Argentinien

Argentinien – Mehr als nur Tango & Maradona – Teil 2

Oftmals reibt man sich verwundert die Augen wenn man erfährt, welchen wirtschaftlichen Status Argentinien einmal inne hatte. Heute ist es vor allem bekannt für Korruption, Misswirtschaft und Staatsbankrott. Doch das war nicht immer so, vor rund 100 Jahren war Argentinien eines der wohlhabendsten Länder der Welt und sah sich durchaus auf Augenhöhe mit den USA im Wettstreit um die wirtschaftliche Vormachtstellung auf dem amerikanischen Kontinent. Dies wäre nach der gegensätzlichen Entwicklung der letzten zehn Jahre heute undenkbar. Doch wie konnte es dazu kommen?

Die junge Republik musste nach ihrer Unabhängigkeit von Spanien zunächst zu sich selber finden. Verschiedene Staatsverständnisse, Regierungsmodelle und Charaktere trafen aufeinander: Liberale Demokratie versus konservative Oligarchie, Zentralismus versus Föderalismus und Reformer versus Diktatoren. Diese Unstetigkeit hemmte auch die wirtschaftliche Entwicklung des Landes.

Aufgrund seiner Historie als Kolonie hat Argentinien seit jeher eine sehr stark exportorientierte Wirtschaft gehabt. Neben Agrarprodukten wurden vor allem Güter aus dem Bergbau nach Europa exportiert. Seinerzeit war Lima noch die Hauptstadt der spanischen Kolonien, so dass es eine Vorschrift gab, die besagte, dass alle Exporte über Lima abgewickelt werden müssen. Aus diesem Grunde war der heutige Nordwesten, der Lima am nächsten lag, die bedeutendste Region. Buenos Aires erlangte erst Bedeutung als diese Beschränkung fiel, da es geographisch viel näher am Mutterland Spanien lag und somit ein bedeutender Exporthafen wurde.

Nach der Erlangung der Unabhängigkeit nutzte man die großen Flächen für die Viehzucht und die Landwirtschaft. Dies ermöglichte eine ausreichende Versorgung der heimischen Bevölkerung mit Lebensmitteln und folglich einen wachsenden Wohlstand. Die wirtschaftliche Entwicklung gewann aber erst dann so richtig an Fahrt, als das konservative, die Oligarchie bevorteilende Wirtschaftsmodell durch eine liberale exportorientierte Wirtschaftspolitik ersetzt wurde und bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts jährliche Wachstumsraten von im Schnitt sieben Prozent brachte. Basis dieses Erfolgs war die Öffnung des Landes für ausländische Investitionen und Einwanderer. Dies brachte dem Land einen enormen Know-how-Zuwachs und die ersten erfolgreichen Industrieunternehmen wurden gegründet.

Das Erfolgsstory der argentinischen Wirtschaft fand jedoch sein jähes Ende nach der Weltwirtschaftskrise im Jahr 1929. Der Grund hierfür war, dass die Industrieländer als Reaktion auf die Krise hohe Handelsbarrieren errichteten, was Argentinien als agrarexportorientierte Nation sehr schwer traf. Man reagierte mit einer Importsubstitution, das heißt man hat seinerseits hohe Schutzzölle und Importbeschränkungen implementiert, um eine eigene Industrie zu schaffen und zu schützen und um die Abhängigkeit vom Ausland dadurch zu reduzieren.

Wie sich später herausstellen sollte, war dies eine fatale Entscheidung, die der spätere Präsident Juan Perón sogar noch auf die Spitze trieb. Der Name Perón klingt vertraut? Richtig, aus zwei Gründen: Zum einen aufgrund seiner Politik, die Nachahmer fand und die man heute Peronismus nennt. Und zum anderen aufgrund seiner berühmten Frau Evita Perón, der ein eigenes Musical gewidmet wurde. Doch mehr dazu im nächsten Teil.


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