Bundesliga

Das Finale der Bundesliga-Saison

Die Vorfreude steigt und so langsam spürt man das Kribbeln. Am Samstag wird um 15:30 Uhr in allen neun Spielen zeitgleich der letzte Bundesliga-Spieltag angepfiffen. Alle Handlungen, Hoffnungen, Ängste und Befürchtungen einer gesamten Saison finden ihren Höhepunkt in diesem Finale. Damit auch Außenstehende am Samstag problemlos einsteigen und die Vorfreude teilen können, bereiten wir die Ausgangslage für euch auf.

An der Spitze ist im Grunde genommen alles entschieden. Der FC Bayern München steht schon seit Wochen als Deutscher Meister fest. Um den inoffiziellen Titel des Vizemeisters streiten sich der VfL Wolfsburg und Borussia Mönchengladbach. Sollte Wolfsburg sein Spiel in Köln verlieren und Gladbach zuhause gegen Augsburg gewinnen, dann könnte die Borussia noch vorbeiziehen. Dies wäre auch dann möglich, wenn Wolfsburg nur unentschieden spielt und Mönchengladbach mit sechs Toren Unterschied gewinnt. Beide Szenarien sind eher unwahrscheinlich und im Endeffekt steht für beide Teams im Vordergrund, dass sie sich sicher für die Gruppenphase der Champions League qualifiziert haben. Insbesondere für die Borussia vom Niederrhein ist die erste Teilnahme am wichtigsten europäischen Pokalwettbewerb seit 1978 ein riesiger Erfolg. Fest steht auch schon jetzt, dass Bayer Leverkusen in der Endabrechnung auf Tabellenplatz 4 landen wird und sich somit in den Play-offs für die Gruppenphase der Champions League qualifizieren muss.

 

Der Kampf um die Europa League-Plätze

Die Mannschaften auf den Tabellenrängen 5 und 6 sind für die Europa League qualifiziert. Die Besonderheit: Sollte der Sieger des DFB-Pokal-Finals am 30. Mai zwischen dem VfL Wolfsburg und Borussia Dortmund bereits für einen europäischen Wettbewerb qualifiziert sein, dann ist auch der siebte der Bundesliga qualifiziert. Das ganze stellt sich daher nun wie folgt dar.

Durch den schmeichelhaften Erfolg über Paderborn hat sich der FC Schalke 04 am vergangenen Wochenende die Teilnahme an der Europa League gesichert. Man tut dennoch gut daran, den aktuellen Platz 5 zu verteidigen, denn dieser führt direkt in die Gruppenphase, während man sich beim Erreichen von Platz 6 noch durch die Play-offs quälen müsste.

Auf Platz 6 befindet sich aktuell der FC Augsburg, der auswärts zum besten Team der Rückrunde nach Mönchengladbach muss und somit eine schwere Aufgabe zu bewältigen hat. Es wäre aber zu verkraften, wenn der aktuelle Siebte, Borussia Dortmund, noch an den Augsburgern vorbeizieht, denn dann wären sowohl der VfL Wolfsburg als auch Dortmund für einen europäischen Wettbewerb qualifiziert. Unabhängig vom Ausgang des DFB-Pokals würde Platz 7, den Augsburg dann inne hätte, für die Europa League ausreichen. Andere Szenarien sind zwar rechnerisch möglich, aber realistisch betrachtet sehr unwahrscheinlich. Die Augsburger können also mit der Europa League-Teilnahme planen. Dies ist eine faustdicke Überraschung, mit der zu Saisonbeginn niemand gerechnet hätte.

Besonders brisant wird der Kampf um den letzten verbleibenden Europa League-Platz dadurch, dass ausgerechnet die beiden Anwärter, Dortmund und Bremen, am Samstag gegeneinander antreten. Dem BVB aus Dortmund reicht dabei ein Unentschieden daheim, und sollte man dennoch verlieren, so bliebe über den Umweg des DFB-Pokalsiegs eine zweite Chance. Werder Bremen würde zwar mit einem Sieg am BVB vorbeiziehen und Platz 7 belegen, müsste dann aber zusätzlich darauf hoffen, dass Wolfsburg das Pokalfinale gewinnt, damit dieser siebte Platz auch für die Europa League zieht.

Die Teams, die aktuell die Plätze 9-12 belegen, sprich die TSG Hoffenheim, Mainz 05, Eintracht Frankfurt und der 1. FC Köln, sind jenseits von Gut und Böse, da sie weder absteigen können noch Chancen auf eine Teilnahme an der Europa League haben. Lediglich Hoffenheim könnte unter kuriosen Voraussetzungen noch ein Wörtchen mitreden.

 

Der packende Abstiegskampf

Der Abstiegskampf hingegen dürfte in diesem Jahr so spannend sein wie selten zuvor. Bisher steht kein einziger Absteiger fest, dafür können theoretisch alle sechs Mannschaften auf den Rängen 13-18 noch absteigen. Wer am Ende auf den Plätzen 17 und 18 landet, steigt direkt ab, und wer Platz 16 belegt, muss in zwei Relegationsspielen gegen den Dritten der 2. Bundesliga antreten.

Die komfortabelste Situation im Tabellenkeller hat Hertha BSC Berlin. Der aktuelle 13. der Tabelle hat bereits 35 Punkte gesammelt und kann schlimmstenfalls auf dem Relegationsrang landen, während ein direkter Abstieg rechnerisch nicht möglich ist. Auswärts in Hoffenheim, für die es sportlich um nichts mehr geht, kann man die notwendigen Punkte holen. Auf den aktuell noch sicheren Plätzen 14 und 15 Folgen mit jeweils 34 Punkten der SC Freiburg und Hannover 96. Wie es die Dramaturgie will spielen ausgerechnet diese beiden Mannschaften am Samstag gegeneinander.

Den Relegationsrang 16 belegt aktuell der VfB Stuttgart mit 33 Punkten, der über lange Strecken Tabellenletzter war, zuletzt aber mit ansprechenden Leistungen Boden gut machen konnte. In der direkten Abstiegszone liegen derzeit der Hamburger SV (Platz 17, 32 Punkte), dessen Formkurve unter dem neuen Trainer Bruno Labbadia leicht nach oben zeigt, sowie das Schlusslicht SC Paderborn (Platz 18, 31 Punkte). Die Spannung wird dadurch verschärft, dass der VfB Stuttgart in Paderborn ran muss und somit auf einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf stößt. Der HSV hingegen trifft mit Schalke 04 auf eine Mannschaft aus dem oberen Tabellendrittel, die allerdings aktuell in einer Formkrise steckt und dadurch sehr verwundbar ist.

Durch die Zahl von sechs betroffenen Mannschaften und den vielen Abhängigkeiten durch gegenseitige Aufeinandertreffen ist die Situation so verwoben, dass es selbst dem gewieftesten Spieltheoretiker Schweißperlen auf die Stirn treiben dürfte. Meine persönliche Empfehlung lautet, nicht alle Szenarien durchzuspielen, denn am Ende kommt es meist eh immer anders als man denkt und das Schicksal wird sich am Samstag über die 90 Minuten hinweg mehrmals wenden. Stattdessen sollte man sich die Bundesliga-Konferenz zu Gemüte führen und sich bei jedem Tor darstellen lassen, welche Auswirkungen dies auf die Live-Tabelle hat. Es ist zu erwarten, dass sich die Konstellation fast im Minutentakt ändern wird.

Fest steht allerdings schon jetzt, dass es ein packendes Finale geben wird und dass am Ende Blut, Schweiß und vor allem Tränen fließen werden. Alle Fans von TV-Serien müssen sich das in etwa so vorstellen, dass das Finale nicht schon im Kasten ist und nur abgespielt wird, sondern dass es für die gesamte Welt offen ist und der Plot live von den Akteuren selbst entwickelt wird. Genau das ist es, was den Fußball für uns so packend macht. In diesem Sinne wünsche ich uns allen viel Spaß beim Saisonfinale am Samstag!


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