Evangelische Kirche

Moralokratie – Das Gut Recht zu haben Folge 3 

Nachdem gegen Ende von Teil 2 die kleine Gruppe inzwischen einige Verbündete als Wächter gefunden hat, ist die Suche nach Unterstützern noch lange nicht vorbei. Solange man keine eigenen Journalistenschulen eröffnen kann, sind die wenigen treuen Vasallen einfach nicht genug, schließlich gibt es auch noch andere Meinungen von anderen Journalisten bei anderen Zeitungen. Schließlich traut die Großgruppe zwar den Medien, aber wer kann schon glaubwürdiger sein als … Gott?

Glücklicherweise bietet sich insbesondere die evangelische Kirche an, die in ihrer Existenzbedrohung gar jedem Mainstream von Atomkraft-nein-danke bis weniger Wachstum, höhere Steuern, mehr Umverteilung nachläuft (Meck 2013) und nicht selten Kirchentage mit Parteitagen verwechselt – Luther rotiert wohl in seinem Grab der Schlosskirche zu Wittenberg.

„Die anti-kapitalistischen Ressentiments sind nirgendwo lebendiger als auf dem evangelischen Kirchentag. Wohlstand und Wachstum sind verdächtig (…) Idealisiert wird im Zweifel der Hartz-IV-Empfänger, der Finanzier des Wohlfahrtsstaates darf mit weniger Zuspruch rechnen.“ (Meck 2013)

Rulff (2012) stellt in seinem Kommentar für den CICERO eine erschreckende Ähnlichkeit von EKD und programmatischer Ausrichtung der Grünen fest: „[Sie erwecken] den Eindruck, eher Menschheits- denn Bürgerpolitik zu betreiben und die Volonté générale der Nachhaltigkeit zu proklamieren, wo die Volksparteien mühevoll die Volonté de tous zwischen den verschiedenen sozialen Interessensgruppen austarieren.“ 2011 ließ sich schon die evangelische Kirche der Pfalz den „Solarpreis 2011“ von Umweltminister des Landes NRW Johannes Remmel (B90/ Die Grünen) überreichen, der übrigens noch im gleiche Jahr in seiner Pressemitteilung die Wahl des Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Dr. h.c. Alfred Buß, zum neuen Vorsitzenden des Vorstandes der Stiftung Umwelt und Entwicklung begrüßt. Diese wurde 2001 von der Landesregierung, Kabinett Clement II und der damaligen Landesumweltministerin Bärbel Höhn (B90/ Die Grünen) ins Leben gerufen. Auf dem evangelischen Kirchentag in Dresden 2011 wurde unter dem Wortführer Professor Günter Altner († 2011) und Frank-Walter Steinmeier (SPD) die Resolution mit Forderung nach einem Atomausstieg bis 2017 beschlossen. Altner war unter anderem Mitglied des Instituts Solidarische Moderne, eine überparteiliche Programmwerkstatt zur Überwindung des Neoliberalismus, bestehend aus Abgeordneten von B90/Die Grünen, den LINKEN und der SPD sowie Mitbegründer des Freiburger Öko-Instituts. Zu den Kuratoriumsmitgliedern des Instituts gehören unter anderem der SPD-Politiker Erhard Eppler (Bundesminister a.D.) und der emeritierte Professor Udo. E. Simonis, Ehemann der SPD-Politikerin Heide Simonis. Außerdem steht man natürlich im engen Austausch mit der SPD-eigenen JournalismusAkademie, die von der Friedrich-Ebert-Stiftung finanziert wird und mit freundlicher Unterstützung von „Grüner Journalismus“. So verwundert es kaum, wenn der Pfarrer der lippischen Landeskirche und ehemalige Landtagskandidat der PIRATEN-Partei, Lothar Herbers, die evangelische Kirche gar als „kirchliche Organisationsform von Rot-Grün“(Rulff 2012). bezeichnet.  Die wenigen Besitzer der absoluten moralischen Korrektheit finden ihr Refugium in dem trostlosen Überbleibsel einer ehemaligen bedeutsamen christlichen Strömung und sichern sich durch ihre handverlesen Gruppe der kleinen aber starken Gruppe der medialen Wächter. Als Gegenleistung erhalten sie natürlich ein Stück vom großen Kuchen und werden bedacht, wenn es die Ideologie in Regierung und Apparate schafft, zum Beispiel durch Vorhaben, wie die öffentlich-rechtliche Finanzierung von Journalismus in NRW. Viele Journalisten und Journalistenschulen sehen in dem Vorschlag einen Angriff auf die journalistische Freiheit und tragen die Diskussion auf die Feuilletonseiten vieler publizistischer Leitmedien des politischen Meinungsspektrums. Der NRW- Landeskorrespondent der FAZ, Reiner Burger, schreibt:

„Mit der Vergabe quasistaatlicher Recherchestipendien und der Finanzierung von Imagekampagnen ist schon eine Steuerungsfunktion verbunden. Denn wer entscheidet, welche Recherchethemen opportun sind?“ (Burger, 2013)

Die sich damit behutsam einleitende Verstaatlichung der Presse könnte auch zu dem empirisch nicht belegten Auftraggebereffekt, einem kritisch diskutierten Effekt aus der Marktforschung, führen, der besagt, dass Forschungsinstitute die Ergebnisse liefern, die der Auftraggeber erwartet (Scheuch, 1973). Diese Theorie lässt sich auch auf den durch staatliche Gelder gestützten Journalismus anwenden. Ganz in der Intention von Burger wird sich der bislang freigeistige Journalist kaum kritisch gegen den eigenen Arbeitgeber positionieren. Spätestens nach einem jahrelang andauernden medialen und verdreht-christlichen Dauerfeuer ist die Großgruppe gespalten in Besitzer, Wächter und Besitzlose, ganz nach Popitz Theorie des Prozesses der Machtbildung und Phase 2 ist abgeschlossen.

Phase 3: Ausbau der Macht

Endlich ist die gesellschaftliche Interpenetration gelungen: der eigene Machtanspruch hat sich in den Köpfen festgesetzt – ob Sie es wollen oder nicht. Aber inzwischen weiß jeder, was politisch korrekt ist oder nicht und die Schere im Kopf funktioniert. In der letzten Phase, in der wir uns seit einigen Jahren befinden, gilt es, das Gebrauchsgut der Moral durch dauerhafte Abhängigkeiten mehrheitsfähig zu machen. Es werden neue Stellen geschaffen, Forschungsinstitute eingeführt, unerwünschte Schulformen abgeschafft, erwünschte eingeführt und Unmengen neuer Gesetze erlassen. Kannten Sie bis vor 15 Jahren etwa Diversity-Beauftragte, Feministinnen-, Schwulen-, Lesbenreferate, Klimaschutzpläne, Glühbirnenverbote, das Verbot von Ponyreiten auf öffentlichen Veranstaltungen, den Veggie-Day, Fleischverbote an einem Wochentag in Schulen und Kitas, Rauchverbote, Grillverbot in Parks und auf Grünflächen, Unisextoiletten, Gender-Studies, Geschlechtergerechte Sprache, politisch korrekte Kinderbücher? Nein? Und fragen Sie sich auch noch, was der ganze Kram eigentlich sein soll? Dann leben Sie ziemlich gefährlich. Denn es ist gelungen, eine Ideologie so unanfechtbar zu machen, dass man fast vergisst, dass es nur eine kleine Minderheit ist, die die Mehrheit gängelt. Und ganz allmählich arrangieren sich Mitglieder der Großgruppe mit der neuen Ordnung, um ihre eigenen Vorteile zu sichern. Schnell lernt man: wer abweicht, wird geächtet, in der Schule, in der Universität, im Beruf oder einfach auf der Straße.

Die Generation Y ist genau in dieser Zeit groß geworden, kein Wunder, dass ein solches politisches Klima angepasste, denkfaule, konfliktscheue und unpolitische Ja-Sager erzeugt. In einer Zeit, in der der ideologische Obrigkeitsstaat das Moralmonopol über alle Bereiche umklammert, verkümmern die Werte der bürgerlichen Mitte: Aufstieg durch Leistung, Freiheit und Gerechtigkeit, zugleich die klassischen Werte der sozialen Marktwirtschaft. Die Frage ist nur, wohin gehören Sie? Ich heiße Sie willkommen im Vormärz 2.0!

 

Burger, R. (2013): Pressefinanzierung durch Rundfunkgebühr – Da muss das Misstrauen wachsen: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/medien/pressefinanzierung-durch-rundfunkgebuehr-da-muss-das-misstrauen-wachsen-12168734.html

Meck, G. (2013): Das Kreuz mit der Kirche http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/protestanten-und-wirtschaft-das-kreuz-mit-der-kirche-12172322.html

Rulff, D. (2012): Grüne und Kirche – Die neue C-Partei http://www.cicero.de/berliner-republik/die-neue-c-partei/52714

Institut Solidarische Moderne http://www.solidarische-moderne.de/

Preisauszeichnung: http://www.energieagentur.nrw.de/kirche/themen/photovoltaik-13699.asp

Pressemitteilung von Umweltminister Johannes Remmel: http://www.umwelt.nrw.de/ministerium/service_kontakt/archiv/presse2011/presse111118_b.php

Grüner Journalismus: http://gruener-journalismus.de/

JournalismusAkademie der FES: http://journalistenakademie.fes.de/


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