, seinem lokalen Fußballverein in der bundesligafreien Zeit einen Besuch abzustatten. Auch dort warten noch so einige packende Duelle!

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.