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Fiorina strikes back – Die zweite republikanische TV-Debatte

Race for the White House 34th Edition

Am Mittwochabend veranstaltete CNN die zweite große Fernsehdebatte der Republikaner für die Nominierung zu den Präsidentschaftswahlen 2016. In der zweiten Runde standen elf Kandidaten auf der Bühne und debattierten knapp drei Stunden lang über verschiedene Themen, aber vor allem auch über persönliche Animositäten. Es war wie immer im amerikanischen Vorwahlkampf eine Mischung aus seriöser Politik, Unterhaltung und Pathos. Auch deshalb fand die Debatte in Ronald Reagans Präsidentschaftsbibliothek statt und als besondere Kulisse wurde im Hintergrund Präsident Reagans ausgemusterte Air Force One aufgeboten.

Das dreistündige Format erlaubte diesmal elf Kandidaten auf der Bühne und da Rick Perry seine Kampagne mittlerweile ausgesetzt hat, wurden die verbleibenden vier Kandidaten erneut, aufgrund ihrer geringen Umfragewerte in eine zweite weniger prestigeträchtige Debatte ausgelagert. Viele Kommentatoren sprechen recht abschätzig vom „Kindertisch“.

Die Gewinner
Aber, dass man sich aus diesem auch herauskämpfen kann, das beweist die einzige Frau im Bewerberfeld. Denn die meisten Kommentatoren sind sich einig, dass Carly Fiorina, die zum ersten Mal an der großen Debatte teilnahm, die große Gewinnerin des Abends war.

Gewinner und Verlierer werden in solchen TV-Debatten meist an staken Momenten oder eben an den berüchtigten Aussetzern festgemacht und vor allem in der Außenpolitik konnte Fiorina mit einigen sehr starken Momenten glänzen. Sie lieferte somit auch viele Soundbites, die auch sehr gut geeignet sind, immer wieder im Fernsehen wiederholt oder in den Zeitungen zitiert zu werden. Auch das Thema Abtreibung, welches unter Amerikanern immer noch hoch umstritten ist, wurde von Fiorina leidenschaftlich besetzt. Aber nicht nur inhaltlich, sondern auch in ihrer Auseinandersetzung mit Donald Trump bezüglich ihres Erscheinungsbildes triumphierte sie und ließ den Milliardär sehr schlecht aussehen. Auf seine Beleidigung erwiderte Sie: „Ich denke, Frauen in ganz Amerika haben ganz genau verstanden, was Mr. Trump gemeint hat!“

Dennoch ist an Donald Trumps Kritik an ihrem Gesicht etwas dran, es geht dabei nicht darum, wie sie aussieht, sondern um ihre Mimik. Fiorina wirkt durch ihren harten und kalten Gesichtsausdruck permanent und bei fast jedem öffentlichen Auftritt auf viele Menschen sehr unsympathisch und diese kleinen Faktoren werden bei einer Auswahl zwischen immer noch 16 Kandidaten einen noch größeren Einfluss auf die Entscheidung der Vorwähler haben als sonst. Schon Hillary Clinton machte in den Vorwahlen 2012 die Erfahrung, dass ein Kandidat sich das Leben unnötig schwer macht, wenn er keine Wärme, sondern nur Kälte und Distanz ausstrahlt.

Für mich war deshalb Marco Rubio, der junge Senator aus Florida, der stärkste Kandidat des Abends. Leider lieferte er nicht den einen starken Moment, doch bot er wie schon in der ersten Debatte eine konstant sehr gute Performance, durch die er Autorität und Führungsstärke demonstrierte. Außerdem konnte er erneut in der inhaltlichen Auseinandersetzung triumphieren, da er die schärferen und präziseren Antworten als seine Mitbewerber gab. Hier konnte er vor allem wieder im Kontrast zu Donald Trump punkten.

Rubio leidet stark unter der Sogwirkung, die Donald Trumps Präsidentschaftskandidatur auf die mediale Berichterstattung ausübt. Für einen Republikaner, der einen seriösen Kandidaten unterstützen will, welcher einen echten Kontrast zu Hillary Clinton bietet und nicht Bush heißen soll, bietet Rubio eine echte Alternative. Deshalb hat er wohl auch die besten allgemeinen Zustimmungswerte unter den Kandidaten.

Auch Chris Christie und Jeb Bush hinterließen einen guten Eindruck. Beide profitierten auf ihre Art von den niedrigen Erwartungen, die im Vorfeld an sie gerichtet wurden. Bush war vor allem von Trump häufig wegen seiner wenig energetischen und wenig enthusiastischen Art kritisiert worden und sah vor dieser Debatte auch streckenweise wie ein Feigling aus, der sich nicht traute, in die direkte Auseinandersetzung mit dem Geschäftsmann zu gehen. Doch in der Debatte wirkte Bush sowohl inhaltlich als auch im Auftritt sehr stark und behauptete sich überraschend gut gegen Trump und seine Attacken. Trotzdem bleibt es dabei, dass diese Debattenformate nicht die Stärke eines eher nachdenklichen und weniger extrovertierten Jeb Bush sind.

Chris Christie konnte endlich einmal wieder mit seiner besonderen Art, Politik zu machen und öffentlich aufzutreten, punkten. Er hatte gute Momente und er hat sich auch etwas getraut, auch wenn die ein oder andere Einlage vielleicht etwas daneben ging. Zu Beginn forderte er bspw. das Publikum auf, die Hände zu heben, wenn sie glaubten, dass ihre Kinder es einmal besser haben würden.

Sein herausragender Moment war die Intervention in einem etwas kindischen Streit zwischen Fiorina und Trump, als er darauf hinwies, dass sich niemand für die Karrieren der beiden interessiere, sondern die amerikanischen Bürger von den Kandidaten verlangten, sich um die wirtschaftliche Situation des durchschnittlichen Amerikaners zu kümmern.

Die Verlierer
Donald Trump ist aus meiner Sicht der große Verlierer des Abends. Zwar hatte er keinen wirklichen Aussetzer, der Kandidaturen beenden kann, wie einst bei Rick Perry, aber er wirkte, wie auch schon bei der letzten Debatte sehr arrogant und er machte dabei erneut den Eindruck, als habe er inhaltlich von den Themen überhaupt keine Ahnung.

Natürlich haben die Moderatoren versucht, den maximalen Unterhaltungswert aus der Veranstaltung heraus zu pressen und immer wieder die Auseinandersetzung auf persönlicher Ebene zwischen Trump und anderen Kandidaten in den Mittelpunkt der Debatte gestellt. Trotzdem, immer dann, wenn es einmal wirklich um die konkreten Themen ging, konnte Trump nie eine wirklich fundierte Antwort geben. Ein Beispiel dafür war auch seine Vorstellung über den Umgang mit Russland und Putin. Seine Lösung: „Ich werde einfach mit Putin reden“.

Man wird beobachten müssen, ob diese schlechte Performance seinen weiterhin positiven Umfragewerten etwas anhaben kann. Dennoch bleibt festzuhalten, dass er für einen Kandidaten, der anderen zu geringe Energien zum Vorwurf macht, wenig Enthusiasmus ausstrahlte. Aktuell ist Trump schon wieder in den nächsten Skandal verwickelt, in dem es erneut um Präsident Obamas Herkunft und Religion geht.

Ben Carson, der Neurochirurg, der sich kürzlich auf den zweiten Platz in den Umfragen vorkämpfen konnte, ist der zweite große Verlierer des Abends. Wie schon in der ersten Debatte wirkte er blass, inhaltlich sehr schwach, aber eigentlich sympathisch. Doch im Gegensatz zum letzten Auftritt fehlte ihm am Mittwoch ein Moment am Ende, der eine mäßige Performance in einen gelungenen Abend verwandelt.

John Kasich, der republikanischer Gouverneur aus Ohio, der als progressivster republikanischer Kandidat gilt, machte ebenfalls einen sehr schlechten Eindruck. Bei der ersten Debatte, die auch in seinem Heimatstaat ausgerichtet wurde, konnte er noch durch seine sympathische Art positiv auffallen, aber in dieser Debatte fand er kaum statt. Im einzigen wirklich erinnerungswürdigen Moment Kasichs unterbrach er auf merkwürdige Art und Weise in eine Auseinandersetzung zwischen Trump und einem anderen Kandidaten, um zu bemerken, dass die Zuschauer diese Art der Auseinandersetzung langweilig fänden.

Insgesamt machte er auch durch seine vergleichsweise schwache Position zum Iran-Deal eine schlechte Figur. Er ist der einzige Kandidat, der dieses Abkommen nicht kategorisch ablehnt, sondern als Präsident zunächst abwarten würde, ob die Iraner sich an die Abmachungen halten. Eine Position, die unter republikanischen Wählern kaum Anhänger wird finden können.

Die Statisten
Übrig bleiben Rand Paul, Mike Huckabee, Ted Cruz und Scott Walker. Paul gehört erneut weder zu den Gewinnern noch zu den Verlierern des Abends und er hat inhaltlich auch viel Richtiges gesagt. Dennoch hat sich der Eindruck verstärkt, dass er zu stark unter dem Mangel an medialer Aufmerksamkeit leidet, um noch eine ernsthafte Rolle in den Vorwahlen zu spielen. Dieses Problem spiegelt sich laut einigen Berichten auch in der finanziellen Situation seine Kampagne wider.

Huckabee, Walker und Cruz fanden eigentlich überhaupt nicht statt und konnten lediglich, genau wie John Kasich, etwas weniger als zehn Minuten Redezeit verbuchen. Damit hatten sie ehrlicher Weise gar nicht wirklich die Gelegenheit, ernsthaft etwas beizutragen.

Insgesamt muss man sagen, dass CNN seinem Ruf als „Quotenhure“ wahrscheinlich gerecht geworden ist. Mit drei Stunden war die Debatte erstens eindeutig zu lang, die Inhalte sind zugunsten der persönlichen Auseinandersetzungen zu weit in den Hintergrund getreten und die Redezeit war unter den Kandidaten sehr ungleich und auch unfair verteilt. Aber es ist zweifelhaft, ob diese eine Debatte unter vielen am Ende einen auschlaggebenden Impuls verursacht hat. Wer also sollte CNN den Vorwurf machen, kommerziell das meiste daraus gemacht zu haben?

Wer auf einen legendären Aussetzer, wie das berühmte „Ups“ von Rick Perry gewartet hatte, wurde ebenfalls enttäuscht. Die nächste TV-Debatte findet am 28. Oktober in Colorado statt und wird sich thematisch, laut dem Ausrichter CNBC, auf die Wirtschaft in den USA konzentrieren.

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