Sex

Wenn sich der Schüler aufs Nachsitzen freut

Pornoklischee im wahren Leben
Es ist wohl eines der ältesten Pornoklischees, die man so kennt: Der böse Schüler passt im Unterricht nicht auf und muss zum Nachsitzen bei der sexy Lehrerin. Das eine kommt zum anderen und am Ende haben beide Sex. Dieser Klassiker wird nur noch vom Paketboten „der zwei mal klingelt“ oder dem Klempner der „ein Rohr verlegen will“ an Lächerlichkeit übertroffen. Warum finden wir solche Szenarios so albern? Nun, man denkt sich „so etwas passiert in Wirklichkeit niemals“. Aber ist dem so?

Im US Bundesstaat Alabama wurde vor einigen Monaten die 35 jährige Lehrerin Brianne Altice zu 2 bis 30 Jahren Haft und einer Sex-Täter-Therapie verurteilt. Der Vorwurf: Missbrauch und Vergewaltigung von Minderjährigen. Die sogenannten „Opfer“ waren 16 bis 17 Jahre alt. Also ein eindeutiger Fall? Ab hinter Gitter mit der Nymphomanin?

Erst Flirten, dann Küssen und am Ende Sex
Es gibt eine andere Sichtweise auf den Fall, die der Opfer: Zuerst soll es nur Freundschaft, dann Flirten der Opfer mit ihr, später Küssen in der Schulpause und schließlich Sex gewesen sein. Eins der Opfer beschrieb sie nach einer längeren Beziehung als seine feste Freundin, ein anderes Opfer bezeichnet die Anklage sogar als „lächerlich“. Bei Facebook gibt es inzwischen den Aufruf „Free Brianne Altice“ mit immerhin über 5000 Likes. Einer davon ist von mir.

Handelt es sich also um ein Fehlurteil? Mit Nichten! Denn die Gesetzeslage ist klar. Bei Minderjährigen ist die Anklage hier immer auf Vergewaltigung und das Einverständnis der Opfer ist irrelevant. Auch Psychologen melden sich hier zu Wort: Opfer könnten ihre Gefühle hier nicht richtig einschätzen.

Ab wann darf man selbst entscheiden?
Bleibt also neben der rechtlichen nur noch die moralische Frage. Wer hat also recht? Können die Jugendlichen einwilligen oder können sie es nicht? Auch der Vorwurf des Sexismus findet sich bei Befürwortern und Gegnern des Urteils: Wer die Freiheit für Brianne Altice fordert, der tut dies nur weil sie eine Frau ist: Hätte ein 35 jähriger Mann mit 17-jäghrigen Mädchen Sex gehabt, so wäre die Lage anders, so der Vorwurf. Doch auch der Gegenseite ist Sexismus vorzuwerfen: Brianne muss angeblich „zu Recht“ eine Sex-Therapie machen, so die Befürworter des Urteils. Frauen die gern Sex mit jungen Männern haben gelten scheinbar immer noch als unnatürlich. Gern und viel Sex zu haben, ist offenbar nur bei Männern akzeptabel.

Man fragt sich ob es eine objektives Kriterium gibt um zu beurteilen was hier richtig und was falsch ist. Sicher sollte gelten: einvernehmlicher Sex unter erwachsenen geht Dritte (also auch den Staat) nichts an. Doch wie verhält es sich bei fast erwachsenen Männern? Ab wann ist jemand Alt genug um in sexuelle Handlungen einzuwilligen? Sicher erst nachdem die Pubertät zu Ende ist und man selbst einen Sexualtrieb entwickelt hat. Bei 16 oder 17 Jährigen ist dies sicher der Fall.

Das Urteil ist rechtlich korrekt, moralisch aber fragwürdig. Wieder wird ein Mensch dessen sexuelle Vorlieben nicht passen, glatt gebügelt, in Therapie geschickt, bis sie „gesund“ ist und eine Abschreckung für zukünftige Täter geschaffen. Natürlich gibt es in diesem Fall auch Opfer: Brianne Altice, ein Opfer einer spießigen, intoleranten Gesellschaft.


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