Spannende Fußball-Bundesliga

Nach all dem Gemecker und Gemotze der letzten Wochen und Monate sollten auch einmal erfreuliche Dinge thematisiert werden. Zugegeben, das Rennen um die Meisterschaft der 1. Fußball-Bundesliga scheint nach rund einem Viertel der Spielzeit bei sieben Punkten Vorsprung schon entschieden zu sein. Herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle dem FC Bayern München. Doch wer weiß, wer derart dominant auftritt und Meisterschaftsmitfavoriten wie Borussia Dortmund oder Bayer Leverkusen an die Wand spielt, sollte von Fußball-Deutschland auch neidlos als Deutscher Meister anerkannt werden.

Und trotzdem bietet sich für den geneigten Fußball-Fan ein äußerst interessantes Bild, wenn er auf das andere Ende der Tabelle schaut. Oder – um es anders auszudrücken – die im Vorfeld ernannten „Sorgenkinder“ der Bundesliga verkaufen sich mehr als ordentlich und sorgen in der zweiten Tabellenhälfte für ein sehr ausgeglichenes Spiel.

Nehmen wir einmal die Aufsteiger SC Darmstadt 98 und FC Ingolstadt 04: Wurden die beiden Underdogs vor der Saison noch als Kanonenfutter abgestempelt und ihnen keinerlei Chancen im Fußball-Oberhaus zugetraut, sorgen die Clubs für ungeahnte Furore. Anstatt sich in jedem Spiel hinten einzuigeln und nur auf Konter zu warten, zeigen Darmstadt und Ingolstadt ihr wahres Gesicht und demonstrieren eindrucksvoll, warum ihnen der Aufstieg ins Oberhaus widerfahren ist. Konnte Darmstadt nach neun Spieltagen bereits 13 Punkte sammeln und sich zu einem bärenstarken Team in der Ferne mausern, hat es Ingolstadt noch besser erwischt: Als das drittstärkste Auswärtsteam der Liga gelang ihnen mit 14 Punkten der Sprung auf Platz acht. Natürlich wird am Ende abgerechnet und es sind noch viele Spiele zu spielen, viele Punkte zu holen, doch der Eindruck, den Darmstadt und Ingolstadt Fußball-Deutschland geben, ist beachtlich.

Und wie verhält es sich mit unserem Pleiten-Pech-und-Pannenclub der letzten beiden Spielzeiten? Nun, unter Bruno Labbadia hat es der HSV geschafft: Vergessen sind die peinlichen Vorstellungen auf und neben dem Platz, vergessen die Torschusspanik, abgeschüttelt das Abstiegsgespenst. Wer hätte vor der Saison und speziell nach dem 0:5 gegen die Bayern schon gedacht, dass sich der traditionsreiche Nordclub nach neun Spieltagen im sicheren Tabellenmittelfeld befindet? Eine etwas gesichertere Abwehr, vorne der eine oder andere Knipser und vielleicht reicht es für Labbadia und Co. in einigen Jahren ja nach langer Zeit mal wieder für Europa. Wer weiß…

Als Champions-League-Teilnehmer hatte es die Fohlenelf aus Mönchengladbach nicht leicht und versemmelte den Saisonstart im hohen Bogen. Konsequenz war, dass Favre seinen Hut nahm, die Gladbacher mit Andre Schubert eine ungeahnte Trendwende auf die Kette bekam und nun peu à peu die Tabelle wieder nach oben klettern. Es ist schon erstaunlich, welche immensen Folgen solch ein Trainerwechsel für Mannschaft und Umfeld haben kann.

Ein weiterer Verein aus dem Norden scheint überdies aus dem größten Schlamassel raus zu sein. Hannover 96 holte aus den letzten drei Spielen amtliche sieben Punkte, ließ in der Tabelle sogar Bremen und Hoffenheim hinter sich und scheint bei Kennern und Stammtischphilosophen nicht mehr als Abstiegskandidat Nummer eins zu zählen, wie es vor drei, vier Spielen noch der Fall war.

Und wer im VfB Stuttgart und bei den Augsburgern die großen Sorgenkinder der Liga sehen möchte, darf sich auch diesbezüglich getäuscht fühlen. Die Stuttgarter spielen offensivstark, es fehlte ihnen bis dato nur an der Sicherheit in der Abwehr und an der mangelnden Fähigkeit, Ergebnisse über die Zeit zu bringen. Und die Europa-League-Neulinge aus Augsburg, die dank den Siegen von Hannover und Stuttgart die rote Laterne im Besitz haben, werden dort aufgrund ihrer Spielstärke und aufkeimenden Konsequenz auch nicht allzu lang bleiben müssen.

Es bleibt also immens spannend hinsichtlich der zweiten Tabellenhälfte. Zwar haben die Bremer, trotz der amtlichen Vorstellung gegen den deutschen Rekordmeister, momentan die Seuche am Fuß, doch seid einmal ehrlich: Seht ihr den SV Werder wirklich im Abstiegskampf? Natürlich hat das in der vergangenen Saison auch niemand der Dortmunder Borussia zugetraut, die letzten Endes doch in der Rückrunde ihr Gesicht wahren konnte. Doch mit solch einem Kader wird – zumindest glaube ich es – auch Bremen nichts zu befürchten haben.

Es sind – wie gesagt – noch viele Spieltage zu absolvieren, doch wen wird es letzten Endes treffen? Bei welchem Bundesligist wird man nach der Saison vom „großen Einbruch“ und von der „noch größeren Talfahrt“ erzählen? Allein die letzten Ergebnisse und die damit verbundenen Siege von Hannover, Darmstadt und Stuttgart haben gezeigt, dass in dieser Saison alles möglich ist. Doch wer am Anfang der Saison fleißig die Punkte sammelt, hat am Ende nicht das ganz große Zittern vor der Nase. Im Mai sind wir jedenfalls schlauer, wenn zwei Mannschaften den direkten Gang nach unten antreten müssen und sich zumindest eine durch die Relegation retten darf. Fragt an dieser Stelle mal den HSV, mit wieviel Dusel und Glück man mit Ach und Krach im letzten Moment die Klasse halten kann. Vielleicht braucht die eine oder andere Überraschung in sieben Monaten ein paar gute Tipps vom Bundesliga-Dino.


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