öffentlich rechtlichen

Mir soll ja nicht Langweilig werden!

Ich schalte den Fernseher ein, mal gucken was so geht. Ein angeblicher Privatdetektiv namens Eugen beobachtet einen angeblichen Ladendieb. Jemand kocht, oder isst oder beides. In einem Bericht wird getestet, ob Handys wasserdicht sind- sind sie nicht.

Ok. Ok. Stopp. Offenbar ist privates Fernsehen nicht der Renner,  zum Glück bietet mir der Staat da Hilfe an, indem er gleich zwei große Sender mit etwa dreitausend Spartensendern springen lässt. Gut, genaugenommen hab ich die bezahlt, aber immerhin kümmert sich der Staat um mein Wohl und genau das muss ja auch die oberste seiner Aufgaben sein. Mir soll ja schließlich nicht langweilig werden.

Es ist richtig, dass die öffentlich rechtlichen Sendeanstalten einen Bildungsauftrag haben, und das finde ich auch im Grunde nicht falsch. Betrachte ich aber die unendlichste Variante des langweiligen deutschen Durchschnittkrimis, dessen Handlungsbogen mit nur zwei Punkten berechnet werden kann- Anfang und Ende – wird mir flau im Magen. Weiter geht es mit mindestens der doppelten Menge an Vorabendsendungen als eine Woche an Vorabenden zu bieten hat. Heile Hinterwäldler Familien, die ohne Probleme Horst Seehofer ein zufriedenes Lächeln auf das Gesicht zaubern, und actiongeladene Folgen der spannenden Reihen die Küstenwache oder die Rettungsflieger, bei denen die Herzfrequenzen deutscher Senioren-WGs in die Höhe schnellen, sind mir gerade noch zumutbar, während ich mir die Teewurst aufs Brot packe. Meine Bildung beschränkt sich mittlerweile nur noch auf den Nationalsozialismus und ist geprägt durch Guido Knopp der mir, mit den Redakteuren von SpiegelTV  synchronisiert, jede Facette des Diktators beleuchtet.

Schließlich sehe ich mir dann noch Gesellschaftsspiele in XXL an. Sonntags kann ich begeistert, gleich auf zwei, ich wiederhole „ZWEI“, Sendern zeitglich, Menschen dabei zusehen, wie sie zum gemütlichen Takt der Playback Musik klatschen und sich am heilen Land erfreuen. Und schließlich folgt wieder ein Krimi, ob auf ZDF und ARD letztlich läuft es immer wieder darauf hinaus, dass ein Verbrecher, Aufsässiger gegen die staatliche Ordnung, dingfest gemacht werden muss. Um die Handlung eines Vorabendkrimis auf zähe 90 Minuten zu verlängern wird ein soziales Problem erfunden. Ausgeleuchtet vom Regisseur und dem Best Boy, welche von mir die Butter auf ihrem Dinkelbrot bezahlt bekommen, wird mir die Tiefe dieses Problems vermittelt um Handlungslängen zu kaschieren. Wieso, weshalb und warum überhaupt auch nur einer dieser Beiden die Kompetenz hat, mir von möglichen sozialen oder gesellschaftlichen Problemen zu erzählen, bleibt schleierhaft. Letztlich ist es auch egal, denn am Ende kann ich beruhigt ins  Bett gehen, weil in Münster, Leipzig oder sonst irgendwo die Welt wieder ein bisschen besser geworden ist. Die staatliche Ordnung wurde wieder hergestellt. Denn egal wie es endet, gibt mir doch jeder Tatort, jeder Samstagskrimi, einfach alles, das wohlige Gefühl, dass die Mühlen des Staats immer weiter mahlen. Ganz im Sinne eines Konrad Adenauers: Keine Experimente! Oh danke Guido!

Fernsehen ist positiv weitergedachte, offene Ganztagsbetreuung- das Ziel heißt: Überleben.

Und ich rufe zu Ranga Yogeshwar: Ja! Ja! Bitte, ich will euch ja weiter empfehlen. Doch an wen?

Sediert sinke auch ich schließlich zurück und merke, dass sich die Fasern eines Pullunders, welcher mir mit der Zeit gewachsen ist, langsam über meinem Bauch schließen. Und wenn mir dann spät am Abend Gundula Gause oder Claus Kleber noch die Worte der Kanzlerin präsentieren, weiß ich, dass dies alles alternativlos ist.

 


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