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Es herrscht Anarchie! – Pro Waffenlieferung an die Ukraine

Es herrscht Anarchie, nicht in Deutschland oder der EU sondern auf der ganzen Welt. Was zunächst nach einem Widerspruch klingt macht bei genauerer Betrachtung durchaus Sinn. Auf internationaler Ebene gibt es keine Gesetze, es kann keine Gesetze geben. Folglich herrscht zwischen Staaten und Machtblöcken Anarchie. Das wir nicht in ein Chaos wie zu Beginn des letzten Jahrhunderts verfallen, ist den Staaten geschuldet, die aus dieser Erfahrung gelernt haben.

Durch eine zunehmende Institutionalisierung auf internationaler Ebene, wie der EU und ihren Organen oder anderen Verträgen zwischen Staaten, wird der Anarchie und dem Chaos Einhalt geboten. Diese Institutionen und Regeln, welche Staaten sich selbst geben funktionierten seit einiger Zeit vergleichsweise gut und  sorgten zwar nicht für eine friedliche Welt, aber immerhin für eine friedlichere Welt als noch vor hundert Jahren.

Dennoch ändert diese Entwicklung nichts am eigentlichen Zustand der Anarchie. Es fehlt an Judikativen und Exekutiven, welche einen Verstoß gegen geltende Abkommen ahnden können.  Denn alle Abkommen zwischen Staaten gelten nur, solange alle Beteiligten an sie glauben. Dies muss jedem Außenpolitiker und Regierungschef klar sein und sollte sich auch in den Handlungen widerspiegeln.

Tragisches Opfer dieser Tatsache ist die UN, welche als oberste superstaatliche Institution über allem schwebt und doch im Angesicht der Ukraine-Krise handlungsunfähig ist.  Der UN mangelt es an Machtpotential, gewürzt mit Uneinigkeit der Mitglieder, was zur Irrelevanz der Institution führt.

Die Grenzen  interstaatlicher Abkommen sehen wir aktuell im Ukraine Konflikt. Es ist vielleicht möglich ein Abkommen zwischen Moskau und Kiew oder Moskau und Brüssel zu schließen, die Bundesregierung bemüht sich stetig darum, doch kann niemand die Einhaltung garantieren.

Die Haltung der Kanzlerin, dass der Konflikt in der Ukraine militärisch nicht zu lösen sei, ist löblich aber nicht mit der Realität vereinbar. Eine friedliche Lösung des Konflikts wäre  in der Vergangenheit vielleicht möglich gewesen, jetzt ist es Wunschdenken. Es herrschen nicht kriegsähnliche Zustände im Osten der Ukraine sondern Krieg um Territorium, bei dem keine Seite mehr gewillt ist, der anderen große Zugeständnisse zu machen. Der Westen und die Bundesregierung müssen sich bei diesem Konflikt für eine Haltung entscheiden und diese kann nur heißen, sich gegen Expansionspolitik und für die territoriale Unversehrtheit eines Staates   zu stellen.

In der Anarchie kann sich nur durchsetzen, wer die stärkere Machtposition hat, dies gilt heute noch genauso wie früher. Darum muss der Westen seine Machtposition ausbauen und einen Schritt über Sanktionen hinausgehen. Dies beinhaltet Waffenlieferungen an die Ukraine jedoch keine militärische Intervention, da es sich nicht um einen NATO-Partner handelt.


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Kommentare

Eine Antwort zu „Es herrscht Anarchie! – Pro Waffenlieferung an die Ukraine“

  1. Avatar von Frederik Rechmeier
    Frederik Rechmeier

    Ich stimme mit dem Artikel in weiten Teilen überein. Aber:

    „Die Bundesregierung muss sich bei diesem Konflikt für eine Seite entscheiden.“

    Warum? Das verstehe ich nicht. Inwiefern werden deutsche Staatsangehörige vom einen oder anderen Ausgang des Ukraine Konfliktes betroffen?
    Eine Entscheidung muss definitiv nicht getroffen werden.
    Klar, man kann sich entscheiden. Aber warum sollte man? Es geht bei diesem Konflikt um Territorium (und wahrscheinlich Öl oder Geld). Warum ist hier eine der Seiten vorzugswürdig?
    Es ist nicht so, dass dort eine demokratische Bewegung gegen ein Regime vorgeht. Das behauptet niemand und selbst wenn wäre es mit Vorsicht zu genießen (siehe „arabischer Frühling“).

    Wir reden von der Realität. Hier streiten Hintermänner um Macht. Welcher graue Herr die Ost-Ukraine am Ende regiert, muss man sich da für einen entscheiden?
    Und wenn man es unbedingt will, seien wir realistisch, es setzt sich der Stärkere durch. Wer das ist, kann ein Kleinkind schon anhand von Fotos erkennen. Ob man den Underdog mit Waffen versorgt oder nicht, wenn Russland wirklich will, setzt es sich durch. Unterm Strich hätte die ukrainische Bevölkerung durch unseren „Panthersprung nach Agadir“ also nur mehr Tote (mehr Waffen = mehr Tote) und die BRD hätte abgekühlte diplomatische Beziehungen mit Russland.

    Und wie gesagt, wir reden über die Realität. In der Realität ist Russland ein strategischer Partner an dem man nicht vorbei kommt. Wer das bestreitet, soll sich einen Globus angucken, oder einfach mal die Verteilung der Ressourcen.
    Sicher, in Russland passieren Dinge, die man als liberaler Mensch nicht gutheißen kann. Man kann sie aber nicht ändern.
    Zumindest nicht durch Waffenlieferungen. Insbesondere nicht dadurch.
    Die russische Bevölkerung denkt noch in nationalen Kategorien. So wie wir uns mit „Menschenrechten“ und dem „Westen“ identifizieren, haben dort „Patriotismus“ und „nationale Größe“ einen viel höheren Stellenwert. Der Zusammenbruch der Sowjetunion und der Verlust der Stellung als Supermacht wurden noch nicht verarbeitet. Die Ukraine nimmt in diesem Zusammenhang eine besonderern Position ein. In etwa so wie Österreich für das Deutsche Reich.
    Waffen an die Ukraine zu liefern damit diese Krieg gegen Russland führen kann, wäre die ultimative Provokation für diese nationalen Gefühle. Es würde die Stimmung nur aufheizen und z.B. dem russischen Präsidenten jede Möglichkeit zur Deeskalation nehmen. Etwas Dümmeres und Gefährlicheres könnte man nicht tun.

    Ich heiße nicht gut was in der Ukraine passiert. Es hat wie gesagt (neben Geld bzw. Macht für die Hintermänner) viel mit verletztem Nationalstolz in Russland zu tun. Waffen zu liefern wäre dabei keine Hilfe. Eventuell würde es helfen freundschaftlich auf Russland zuzugehen und so das „Feindbild Westen“ zu entkräften. Das ist angesichts der nicht liberalen Politik für uns natürlich auch schwierig. Auf der anderen Seite ist eine Liberalisierung nicht abzusehen. Kurzum, die Situation ist beschissen.

    Beschissene Situationen gibt es überall auf der Welt. Wenn wir etwas Produktives tuen wollen, in Afrika verhunger jede Sekunde wie viele Kinder?
    Was die Ukraine angeht, so handelt es sich gerade um eines der Probleme, die ganz leicht zu einer Katasthrophe werden können. Vielleicht hat der Artikel recht, wenn er anstatt von „kriegsähnlichen Zuständen“ schon von „Krieg“ spricht. Die Grenzen sind fließend.
    Eines ist aber klar, ein Krieg kann auch ganz anders aussehen. Und bevor man etwas in diese Richtung unternimmt, sollte man auf die Landkarte gucken und feststellen, dass die Ukraine gar nicht so weit weg ist.

    Frei nach Bismarck ist die Ukraine deshalb nicht „auch nur (…) die Knochen eines einzigen pommerschen Musketiers wert“.

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