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Bernie Sanders – Kann er Clinton besiegen?

Race for the White House 16th Edition

Seit Donnerstag ist Hillary Clinton nicht mehr die einzige Bewerberin um die Nominierung der Demokratischen Partei für die Präsidentschaftswahlen 2016. Vermonts Bernie Sanders, der am längsten amtierende unabhängige Senator der amerikanischen Geschichte, erklärte seine Kandidatur um die Demokratische Nominierung. Er ist ein sehr ungewöhnlicher Politiker und Kandidat und viele Beobachter halten ihn für absolut chancenlos gegen die übermächtige ehemalige First Lady, Senatorin und Außenministerin der USA doch Sanders meint: „I‘m in it to win“

Wer ist Bernie Sanders?
Bernie Sanders ist 73 Jahre alt und sitzt seit 2006 als unabhängiger Politiker parteilos im Senat der Vereinigten Staaten. Er gilt in den USA als der absolute Anti-Establishment-Kandidat und ist ein selbsterklärter demokratischer Sozialist. Auf äußerst untypische Weise, für amerikanische Verhältnisse, hegt er offen Sympathien dafür, die USA in eine „Soziale Demokratie“ nach skandinavischem Vorbild zu verwandeln. Durch seine Hippie-Vergangenheit – er verbrachte sogar stilecht einige Zeit in einem Kibbuz in Israel und spricht offen über seine Drogenvergangenheit – seine konsistente linke Agenda und seinen Filibuster 2010, einer pausenlosen knapp neunstündigen Abrechnung mit Washington, im Senat, ist er den Amerikanern als einer der authentischsten Politiker der USA bekannt.

Seine konsequent linke Haltung ist auch in seiner Lebensgeschichte begründet. Sanders wurde 1941 in Brooklyn geboren und sein Vater war ein polnischer Immigrant und Farbenhändler. Sanders selbst erklärte noch in seiner Announcement Speech, dass er in einem Haushalt ohne viele Bücher aufgewachsen war. Er besuchte eine öffentliche Highschool, bevor er zum Brooklyn College und schließlich zur University of Chicago wechselte, wo er Politikwissenschaften studierte. Bevor der ehemalige Hippie Senator wurde, war er Bürgermeister der Kleinstadt Burlington und vertrat seinen Wahlkreis in Vermont im Repräsentantenhaus der Vereinigten Staaten.

Wofür kämpft Sanders
Es ist davon auszugehen, dass Sanders eine sehr energische Kampagne auf die Beine stellen wird, die sich vor allem auf sehr klassische linke Problemfelder konzentrieren wird, die Sanders schon seit 30 Jahren anprangert. Sanders steht für den Kampf gegen die soziale Ungerechtigkeit, vor allem „income inequality“ und für die konsequent höhere Besteuerung von Großkonzernen. Darüber hinaus ist er einer der härtesten Verfechter einer progressiveren Klimapolitik im Kongress der Vereinigten Staaten.

In seiner Announcement Speech hat er versprochen, dass er keine negative Kampagne betreiben wird, ohne dabei aber wichtigen inhaltlichen Auseinandersetzungen aus dem Weg zu gehen. Sanders stellte außerdem klar, dass er ohne die Unterstützung eines reichen Gönners auskommen und seine Kampagne nur aus Kleinspenden finanzieren werde. Er betonte, dass es ihm um die Sache ginge. Er wird aber zweifellos durch das Thema Geld in der Politik und auch durch seinen Kampf gegen die Milliardäre der USA, vor allem die Koch-Brothers, auch immer wieder indirekt Hillary Clinton und ihre engen Verbindungen zur amerikanischen Geldelite attackieren.

Kann ein „Pot smoking Hippie“ wirklich Präsident werden?
Kaum einer denkt, dass der „Pot smoking Hippie“ Sanders, wie Präsident Obama ihn kürzlich indirekt bezeichnete, wirklich Chancen hat, Hillary Clinton die Nominierung der Demokratischen Partei streitig zu machen, geschweige denn am Ende Präsident zu werden. Aber Sanders könnte doch Clintons Nimbus der Unvermeidlichkeit schwer beschädigen, indem er ihr in einigen Staaten, in denen die ehemalige Außenministerin schon 2008 schlecht abgeschnitten hatte, den Schneid abkauft. Hier werden aus Unterstützerkreisen vor allem die Staaten Colorado und auch besonders Elizabeth Warrens Heimatstaat Massachusetts genannt.
Interessant wird auch zu beobachten sein, wie der Wahlkampf in New Hampshire verlaufen wird, dem Staat, der bekanntlich immer gute Chancen für Außenseiter ermöglicht hat. Hier wird wohl vor allem der große Unterschied zwischen der gigantischen Kampagnenmaschinerie von Hillary Clinton mit ihren komplett durchchoreografierten und präzise geplanten Wahlkampfauftritten und dem authentischen, ehrlich wirkenden und mit bescheidenen Mitteln ausgestatteten Sanders sichtbar werden.

Sanders und Clinton
Sanders hat bis jetzt noch wenig über seine Kontrahentin gesagt, außer dass er im Gegensatz zu ihr im Kongress gegen den Irak-Krieg gestimmt und Recht behalten habe. Für Clinton besteht die Gefahr besonders darin, dass viele Demokratische Unterstützer an der progressiven linken Basis der Demokratischen Partei immer wieder daran erinnert werden, warum sie Hillary Clinton eigentlich nicht mögen. Es wird schwieriger werden, die Balance einer Kampagne zu bewahren, die auf der einen Seite für die Probleme des Durchschnittsamerikaners kämpfen soll und auf der anderen Seite ganz offensichtlich erheblichen finanziellen Aufwand in Milliardenhöhe verursacht, wenn Sanders immer wieder den Finger in die Wunde dieser Widersprüchlichkeit legt und die Frage stellt, welche Abhängigkeiten aus dieser immensen finanziellen Unterstützung erwachsen. Ein Problem, dass die Republikaner in dieser Form nicht haben. Clinton selbst, sowie weitere prominente Demokraten, begrüßen Sanders Kandidatur, da man der Meinung ist, eine richtige Vorwahl sei wichtig für die Partei und den schlussendlichen Demokratischen Kandidaten.

Ob aber Sanders oder mögliche weitere Kandidaten Hillarys Nominierung für die Demokratische Partei wirklich ernsthaft in Gefahr bringen können, bleibt abzuwarten, aber dennoch äußerst unwahrscheinlich.

Ein unabhängiger Demokrat?
Manche mögen sich die Frage stellen, warum Sanders für die Demokratische Nominierung kandidieren kann, wenn er doch im Senat als unabhängiger Politiker sitzt. Dazu sei gesagt, dass das amerikanische Verständnis von dem, was eine Partei ist, sich deutlich von dem europäischen Modell unterscheidet und Bernie Sanders auch für die meisten legislativen Zwecke im Senat zu den Demokraten gezählt wird.

Obwohl meine persönlichen politischen Überzeugungen nicht weiter entfernt von denen Bernie Sanders liegen könnten, habe ich mich dennoch über seine Kandidatur gefreut, denn er repräsentiert einen seltenen authentischen aber auch unterhaltsamen Politikertypus und ich finde, die Demokratischen Vorwahlen sind durch seine Kandidatur plötzlich wesentlich interessanter geworden.


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Kommentare

2 Antworten zu „Bernie Sanders – Kann er Clinton besiegen?“

  1. […] Partei. Doch unter dem Druck von linken und sozialistischen Gegenkandidaten wie bspw. Bernie Sanders, aber vor allem durch Elizabeth Warren, war Clinton wohl gezwungen, deutlich nach links zu rücken. […]

  2. […] 60 und werden von den äußeren Rändern ihrer Parteien stark unter Druck gesetzt, Clinton von Sanders und Warren und Bush von Trump, Santorum, Cruz und […]

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