Feministinnen

Von Modell-Rollen und Rollenmodellen

Die Emma hat mal wieder den Vogel abgeschossen. Im Zusammenhang mit dem Flugzeugabsturz in Frankreich forderte sie nun eine Frauenquote für Piloten, weil diese doch statistisch bewiesen weniger dazu neigten, Selbstmord zu begehen. Abgesehen davon, dass der Versuch, aus dem Unglück Vorteile für sich und seine Ideologie zu ziehen, beschämend ist, legt er auch offen, welches Rollenbild radikale Feministinnen offenbar haben: die Frau als optimales Wesen, als makellos, den Männern in allen Punkten überlegen.

Kommt einem das nicht bekannt vor? „Mansplaining“ lautet ein englischer Neologismus, der in Australien noch im Jahre 2014 zum Wort des Jahres gekürt wurde. Gemeint ist der Macho, der sich der Frau generell überlegen fühlt und meint, ihr fortwährend die Welt erklären zu müssen. Wenn die Feministinnen dieses Bild umzukehren versuchen, handelt es sich dabei um den bewussten oder unterbewussten Anspruch, zu sagen: „Ihr Männer habt uns seit Menschengedenken dominiert, jetzt sind wir mal dran!“ Angesichts dessen, dass Frau das angeblich männliche Aufspielen völlig fremd ist, ist eine schwache Argumentation.

Gegenbeispiel: Meine Eltern sind der Überzeugung, dass Ursula von der Leyen als Bundesverteidigungsministerin eine Fehlbesetzung ist. Diese Meinung teile ich durchaus, aber interessant ist, warum sie das finden: Weil sie eine Frau ist. Und da wären wir mal wieder bei den alten Rollenbildern. Eine Frau könne doch keine Armee führen, es sei doch schon immer so gewesen, dass die Kriegsführung Männersache ist. Und überhaupt, was soll eine Frau in einer solchen Männerdomäne ausrichten, sie versteht doch gar nicht, worauf es ankommt. Nun beweist uns die Ministerin leider nicht das Gegenteil, aber ich bin fest davon überzeugt, dass es an mangelnder persönlicher Qualifikation und nicht an ihrem Geschlecht liegt. Zahlreiche schwache männliche Amtsvorgänger legen das nahe.

So ist es die Notwendigkeit, eben solche Rollenbilder aufzubrechen, wenn eine vernünftige Emanzipation gelingen soll. Frauen müssen die Möglichkeit haben, in Männerdomänen Fuß zu fassen – genauso übrigens wie Männer in Frauendomänen. Ich bin durchaus davon überzeugt, dass männliche Erzieher oder Grundschullehrer die Kindererziehung bereichern können. Es geht wie so oft um Chancengerechtigkeit, die der Schlüssel zu wahrer Emanzipation ist.

Denn wollen die Feministinnen allen Ernstes den Frauen verbieten sich schick anzuziehen, wollen sie ihnen die Freude an schönen Kleidern oder aufwendigen Frisuren nehmen, die die Männer beeindrucken? Wollen sie den Männern verbieten, eine Frau hübsch oder anziehend zu finden? Sexismus-Debatten wie über die Hamburger Bürgerschaftskandidatin Katja Suding scheinen das auszusagen. Wenn eine Frau sich in Schale werfe, dann rückten ihr Können und ihre Leistungen in den Hintergrund. Implizit steht der Vorwurf im Raum, schön und intelligent gleichzeitig könne die Frau nicht sein – und noch ein Vorurteil. Doch auch das dem zugrundeliegende Männerbild ist zu beachten: für den Mann rücke im Allgemeinen das Können einer Frau in den Hintergrund, wenn sie nur hübsch genug sei. Kann man nicht verleugnen, dass für viele Männer das Äußere einer schönen Frau durchaus interessant ist, muss man(n) sich den Schuh einer derart primitiven Charakterisierung seines Geschlechtes nicht anziehen.

Es wäre also gleichermaßen ungerechtfertigt, eine Frau dafür zu verurteilen, dass sie ihre körperliche Schönheit betont und die ihr dafür zugebilligte Aufmerksamkeit und Anerkennung genießt, wie einen Mann dafür, dass er sich vom Antlitz einer Frau beeindrucken lässt. Die zunehmende Öffnung der Gesellschaft in sexueller Hinsicht, muss solchen eingefahrenen Haltungen und den nicht weniger festgefahrenen Anti-Haltungen auf Dauer ohnehin die Grundlage entreißen. Und so bleibt es dabei, dass in der laut und emotional geführten Sexismus-Debatte nur die Vernunft hilft, die das Geschlecht da heraushält, wo es keine Rolle zu spielen hat: worauf es ankommt, sind das Können, die Leistungsfähigkeit und nicht zuletzt auch der freie Wille eines jeden Einzelnen, nicht das Geschlecht. Die Zeiten, in denen man in starren Modellen und Kategorien dachte, sind im Jahre 2015 vorbei. Davon muss die Gesellschaft sich frei machen. Und jeder einzelne kann durch seine persönliche, offene Haltung zu dieser Freiheit beitragen – ob Mann, ob Frau.

 


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