Olympia / Eurosport

Olympische Spiele auf Eurosport

In der vergangenen Woche ließen alle Gegner des öffentlich-rechtlichen Rundfunks die Korken knallen. Der Anlass war die Entscheidung des IOC, die Rechte an den Olympischen Spielen 2018 bis 2024 für den europäischen Markt an die US-Firma Discovery zu geben. ARD und ZDF schauen also zunächst mal ins Leere, denn Discovery ist die Mutter des Senders Eurosport, der in Deutschland frei empfangbar ist.

 

Und was haben wir davon?

Der Vorteil für uns alle ist, dass Eurosport sich über Werbung finanziert, anders als ARD und ZDF, die sich ihr Portmonee mit unseren Rundfunkbeiträgen füllen, um dann die Rechte für lukrative Sportgroßereignisse an Land zu ziehen. Allein die olympischen Sommerspiele in London 2012 haben ARD und ZDF, und damit uns Gebührenzahler, rund 85 Millionen Euro gekostet. Bei rund 44,5 Millionen Gebührenzahlern bedeutet dies, dass jeder von uns für die Olympischen Spiele 2012 rund 1,91 € berappen durfte. Auf den ersten Blick, insbesondere für den Sportinteressierten, nicht viel, doch erstens gibt es Leute, die sich für Sport überhaupt nicht interessieren und zu Recht nicht einsehen, warum sie gezwungen werden, hierfür zu zahlen. Und zweitens wird es zukünftig kostenlos für alle. Würden ARD und ZDF auch bei anderen Rechten an Sportübertragungen, wie zum Beispiel an der Sportschau, ebenfalls ins Leere schauen, dann würden alle davon profitieren.

 

Gibt es Olympia jetzt nur noch im Pay-TV?

Nein. Zwar besitzt Discovery neben Eurosport mit Eurosport 2 auch noch einen Pay-TV-Sportsender, doch einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs aus dem Jahr 2013 zu Folge müssen Ereignisse von „erheblicher gesellschaftlicher Bedeutung“ im frei empfangbaren TV zu sehen sein. Das Urteil darf man durchaus kritisch sehen, aber da dieses Kriterium bei Olympischen Spielen zweifellos vorliegt, sollte eine Übertragung im Pay-TV also ausscheiden.

 

Haben wir also zu Recht die Sektkorken knallen lassen?

Leider nein – am Ende könnte sich das vermeintlich freudige Ereignis als Pyrrhussieg herausstellen. Denn dass Discovery nun die Rechte erworben hat heißt nicht, dass die olympischen Wettkämpfe auch allesamt auf Eurosport übertragen werden. Es ist noch immer möglich, dass ARD und ZDF mit Discovery in Verhandlungen treten, um zumindest einen Teil des Kuchens zu erhalten. Natürlich zu deftigen Preisen, denn schließlich ist Discovery ein privates und gewinnorientiertes Unternehmen, was natürlich heißt, dass man nichts zu verschenken hat und sich für eventuelle Rechte fürstlich entlohnen lassen wird, um eine angemessene Marge zu erwirtschaften.

Wer das Gehabe von ARD und ZDF kennt, der weiß, dass die beiden alles tun werden, um einen Teil der Veranstaltungen selbst zu übertragen. Das Selbstverständnis der Öffentlich-Rechtlichen ist darauf ausgerichtet, die Nummer Eins im Sportfernsehen zu sein. So lässt man es sich ja auch nicht nehmen, im Fußball die Welt- und Europameisterschaften sowie die Champions League auszustrahlen, obwohl es ausreichend private Interessenten gibt, die diese Ereignisse im Free-TV übertragen würden. Da ARD und ZDF aber nahezu unbegrenzte finanzielle Ressourcen haben (im Zweifelsfall werden unsere Gebühren halt erhöht), werden sie genügend Geld in die Hand nehmen, um die Übertragungsrechte zu erhalten. Am Ende könnte es also passieren, dass die Olympischen Spiele dennoch vom ARD und ZDF übertragen werden, jedoch zu deutlich höheren Preisen. Es könnte also durchaus sein, dass wir uns zu früh gefreut haben.

 

Hat die Entscheidung auch weitergehende Konsequenzen?

Ja, die Nicht-Berücksichtigung von ARD und ZDF könnte bedeutende sportpolitische Konsequenzen haben. Anders als die privaten Fernsehsender unterliegen ARD und ZDF nicht so sehr den Prinzipien von Angebot und Nachfrage. Dies hat es den Sendern ermöglicht, auch olympischen Randsportarten Sendezeit einzuräumen, die diese aufgrund geringer Nachfrage im Free-TV vermutlich nicht erhalten hätten. Diese öffentliche Wahrnehmung und das dadurch geweckte öffentliche Interesse ist für die Randsportarten existenziell. Der Durchschnitts-Deutsche erwartet standesgemäß Höchstleistungen von seinen olympischen Athleten. In allen Disziplinen soll man gefälligst Medaillenkandidaten haben, damit am Ende auch eine Spitzenplatzierung im Medaillenspiegel dabei herausspringt. Anschließend verlieren sie vier Jahre, bis zu den nächsten olympischen Spielen, jegliches Interesse an diesen Sportarten. Dabei gerät meist in Vergessenheit, dass Leistungssport ein Full-Time-Job ist, die Sportler aber meist nur auf oder sogar unter Sozialhilfeniveau verdienen.

Man kann die Sportbegeisterung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk also auch so interpretieren, dass es sich dabei, insbesondere in den olympischen Randsportarten, um eine Art staatliche Sportförderung handelt, die dem Grunde nach auch nicht ganz ungerechtfertigt ist, da offensichtlich ein allgemeines Interesse an der Förderung des Leistungssports in Deutschland besteht. Diese Förderung in Form der Gewährung medialer Aufmerksamkeit lässt sich wohl kaum durch finanzielle Mittel ersetzen.

Deshalb folgender Appell an ARD und ZDF: Lasst Eurosport die olympischen Blockbuster übertragen, schließlich hat Discovery hierfür eine Menge Geld hingelegt. Wir wollen nicht, dass ihr mit unseren Rundfunkbeiträgen versucht, diese Blockbuster ins öffentlich-rechtliche Fernsehen zu holen. Stattdessen solltet ihr bewusst mit Discovery darüber sprechen, welche Randsportarten für sie uninteressant sind, da es hierfür aufgrund geringer Nachfrage keinen Markt gibt. Die Rechte an diesen Übertragungen könnt ihr dann für geringes Geld erwerben und die entsprechenden Veranstaltungen ausstrahlen. Damit werdet ihr einerseits eurer gesellschaftlichen und sportpolitischen Verantworttng als öffentlich-rechtliche Kanäle gerecht, und anderseits schont ihr den Geldbeutel eurer Gebührenzahler!


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