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TV-Debatte der Republikaner

Race for the White House 29th Edition

Vergangenen Donnerstag fand die erste große TV-Debatte der republikanischen Partei im Rennen um das Weiße Haus statt. Um die Gunst der Vorwähler wurde in der Quicken Loans Arena in Cleveland, Ohio, gestritten, derselben Arena, in der auch der große Parteitag stattfinden wird, in welcher der dann feststehende, republikanische Präsidentschaftskandidat offiziell zum Anführer der Partei gekürt werden wird.

Ist Trump der Verlierer des Abends?
Erstaunlicher Weise, vor allem für eine Fox News Veranstaltung, fand die interessanteste Auseinandersetzung des Abends nicht zwischen den Kandidaten selbst statt, sondern zwischen dem aktuellen Frontrunner der GOP, Donald Trump, und der bekannten Fox News Moderatorin Megyn Kelly. Die Auseinandersetzung, die an diesem Abend begann, hält bis heute an. Direkt die erste Frage des Abends zielte direkt auf Donald Trump ab und nährte die Gerüchte, dass der Chef des Senders, Roger Ailes, die Direktive ausgegeben hatte: „Get Trump! End this tonight“. Moderator Bret Baier fragte, ob einer der Kandidaten nicht den Eid schwören würde, den endgültigen republikanischen Kandidaten in jedem Fall zu unterstützen und in keinem Fall als unabhängiger Kandidat anzutreten. Der einzige, der diesen Eid an diesem Abend nicht ablegen wollte, war natürlich Donald Trump.

Zurecht erntete er dafür Buhrufe aus dem Publikum, denn aus der Sicht der meisten Kommentatoren, wäre eine unabhängige Trump-Kandidatur die Garantie für den Sieg von Hillary Clinton und der Demokraten bei den Präsidentschaftswahlen 2016.

Es ist ein zwar umstrittenes aber dennoch lebendiges Trauma, dass der konservative aber Washington-feindliche Ross Perot als unabhängiger Kandidat die Republikaner 1992 um den Sieg bei den Präsidentschaftswahlen gebracht hat und es damit Bill Clinton ermöglichte, den amtierenden Präsidenten George Bush zu beerben. Die Parallelen sind deutlich erkennbar, denn eine unabhängige Kandidatur Trumps könnte erneut einen Bush um die Präsidentschaft bringen und das erneut zugunsten einer Clinton.

Die nächste Attacke kam von der einzigen anwesenden Frau des Abends und zielte auf Trumps oft abschätzige Bemerkungen über seine weiblichen Mitmenschen ab. Sie fragte, ob jemand, der Frauen schon mal als „fat pigs“ oder „disgusting animals“ bezeichnet, und der einmal zu einer Kandidaten in seiner Reality-TV-Show gesagt hat, sie gäbe ein prächtiges Bild auf ihren Knien ab, wirklich Präsident werden könne.  Trump antwortete nur, er habe keine Zeit für „political correctness“ und er müsse auch nicht so freundlich zu Kelly sein. Später deutete er in einer Radioshow an, dass sie es auf ihn abgesehen hätte und wahrscheinlich auch ihre Periode gehabt hätte.

Sowohl der Schlagabtausch selbst als auch Trumps anschließendes Verhalten lösten erneut eine heftige Reaktion der Medien aus, und viele sahen das ersehnte Ende der Trump-Kandidatur endlich gekommen. Ich bin jedoch der Meinung, dass Trump weder entzaubert wurde, noch der Verlierer des Abends ist. Wer Trump vor der Debatte favorisiert hat, wird seine Meinung über ihn nicht geändert haben und umgekehrt. Trump hat sich schlussendlich genauso verhalten, wie man es von ihm erwartet hätte. Er hat nicht den Fehler begangen, sich wie ein professioneller Politiker zu verhalten. Dafür hält ihn keiner und dafür würde ihm auch Niemand seine Stimme geben. Er hat seine Außenseiterrolle voll angenommen und damit sicherlich bei seinen Unterstützern gepunktet. Erste Umfragen nach der Debatte scheinen dies zu bestätigen.

Marco Rubio – Der Gewinner
Marco Rubio hat aus der Sicht vieler Kommentatoren den besten Eindruck gemacht. Er steht für den Generationswechsel in der GOP und hat auch in der Debatte wieder unter Beweis gestellt, dass er rhetorisch sehr begabt ist. Rubio und John Kasich haben zusammen deutlich mehr Optimismus ausgestrahlt und Charisma gezeigt als die anderen Kandidaten.

Rubio stellte auch erneut heraus, dass er der einzige Kandidat ist, der Hillary Clinton auf ihren Themengebieten schlagen kann, da er als Kind kubanischer Einwanderer noch die tatsächlichen Probleme der Menschen selbst mitbekommen hat und sich selbst durch eigene Kraft nach oben gearbeitet hat. Ihm könne Clinton nicht unterstellen, nichts von den Ängsten und Sorgen der Durchschnittsamerikaner zu verstehen.

Gleichzeitig machte er erfolgreich deutlich, dass er auch thematisch sehr fundiert aufgestellt ist und legte eloquent seine Positionen dar. In einem Seitenhieb auf Trump wollte er auch deutlich machen, dass er sich auch in den Details der politischen Themen bestens auskennt und die meisten Einwanderer der Vereinigten Staaten eben nicht mehr aus Mexiko kämen, sondern aus anderen lateinamerikanischen Ländern.

Leider teilt Rubio viele seiner Stärken als Kandidat mit dem jungen Senator Barack Obama aus dem Jahr 2008 und es käme einem radikalen Kurswechsel gleich, wenn die Republikaner, die sich seit acht Jahren über Obamas Mangel an Erfahrung in der Exekutive beklagen, nun selber einen jungen aber unerfahrenen Senator in der ersten Amtszeit mit Einwanderungsbiographie nominieren, und das scheinbar nur, weil er rhetorisch äußerst begabt ist.

Bush, Walker und Kasich – Die Gouverneure
Die drei bekanntesten Gouverneure unter den Kandidaten haben genau aus diesem Grund auch so häufig und intensiv auf ihre Bilanzen als Anführer und Reformer in ihren Bundestaaten verwiesen. Alle drei zählten, teilweise auch unabhängig von den gestellten Fragen, immer wieder ihre Leistungen und Erfolge auf.

Kasich, der gerade noch rechtzeitig vor der Debatte seine Kandidatur erklärt und damit Rick Perry an den Katzentisch verbannt hatte, machte von diesen dreien die beste Figur und gilt als eine der großen Entdeckungen des Abends. Nicht zu unterschätzen ist hier natürlich der Heimvorteil. Als Gouverneur von Ohio war er natürlich der Liebling des Publikums. Besonders sympathisch dürfte ihn auch gemacht haben, dass er trotz seiner politischen Ablehnung der Homo-Ehe betonte, dass er seine Kinder auch selbstverständlich weiterhin lieben würde, selbst wenn sie homosexuell wären, und dass er gelegentlich auch mal eine solche Trauung von Freunden besuche.

Jeb Bush machte keinen schlechten Eindruck auf der Bühne, aber sein Auftritt stach auch nicht besonders hervor. Er gab sich präsidial und ruhig, wirkte aber bei seinen Themen Einwanderung und Bildung sehr leidenschaftlich und auch authentisch. Scott Walker konnte eigentlich kaum punkten, machte aber auch keinen schlechten Eindruck.

Rand Paul vs. Chris Christie
Rand Paul und Chris Christie lieferten sich das heißeste Gefecht des Abends. Beide nutzten die Gelegenheit, ihre diametral entgegenstehenden Ansichten zur Massenüberwachung der amerikanischen Bürger durch die NSA zum Ausdruck zu bringen. Christie wurde gefragt, ob er seinen Vorwurf aufrechterhalte, dass Rand Paul durch das von ihm initiierte Auslaufen der dafür notwendigen parlamentarischen Autorisierung direkt das Leben von Amerikanern gefährde. Der Gouverneur von New Jersey hielt seinen Vorwurf aufrecht, woraufhin Paul antwortete, dass er Präsident Obama im Gegensatz zu Christie nicht die sensiblen Daten aller Bürger anvertrauen würde. Diesen Vorwurf flankierte er zusätzlich dadurch, dass er Christies Position in diesem Thema noch mit der umstrittenen Umarmung Obamas durch Christie beim Katastropheneinsatz nach Hurricane Sandy in Verbindung brachte. Daraufhin erwiderte Christie, dass er auch als Bundesstaatsanwalt für New Jersey Opfer des 11. Septembers umarmt, Terroristen angeklagt und hinter Gitter gebracht hätte. Seine Position beschütze Amerika und deren Menschen vor dem Terrorismus.

Diese Auseinandersetzung war eine der wenigen Sternstunden der Debatte, gerade, weil sie wirklich inhaltliche Differenzen zwischen den Kandidaten sichtbar machte und es einer der wenige Momente in einer Vorwahl war, in dem die Zuschauer wirklich sehen konnten, dass es für sie tatsächlich einen Unterschied machen würde, ob Chris Christie oder Rand Paul der nächste republikanische Präsident der USA würde.

Was bleibt übrig?
Die übrigen Kandidaten blieben eher unscheinbar an diesem Abend. Ben Carson dürfte sicherlich auf manchen Vorwähler durchaus charmant gewirkt haben, wirkte aber insgesamt sehr zahnlos. Mike Huckabee konnte mit einem Witz punkten, blieb ansonsten allerdings auch eher unauffällig mit seinen üblichen Appellen an die konservative Basis, die auch Ted Cruz in gewohnter Manier rhetorisch geschliffen bediente. Diese Themen spielen für viele Amerikaner aber heute nur noch eine untergeordnete Rolle.

Deshalb nutzen die Demokraten vor allem die Abwesenheit vieler Themen, die die Aufmerksamkeit der amerikanischen Öffentlichkeit in den letzten Monaten dominiert hatten, für Angriffe auf die Partei und ihre vielen Kandidaten. Es gab keine Fragen zu den Themen Klimawandel, Überschuldung von Studenten, soziale Gerechtigkeit und vor allem zum Thema Polizeigewalt.

Die Demokraten profitieren hier vor allem davon, dass sie in den letzten Jahren die Kunst der der Themensetzung wesentlich besser beherrschten als die GOP, nicht zuletzt auch, weil sie seit fast sieben Jahren das Weiße Haus halten. Diese eher demokratischen Themen interessieren den amerikanischen Vorwähler aber meist überhaupt nicht, das könnte sich als ein echter Nachteil für die Wahlen zur 45. Präsidentschaft der USA erweisen.

Am Rande sei hier erwähnt, dass die kleine vorangestellte Debatte der übrigen Kandidaten eher einer Farce als einer hochkarätigen Wahlkampfveranstaltung glich, vor allem aufgrund der Tatsache, dass kein Publikum anwesend war und der leere Saal, in dem anscheinend schon die Vorbereitungen für die richtige Debatte vonstatten gingen, auch häufig gezeigt wurde. Der Konsens zum Ausgang der Debatte ist allerdings sehr eindeutig: Carly Fiorina gilt dank starkem Auftritt als klare Siegerin.

Diese Debatte wird allerdings nur die erste von zahlreichen Auseinandersetzungen der Kandidaten auf dem Weg zu einem offiziellen republikanischen Präsidentschaftskandidaten gewesen sein und, ob und wie wichtig sie tatsächlich war, wird man nur rückwirkend einschätzen können. Eines aber haben die Republikaner den Demokraten weiterhin voraus: Ein wirklich offenes Rennen um das Weiße Haus.

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