Gouverneur - Scott Walker

Scott Walker – Das Gegenteil von Angela Merkel

Race for the White House 30th Edition

Wenn man als Europäer an einen sehr polarisierenden amerikanischen Politiker denkt, dann hat man sehr wahrscheinlich Donald Trump oder vielleicht noch Chris Christie im Sinn.

Aber wenn man nach einem wirklich polarisierenden aktiven Politiker in den USA sucht, der auch wirklich kontroverse politische Position durchgesetzt hat, dann kommt man sehr schnell auf Scott Walker.

Scott Walker ist 46 Jahre jung, verheiratet und hat zwei Kinder. Er ist der Sohn eines evangelikalen Predigers und hat keinen College-Abschluss. Er ist aktuelle Gouverneur von Wisconsin.

Anfang des Jahres avancierte er zum Superstar unter den Kandidaten der Republikaner. Er war jung erfolgreich, setzte sowohl im wirtschaftlichen als auch in sozialen Bereichen konservative Positionen als Gouverneur in seinem Staat durch und gilt damit als der perfekte Kandidat, um die Flügel der republikanischen Partei zu vereinen.

In Wisconsin setzte er eine rigorose Sparpolitik durch und bekämpfte vehement die Gewerkschaften. Er beschnitt ihre Sonderrechte und erschwerte Ihnen die Finanzierung. Diese Auseinandersetzung ging so weit, dass die Gewerkschaften erst Demonstrationen mit mehreren 10.000 Anhängern gegen seine Politik abhielten und schließlich sogar genug Unterschriften sammeln konnten, um eine so genannte „Recall Election“ abzuhalten. In diesem Fall kommt es zur irregulären Neuwahlen, durch die die Gewerkschaften zusammen mit den Demokraten ihren Gouverneur Walker absetzen wollten. Doch sie hatten den wenig charismatischen aber sehr proaktiven und fleißigen Wahlkämpfer Walker unterschätzt, so dass er selbst diese Wahl gewann, gestärkt aus ihr hervorging und seine Sparpolitik weiter fortsetzen konnte.

Doch nicht nur, weil er die Gewerkschaften fast vollständig entmachtete, demonstrierten tausende Menschen in der Hauptstadt in Madison vor Walkers Amtssitz gegen seine konservative Politik. Denn um seine Sparpolitik weiter fortzusetzen, hatte Walker angekündigt und dann auch durchgesetzt, dass das Budget der staatlichen und vor allem besonders links geltenden Universität von Wisconsin nach einer Restrukturierung um 13 Prozent zu kürzen, was zu drastischen Einschnitten im Personal und in der Ausstattung der staatlichen Bildungseinrichtung führte.

Scott Walker weiß aber auch wie man die Herzen der erzkonservativen evangelikalen republikanischen Wähler erreicht. Durch seine familiäre Herkunft weiß er, wie diese Menschen ticken und in Themen wie Abtreibung und leider auch Evolution entspricht er ganz ihren Vorstellungen.

Scott Walker ist so etwas wie eine Anti-Merkel, ein zu 100 Prozent konservativer Kandidat, der gar nicht erst versucht, präsidial oder überparteilich zu wirken und damit seine Gegner asymmetrisch zu demobilisieren, sondern der allein darauf setzt, seine eigenen Unterstützer vollständig zu mobilisieren. Er hat als erster erkannt, dass man in Wisconsin als Republikaner sehr erfolgreich sein kann, wenn man sehr stark polarisiert und völlig auf die eigenen konservativen und wirtschaftsliberalen Themen setzt. Konsens und Dialog mit der Opposition sind ihm absolut fremd und er ist mit dieser Strategie sehr erfolgreich. 85 Prozent der Republikaner können sich vorstellen, Walker in den Vorwahlen zu unterstützen. In einem Feld mit 17 Kandidaten ist das ein erstaunlich hoher Wert.

Doch Walker hat mittlerweile zu kämpfen, denn wie allen anderen Kandidaten, bereitet Donald Trump auch Walkers Umfragewerten mit seinem medienstarken und Anti-Establishment-Auftritt erhebliche Probleme. Dennoch, sollte Trumps aktueller Höhenflug bald vorbei sein, wovon immer noch die meisten Kommentatoren ausgehen, dann könnte Walker wieder ganz weit vorne stehen.

Vor allem wegen seinem Mobilisierungspotenzial in beiden Flügeln der Partei und seinem eher einfachen und vor allem nicht elitären und nicht akademischen Hintergrund, trauen ihm viele Beobachter zu, der Kandidat mit den besten Chancen gegen eine immer noch sehr elitär, sehr abgehobene und inauthentisch wirkende Hillary Clinton zu sein. Scott Walker hat also durchaus Chancen, der 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika zu werden.


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