Tempolimit

Death Metal für Schnecken auf Crack – Absolutes Tempolimit?

Wer kennt das nicht? Man ist Sonntagabends im Auto unterwegs auf Reisen, auf dem Rückweg von einem Wochenendtrip oder einem Seminar. Das Navi zeigt an, dass man noch exakt 236,7 km vor sich hat. Die Autobahn ist gähnend leer. Dreispurig, außer dem lettischen LKW auf der rechten Spur weit und breit kein Auto in Sicht.

In dieser Situation bin ich unendlich froh, dass ich eines der wenigen verbliebenen Autobahn-Teilstücke erwischt habe, die noch kein Tempolimit haben und ich somit meinen Tempomat auf 160 km/h stellen kann und zügig, aber sicher an mein Ziel kommen kann, vorausgesetzt, die Verkehrssituation erlaubt es.

Aber man stelle sich mal vor, es gäbe ein generelles Tempolimit von 120 km/h. Ziemlich schnell würde sich eine gewisse Frustration einstellen, da man Freiraum ohne Ende hat, aber rumkriechen muss wie eine Schnecke auf Crack. Der Weg wird unendlich lang und ein Gefühl der Müdigkeit stellt sich ein. Man dreht die Musik auf, um irgendwie wach zu bleiben (entweder Death Metal oder irgendetwas zum Mitgröhlen), und man ärgert sich darüber, dass man viel länger für eine Strecke braucht als früher.

An wohl keiner Frage lässt sich der Widerspruch zwischen Freiheit und linker Bevormundung deutlicher wahrnehmen als bei der Debatte zum generellen Tempolimit auf Autobahnen. Der durchschnittliche Debattierpartner auf der Gegenseite ist 29 und Student in Köln (wo die Grünen Volkspartei sind). Dort hat er ein vorbildliches U-Bahn-Netz („Mir drinke jän e Kölsch un mir fahre KVB“), und da es für ihn nur sehr wenige Gründe gibt, Köln zu verlassen, braucht er erst gar kein Auto. Glück für ihn. Deshalb ist ihm vollkommen fremd, dass man gerade im ländlichen Raum aufgrund mangelnder ÖPNV-Verfügbarkeit auf ein Auto angewiesen ist. Im Zweifel leiht er sich halt Papis Karre. Sollte er unerwarteter Weise mal mit einer Autobahn in Berührung kommen, dann wahrscheinlich mit dem Ring um Köln, wo es, aufgrund der Verkehrslage zu Recht, ein Tempolimit gibt. Er sagt, er fände ein generelles Tempolimit von 120 km/h gut, da er ohnehin nicht schneller fahre und all diese Raser sind ja so schlimm. Auf Deutsch: „Ich fahre nie schneller als 120 km/h also will ich auch nicht, dass andere das dürfen. Ich selber brauche das nicht und alle sollen so leben wie ich.“ Wie gesagt – linke Bevormundung statt Freiheit.

Herrlich untermalt wird diese Debatte von unserem öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Im ADAC Markencheck auf ARD wird dem bösen ADAC vorgeworfen, dass er sich gegen ein allgemeines Tempolimit positioniert. Um zu belegen, wie moralisch verwerflich diese Position ist, fährt man auf die A46 von Düsseldorf in Richtung Wuppertal (dreispurig, Tempolimit 120 km/h) und bleibt konsequent mit 120 km/h auf der linken Spur. Vermutlich nach ewig langer Drehzeit taucht endlich ein sogenannter „Raser“ im Rückspiegel auf, der es eilig hat und 125 km/h fahren will. Vermutlich nach ebenso ewig langen Minuten geduldigen Ausharrens betätigt er einmalig die Lichthupe um zu signalisieren, dass die mittlere und die rechte Spur völlig frei sind. Aber was soll’s – die Bilder sind endlich im Kasten – ein Raser, der seinen Raser-Ambitionen mit ständiger Lichthupe Nachdruck verleiht. Das ist der Beleg, dass das Tempolimit her muss.

Bei der anschließenden Debatte bei Plasberg fordern nun die Teilnehmer des linken politischen Spektrums erneut vehement ein Tempolimit. Begründung? „Dann hören all diese Raser endlich auf, mich auf der Autobahn zu nötigen.“

Ich runzle die Stirn bei so viel gebührenfinanzierter Hoffnungslosigkeit. Machen wir den, wie Plasberg sagen würde, Fakten-Check: Drängeln und Nötigung im Straßenverkehr sind bereits heute verboten, und das vollkommen zu Recht. Dennoch kommt es viel zu häufig zu solchen Verhaltensweisen. So weit so gut. Der Fehler im System ist aber doch, dass dies nie geahndet wird. Was wir also brauchen sind daher mehr Kontrollen, optimaler Weise durch Zivilstreifen und die Anwendung der bisherigen Gesetzeslage.

Doch was wollen unsere linken Debattierpartner? Sie wollen ein Verbot, dass es per Gesetz gibt, dessen Einhaltung aber nicht ausreichend überprüft wird (Nötigung im Straßenverkehr), durch ein weiteres Verbot (allgemeines Tempolimit) ergänzen. Es liegt auf der Hand, dass auch die Einhaltung dieses Verbots nicht ausreichend überprüft werden wird.

Der Effekt eines Tempolimits würde also vollkommen verpuffen und überhaupt nichts an Rasen und Nötigung ändern. Nur ich müsste mir wahrscheinlich ein paar neue CDs kaufen, um nicht einzuschlafen, während ich zwangsweise mit 100 km/h auf der Autobahn fahre, obwohl die Verkehrslage zulassen würde, dass ich 180 km/h fahre. Armes Deutschland, so ganz ohne Freiheit…


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Kommentare

Eine Antwort zu „Death Metal für Schnecken auf Crack – Absolutes Tempolimit?“

  1. Avatar von albjaga
    albjaga

    Abgesehen davon, auch bei Tempo 120 gibt es Schwachköpfe die nicht glauben, daß man auch auf der rechten Fahrspur fahren kann.

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