VW Abgasskandal

VW Abgasskandal – oder: Wie man von wirklichen Skandalen ablenkt

Moralokratie

Die Berichterstattung zum VW-Abgas”skandal” und zur Person des zurückgetretenen Vorstandsvorsitzenden Winterkorn zeigen einmal mehr, dass die Medien die eigentlichen Probleme nicht aufzeigen oder nicht aufzeigen wollen. Dabei erinnert das Bild Winterkorns auf der Titelseite der Rheinischen Post an den Nachruf eines für die Menschheitsgeschichte Verstorbenen und selbst die „Wirtschafts“-woche unter der neuen Leitung von Miriam Meckel schwingt die kapitalismuskritische Keule: “Blindheit, Dreistigkeit und Größenwahn: Dieselgate entlarvt die mangelnde Governance bei VW und in der Klimapolitik”, anstatt einmal auf den Skandal hinter dem Skandal zu schauen.


Was wieder einmal alle übersehen ist die Tatsache, dass die Verantwortlichen nicht nur bei VW und in der Autoindustrie sitzen, sondern insbesondere in der Politik und in Teilen der Gesellschaft. “Skandalös” ist, dass in der Moralokratie seit langem ein ideologischer Druck auf Teile der Wirtschaft aufgebaut wird, Vorgaben zu erfüllen, die unter wirtschaftlichen Voraussetzungen anscheinend nicht erfüllbar sind. Der sogenannte “Abgasskandal” entzaubert lediglich die naive Vorstellung, dass es Umweltschutz und Wohlstand zum Nulltarif gibt. Alle unternehmerischen Compliance-Grundsätze werden mit dieser politischen und gesellschaftlichen Anspruchshaltung zwangsläufig ad absurdum geführt.

“Skandalös” ist, dass im Zusammenhang mit der VW-Affäre der Blick der Medien schlagartig auf die gesamtwirtschaftlichen Zusammenhänge in der deutschen Wirtschaft („Die wahre Deutschland AG“ – RP vom 24.09.2015) gerichtet worden ist. Pars pro toto, also von einem kleinen Teil auf das ganz Große schließend, werden die falschen Abgaswerte politisch instrumentalisiert, um aus der industriefeindlichen Stimmung Profit zu schlagen. Und schon werden erste Forderungen nach einer noch stärkeren Verschärfung von Umweltvorschriften laut. Damit ist das Ziel der selbsternannten “Klimaretter” erreicht und der Industrie kann endgültig der letzte Pflock der fremddefinierten ökologischen Korrektheit ins Herz gerammt werden. So hat auch NRW-Justizminister Kutschaty natürlich die jetzt explosiv gestiegene industriefeindliche Stimmung unmittelbar genutzt, um populistisch seine Forderung nach einem Unternehmensstrafrecht zu wiederholen. Verwunderlich ist das Ausmaß der vernichtenden Berichterstattung und hämischen Rezeption jedoch nicht. Auto- und Individualverkehr sind der natürliche Feind der ökologisch-korrekten Moralokraten, da kommen ein paar falsche Abgaswerte von VW gerade recht. Symptomatisch twitterte heute der ARD-Energieexperte Döschner, dass das Auto, egal ob Benziner oder Diesel, keine Zukunft mehr haben dürfe. Schon vor langer Zeit ist man nämlich von dem Vorhaben abgerückt, die anderen Verkehrsmittel “attraktiver zu machen” – stattdessen wird mit allen Mitteln versucht, das Autofahren immer unattraktiver werden zu lassen. So werden schon heute 50 Milliarden Euro Steuern über den Individualverkehr eingezogen, Tendenz und Belastung steigend, bei einer gleichzeitig immer weiter verkommenen Verkehrsinfrastruktur. Die täglichen Staus aufgrund der unzureichenden Fahrbahnen und defekten Brücken tragen doch wohl um ein Vielfaches mehr zu einer unnötigen Umweltbelastung bei als ein paar in der Spitze manipulierte Abgaswerte der Autoindustrie.

“Skandalös” sind also wohl viel eher die politischen Rahmenbedingungen und die viel zu oft überzogenen Standards, die Wirtschaftsunternehmen die Basis für Wirtschaftlichkeit und bezahlbare Produkte entziehen. Die Medien scheinen alllmählich das Feingefühl für die wirklichen Probleme in dieser Welt zu verlieren. Nur am Rande: wenn der Friedensnobelpreisträger Barack Obama, der Autokrat Wladimir Putin und die deutsche Willkommens-Kanzlerin Angela Merkel zur Beilegung des Syrienkrieges und der (europäischen) Flüchtlingskatastrophe erst jetzt das Gespräch mit dem zuvor als Massenmörder beschimpften Baschar al- Assad suchen, dann, ja dann kann man von einem Skandal sprechen.


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