Gesangstalent Andrea Nahles trällerte im Bundestag einmal „Ich mach mir die Welt, wie-sie-wie-sie-wie-sie-mir gefällt.“ Gesagt getan. Um bei der letzten Bundestagswahl Wählerstimmen zu sammeln überschlugen sich die beiden jetzigen Koalitionspartner Union und SPD mit Versprechen an die ältere Generation und besonders an die sogenannten “Babyboomer”, die einen der größten Anteile an der deutschen Gesamtbevölkerung stellen. Die Versprechen wurden nach der Bundestagswahl dann auch ohne großen Protest aus der Opposition eingelöst. Die Rente mit 63 und die Mütterrente wurden umgesetzt.
Diese Woche verkündete Andrea Nahles, dass, um langfristig das Rentenniveau halten zu können, eine Rentenbeitragserhöhung unausweichlich sei. Genau davor hatten Kritiker der neuesten Wahlgeschenke an die Babyboomer bereits vor deren Umsetzung gewarnt. Experten warnten vor Mehrkosten von 160 Milliarden Euro allein bis zum Jahr 2030. Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels in der Bundesrepublik erscheint diese Politik mehr als verantwortungslos. Die nachfolgenden Generationen, die trotz hoher Rentenabgaben nicht mit einem ausreichenden Rentenniveau rechnen können, bezahlen am Ende die Zeche für die populistischen Wahlgeschenke der großen Koalition.
Man sollte meinen, dass sich die jungen Generationen gegen diese Zwangsenteignung – diese Bezeichnung scheint aufgrund der Aussicht auf mangelnde Gegenleistung der Rentenkassen für die geleisteten Beiträge durchaus akkurat – der Arbeitnehmer durch den Staat wehren würden. Doch weit gefehlt. Es wird bei jungen Bürgern aller politischen Couleur brav mit dem Kopf genickt, wenn ihnen seitens der Profitierenden mal wieder vorgehalten wird, sie hätten in ihrem Leben noch nichts geleistet. Dass diese Vorgänge hochgradig ungerecht sind und eine eklatante Verletzung des Generationenvertrags darstellen, wird von Alten wie Jungen geflissentlich übersehen. Denn schließlich ist es sozial ja nur gerecht, wenn der Arbeiter, der 45 Jahre auf dem Bau geschuftet hat seine verdiente Rente endlich bekommt. Selbstverständlich ist das durchaus zu verstehen. Es wird aber als Totschlagargument gegen jeden Widerspruch genutzt und das ist inakzeptabel. Es gibt die verschiedensten Anspruchsgruppen innerhalb der Gesellschaft, mit legitimen Interessen und Anliegen. Die Diskussion wird aber mit genau solchen Argumenten geführt. Klingelt da nicht etwas? Sind wir nicht alle inzwischen sensibel für Argumentationen dieser Art? Ist das nicht mal wieder astreiner Populismus? Kann sein. Aber der ist schließlich ja nur verwerflich, wenn er sich gegen Fremde richtet. Wenn damit anderen Bevölkerungsgruppen geschadet wird ist das in den Augen vieler, und besonders der jungen Generation schon okay, auch wenn man selbst darunter leidet. Denn unsere Generation ist vor allem eins: Eine Haufen von devoten Ja-Sagern der alles mit sich machen lässt. Es wird vor dem Staat und anderen Gesellschaftsgruppen gebuckelt was das Zeug hält.
Wo bleiben die Initiativen der Nachwuchsorganisation der Parteien zur Wiederherstellung der Generationengerechtigkeit? Wo bleiben die NGO’s die im Rahmen nahezu aller politischen Diskussionen aus dem Boden schießen? Wo bleibt die Empörung über diese Ungerechtigkeit? Eure devote Haltung kotzt mich wirklich an.
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