Über die Zukunft der Arten

Die Evolution gilt für den Menschen nicht mehr. Jeder kann seine Gene weitergeben, ob stark ob schwach, ob groß ob klein, ob gesund oder krank und das ist auch gut so. Der Mensch hat sich entwickelt, weil er nicht mehr sich selbst, sondern seine Umwelt seinen Bedürfnissen angepasst hat. Wir sind nicht mehr auf das „survival of the fittest“ angewiesen, weil wir es, wie keine andere Spezies vermögen, uns einem Selektionsdruck zu entziehen.

Gegen äußere Einflüssen haben wir Technologien entwickelt. Wir schützen uns vor Witterung, können mehr Menschen ernähren, als das Ökosystem normalerweise hergeben würde und haben uns die Tierwelt Untertan gemacht. Doch unser eigener Körper lässt uns immer wieder an Grenzen stoßen. Zwar sterben wir nicht mehr mit 30 Jahren an einer bakteriellen Infektion oder an einer gebrochenen Rippe, aber dafür an Herzinfarkt, Krebs und erst in jüngster Zeit beim Menschen aufgetretenen Virusinfektionen. Also müssen wir erneut Technologien entwickeln, um uns selbst zu verändern, uns selbst anzupassen, damit wir Krankheiten und Tod überwinden können. Wir müssen also unseren begrenzten Körper an die Möglichkeiten unseres unbegrenzten Geistes anpassen. Nicht mehr und nicht weniger, als erneut einen Sprung in der Entwicklung des Menschen zu verwirklichen, ist die Aufgabe vor der wir stehen.

Was klingt wie eine Utopie aus einem X-Men-Film, könnte schon heute Realität sein. Wir haben mit neuen Methoden der Gentechnik die Mittel in der Hand, Menschen endlich von einer Vielzahl von Krankheiten und Leiden zu befreien. Das neuartige CRISPR/Cas-System zum Beispiel erlaubt das Modifizieren einzelner DNA-Abschnitte oder sogar ganzer Gene. Unsere Gene zu verändern, ist nicht mehr als ein weiteres Hindernis auf dem Weg des Menschen, welches es zu überwinden gilt. Wir werden genauso wenig daran scheitern, wie an allem anderen, was wir bisher erreicht haben. Die Entdeckung des Feuers hat mit Sicherheit bei Ur-Menschen schiere Panik ausgelöst, doch wir haben gelernt diese irrationale Angst zu überwinden und das Feuer zu unserem Nutzen zu kontrollieren. Als die Eisenbahn erfunden wurde, wurde davor gewarnt, dass der menschliche Körper nicht für Geschwindigkeiten über 30 km/h geeignet sein und das Gehirn dabei zermatscht werden würde. Nichts ist geschehen. Columbus ist nicht vom Rand der Welt gefallen und die Forschungen in CERN erzeugen keine schwarzen Löcher, welche die Erde verschlingen.

Und nicht nur uns selbst können wir unseren Bedürfnissen anpassen, auch unsere Umwelt können wir an die sich rapide ändernden Bedingungen auf unserer Erde anpassen. Wollen wir zukünftig unsere Städte beleuchten, brauchen wir dafür keine Laternen mehr, sondern schaffen uns biolumineszente Bäume oder Sträucher. Für die Gewinnung von Rohstoffen müssen wir zukünftig nicht mehr tief in der Erde gelagerte Bodenschätze mit aufwändigen Methoden zu Tage fördern, sondern können diese in Bioreaktoren mit genetisch veränderten Mikroorganismen selbst erzeugen. Wollen wir künftig Fleisch essen, müssen wir dafür nicht mehr aufwendig Tiere züchten, halten, mästen und schlachten, sondern können ethisch und moralisch völlig unbedenklich Fleisch aus der Petrischale essen, ohne dass jemals ein Tier dafür leiden oder sterben musste.

Um Hunger, Krankheit, Leid und Tod auf der ganzen Welt zu beenden, werden wir uns erneut anpassen müssen. Tun wir dies nicht, fallen wir dem Stillstand anheim. Die Natur kennt viele Beispiele dafür, was mit Arten geschieht, die sich dem Ökosystem nicht mehr anpassen können: Sie scheitern und sterben aus. Wir sollten jetzt und heute mutig vorangehen und neue Technologien mit ihren Risiken annehmen und gezielt einsetzen. Ein Feuer kann dutzende Menschen töten, es kann aber auch dutzende Menschen wärmen und ihnen Nahrung zubereiten. Ein Flugzeug kann als Waffe verwendet werden, es kann aber auch hunderte Menschen in kürzester Zeit um den ganzen Globus transportieren. Ein Super-GAU in einem Atomkraftwerk kann Millionen Menschen töten, aber Atomstrom kann Millionen von Menschen mit sauberer Energie versorgen. Genmanipulierte Nahrungsmittel haben mit Sicherheit ihre Risiken, aber sie können Milliarden von Menschen ernähren. Die Manipulation unseres eigenen Erbguts ist sicherlich mit Risiken verbunden, aber es wird auch ohne das Zutun des Menschen täglich willkürlich verändert. Wäre es da nicht viel wünschenswerter, wenn wir es gezielt und kontrolliert einsetzen würden? Die Antwort darauf kann nur Ja sein.

“Wir wissen nicht, was mit dem Ökosystem geschieht, wenn wir gentechnisch veränderte Organismen (GVO) freisetzen”, ist eines der häufigsten Argumente von Gegnern des Fortschrittes. Sie haben recht, wir wissen nicht was passiert, das gilt aber auch für unser Ökosystem, wenn wir keine GVO ausbringen. Durch die terrestrische Strahlung und die Einstrahlung aus dem Weltall sind Lebewesen ständig unvorhersehbaren mutagenen Einflüssen ausgesetzt. Jeden Tag können neue Arten entstehen oder alte Arten aussterben, diese Dynamik des Lebens gilt es zu akzeptieren und unsere Fähigkeit, dort einzugreifen, zu nutzen, um das Ökosystem zu unserem Nutzen zu verbessern.

Wir befinden uns erneut an einer wichtigen Schwelle für die Menschheit, einem „Point of no return“. Wenn wir jetzt nicht den Mut aufbringen und ihn überschreiten, wie wir es in der Vergangenheit immer wieder getan haben, wird die Menschheit scheitern, weil sie ihren einzigen Vorteil, die Anpassung durch Technologie, aufgibt. Die Aufgabe der Politik ist es, jedem so viel Fortschritt zu ermöglichen, wie er ihn für sich selbst wünscht. Pauschale Verbote und Einschränkungen können hier nicht das Mittel der Wahl sein. Die Öko-Romantiker dürfen nicht über die Zukunft der ganzen Menschheit bestimmen. Dafür muss die Politik Bedenkenträger, Ängstliche und Rückwärtsgewandte überwinden und verhindern, dass die Menschheit in eine Sackgasse läuft. Die Deutungshoheit darf dabei nicht denen überlassen werden, die glaubten sie sprächen für “Die Natur”, denn der Mensch und all seine Entwicklungen sind eben auch Teil dieser Natur.


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Kommentare

Eine Antwort zu „Über die Zukunft der Arten“

  1. Avatar von Gregor Radjewicz
    Gregor Radjewicz

    „Unbegrenzter Geist des Menschen“??? Allein diese Aussage zeigt schon, dass wir im Geiste begrenzt sind. Dieser Artikel ist meiner Meinung nach sehr einseitig geschrieben und reflektiert in keinster Weise ethische Aspekte. Wie kann man materielle Dinge wie das Feuer oder die Eisenbahn mit der Abänderung von genetischem Material in lebenden Organismen vergleichen? Hier sollte der Autor sich noch einmal Nachhilfe in Ethik einholen und über sein eigenes Handeln reflektieren. Für einen PostDoc wahrlich nicht besonders qualifiziert. Ein Wissenschaftler sollte sich immer seiner Verantwortung bewusst sein und nicht dazu animieren jede Pille zu schlucken- Herrn Guidatos einzige Verantwortung scheint zu sein, dass Wort „Freiheit“ ad absurdum zu führen und in einer unreflektierten, auf den Vorteil bedachten Welt gipfeln zu lassen. Ein Selektionsdruck, den er selbst heraufbeschwört und sogar Ängste schürt, zu scheitern, wenn man dies nicht tut… Wie war das nochmal mit „Ängste schüren“ und den Flüchtlingen??? Hier wird etwas propagiert, was selber angewandt wird. Also, Herr Guidato, informieren sie sich einmal etwas genauer und nehmen sie die schwarz-weiß-Brille ab, bevor Sie hier so etwas schreiben. Der Doktor vor dem Namen gibt Ihnen noch lange nicht das Recht dazu. Ich sehe dieses hier als Kommentar an, möchte nicht mit Ihnen diskutieren, da dies wieder ins Unendliche sinnlose führt.

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