Argentinien

Argentinien – Mehr als nur Tango & Maradona – Teil 1

In der neuen Reihe “Argentinien – Mehr als nur Tango & Maradona” möchten wir ein Land portraitieren, das in der deutschen Öffentlichkeit in nicht die Bedeutung erfährt, die es verdient hätte, auf der anderen Seite aber vielen Vorurteilen unterliegt.

Fragt man die Menschen in Deutschland nach Argentinien, so denken die meisten Männer zunächst mal an Fußball, insbesondere an die beiden WM-Finalsiege Deutschlands gegen Argentinien im Jahr 1990 gegen die Mannschaft rund um Diego Maradona und im Jahr 2014 gegen die Mannschaft rund um Lionel Messi. Frauen hingegen denken eher an Tango und an das Musical Evita, welches mit Madonna in der Hauptrolle erfolgreich verfilmt wurde. Doch wie der Titel dieses Artikels schon suggeriert hat das Land viel mehr zu bieten. Anhand von historischen, kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Faktoren werden wir aufzeigen, wie sich das Land seit seiner Gründung bis hin zur aktuellen Nisman-Affäre entwickelt hat.

Das Staatsgebiet des heutigen Argentinien wurde schon vor Jahrtausenden von indigenen Völkern, insbesondere von Guaraní bevölkert. Wie in allen amerikanischen Ländern kam es zu einem großen Bruch, als die Europäer das Land kolonialisierten – im Falle Argentiniens begann dieser Prozess im Jahr 1516. Die spanischen Kolonialherren hatten allerdings sehr lange mit heftigem Widerstand der indigenen Bevölkerung zu kämpfen, so dass der Prozess vergleichsweise schleppend verlief und man sich mehr auf das Gebiet des heutigen Peru konzentrierte.

Buenos Aires erlangte erst größere Bedeutung, als es im Jahr 1776 Hauptstadt des neu gegründeten Vizekönigsreichs Río de la Plata wurde. Da hiermit die Erlaubnis verbunden war, eigenständig Handel zu betreiben, wuchs die Stadt schnell und prosperierte. Dadurch entstand eine wohlhabende und selbstbewusste Stadtbevölkerung, genannt Kreolen, die spanischer Herkunft waren, jedoch in Argentinien geboren wurden und dadurch nicht die gleichen Rechte hatten wie in Spanien geborene Spanier. Damit war der Keim gepflanzt, der letztendlich in eine Unabhängigkeitsbewegung mündete. Man wollte sich nicht mehr von einem weit entfernten Spanien fremdbestimmen lassen, sondern ein eigener Staat mit eigenen Gestaltungsrechten werden. Als Spanien im Jahr 1810 unter der napoleonischen Besatzung litt, sahen die Kreolen im heutigen Argentinien eine Chance auf Unabhängigkeit gekommen und sie ersetzten die Regierungsvertreter Spaniens durch eine lokale Militärjunta. Damit war der heutige unabhängige Staat Argentinien geschaffen.

Die Erkenntnis, dass der Argentinien formell erst seit rund 200 Jahren existiert und damit, insbesondere im Vergleich mit vielen europäischen Nationalstaaten, ein relativ junger Staat ist, kommt für viele überraschend. Im nächsten Teil werden wir uns mit der Frage beschäftigten, was den Kern dieses jungen und neuen Staats ausmachte und wie diese Aspekte das Land bis heute prägen.


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Eine Antwort zu „Argentinien – Mehr als nur Tango & Maradona – Teil 1“

  1. […] junge Republik musste nach ihrer Unabhängigkeit von Spanien zunächst zu sich selber finden. Verschiedene Staatsverständnisse, Regierungsmodelle und […]

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