John Stewart

Eine Ära geht zu Ende – John Stewart verlässt die Daily Show

Was sich für die Dienstagnachtausgabe der Daily Show mit John Stewart in dieser Woche abzeichnete, war ein Paukenschlag. Der Moderater der Show, John Stewart, erklärte in einer bewegenden emotionalen Ansprache an das Publikum zum Ende der Ausgabe, dass er seinen bis September 2015 laufenden Vertrag nicht verlängern werde. Schon dieses Jahr wird also die letzte Daily Show with John Stewart über die Bildschirme laufen. Alle Nachrichtensender und auch alle Zeitungen in den USA haben darüber in einem Ausmaß berichtet, das Stewart dazu veranlasste, in seiner Sendung vom Mittwochabend zu fragen: „Did I die?“

Im Jahr 1999 übernahm Jon Stewart die Daily Show und transformierte sie von einer nicht besonders beachteten Late-Night-Show unter vielen zu einem politischen und journalistischen Schwergewicht in den USA. Auch der Sender Comedy Central wurde zu einem echten Big Player im umkämpften amerikanischen Late-Night Markt. Doch was ist so besonders an Stewart und seiner Show?

Natürlich hat sich auch die Daily Show in den letzten 16 Jahren weiter entwickelt und sie ist heute nicht mehr so wie sie 1999 war, als John Stewart begann sie zu moderieren. Doch seit mindestens 10 Jahren ist John Stewart auf einer Mission: Er wollte die Doppelmoral und Scheinheiligkeit des medialen Nachrichten-Establishments der USA aufdecken. Dabei nahm er sich vor allem die drei großen Nachrichtensender der USA CNN, Fox News und MSNBC vor. Besonders häufig nahm er dabei den konservativen Nachrichtensender Fox News ins Visier, was dessen Frontmänner auch zu vielen Gegenschlägen veranlasste.

Seine Mission verfolgte er auf eine solche integre und gleichzeitig auch lustige Art und Weise, dass er vor allem bei jungen Amerikanern zu dem Journalisten mit der höchsten Glaubwürdigkeit aufstieg. Die New York Times verglich ihn in diesem Aspekt kürzlich sogar mit Walter Cronkite oder Edward R. Murrow. Auch wenn die Daily Show sich selbst als eine „Fake News Show“ bezeichnet, war es unter jungen Leuten doch wahrscheinlich die meist verfolgte Nachrichtensendung.

Auch im politischen Betrieb wurde Stewart als einflussreicher Journalist und nicht als Komiker gesehen. Sogar Präsident Obama kam schon zum Interview in die Daily Show. Aber auch konservative Politiker gingen gerne zu Stewart in die Sendung. Oft war auch schon Bill O’Reilly, ein konservatives Zugpferd von Fox News, zu Gast. Zu den Präsidentschaftswahlen wurden auch Fernsehduelle zwischen Stewart und ihm veranstaltet.

Doch vor allem der mediale Betrieb der USA wurde durch die Existenz dieser einflussreichen Sendung aufgemischt, denn wie Chris Hayes von MSNBC diese Woche berichtete, mussten sich die Macher der Nachrichten immer Sorgen machen: „Nicht, dass wir damit in der Daily Show landen.“ Im politischen und medialen Betrieb der USA war Stewart eine feste Größe.

In der Welt der Comedy hat Stewart deutliche Spuren hinterlassen, aus den Reihen der Korrespondenten der Daily Show stammen mit Stephen Colbert, John Oliver und Larry Wilmore schon drei weitere Moderatoren von erfolgreichen Late-Night Formaten. Auch die Hollywood-Stars Steven Carell und Ed Helms haben bei der Daily Show angefangen.

In Deutschland versucht sich nun seit einigen Jahren Oliver Welke mit der „Heute Show“an dem Format. Jedem Kenner der Daily Show kommen sehr viele Elemente der Heute Show sehr bekannt vor. Beispielsweise erinnert die Person „Gernot Hassknecht“ doch sehr an „Back in Black“ mit Comedian Lewis Black, obwohl Stewart sehr viel seltener Gebrauch von Black macht, als Welke von Hassknecht. Auftritte von Albrecht Humboldt sind wohl der konservativen Kunstfigur von Stephen Colbert nachempfunden.

Doch meiner Meinung nach wird das Format in Deutschland schlecht umgesetzt, auch wenn es durch Mangel an Alternativen gut ankommt. Denn in Deutschland kann das eigentlich medienkritische Konzept der Daily Show gar nicht funktionieren. Natürlich ist es kein Geheimnis, dass John Stewart eher progressiv ist, doch auf der anderen Seite gibt es in den USA eben Sender wie Fox News, die offensichtlich sehr konservativ sind und viel Stoff für Spott liefern. Außerdem ist Fox News nach wie vor der quotenstärkste Nachrichtensender der USA, auch wenn dort weitaus weniger Menschen zuschauen, als in Deutschland angenommen wird. In Deutschland gibt es aber keine konservativen, geschweige denn liberale Medien, zumindest nicht im Fernsehen. Und Welke ist ja beim ZDF und damit ein Teil des linken Medienmainstreams in Deutschland. Deren Scheinheiligkeit könnte man ja auch mal in Stewart-Manier aufdecken, aber das würde wahrscheinlich kaum einer gucken. Satire ist eben die Domäne der Linken.


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