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Ein Grexit mit Gesicht?

Das Volk sagt „OXI“ – Nein zu den Auflagen, die Griechenland erfüllen soll, damit das Euro-Krisenland neue Kredite bekommt. Im Vorfeld haben die Personen, die offiziell oder inoffiziell die Institutionen vertreten, die pauschalisierend unter den Begriffen „Die Gläubiger“, „Europa“ oder, mein persönlicher Favorit, „wir“ bezeichnet werden, vor eben diesem Nein gewarnt und mehr oder weniger flammend an das griechische Volk appelliert, seiner Regierung die Gefolgschaft zu verweigern.

Das Nein der Griechen dürfte betreffende Politiker allerdings nicht allzu sehr erschüttert haben, war die Ablehnung der von der EU vorgegebenen Sparmaßnahmen doch die zentrale Position der unlängst gewählten linksgeführten Regierung in Athen. Dennoch wird es – vielleicht vielmehr noch als auf politischer Ebene – im Volksverständnis als Nein zu Europa oder zumindest zum Euro aufgefasst. Und vielleicht kommt das so manchem Politiker, der in der EU den Ton angibt, also nicht zuletzt der Bundeskanzlerin, sogar gelegen.

Denn Griechenland scheint sich als Fass ohne Boden zu erweisen: immer größer wird die Kreditsumme, die das Land von den drei Gläubigerinstitutionen erhält, seit Jahren erhalten die Hellenen Geld, das in letzter Konsequenz auch von den Steuerzahlern kommt. Heute erscheinen Zweifel daran, dass sie das Geld überhaupt und erst recht zum vereinbarten Zeitpunkt zurückzahlt, berechtigter denn je. Schon in den Anfängen von Hilfspaketen (eine ungewöhnliche Bezeichnung für einen Kredit…) und Rettungsschirmen gab es vernehmliche kritische Stimmen. Die Kanzlerin und ihre Mitstreiter hingegen schätzten die Risiken nicht so hoch ein oder wollten sie im Sinne des europäischen Vertrauens nicht so hoch einschätzen. Nun, da die Aussichtslosigkeit des Projektes Griechenland-Rettung vermeintlich erwiesen ist und sich die Stimmen melden, die es schon immer gewusst haben (wollen), kommt das Nein gar nicht ungelegen.

Denn die Skepsis gegenüber weiteren Krediten für die Südeuropäer ist zumindest in Deutschland groß. Erst recht, wenn diese die daran geknüpften Verpflichtungen nicht erfüllen wollen. Wenn nun die Griechen selbst ein Nein zum Euro aussprechen, können Merkel und Co. das Unterfangen Griechenland-Rettung mit der Begründung beenden, jene hätten sich ja nicht retten lassen wollen. Derweil feiert Alexis Tsipras die Würde und Eigenständigkeit des griechischen Volkes. Freilich kann er dann den griechischen Bankrott wohl nicht mehr verhindern. Die gewährten Kredite bekommen andererseits die Gläubiger allenfalls teilweise zurück, das wäre die Last, die die andere Seite zu tragen hätte. Doch scheint der Staatsbankrott ohnehin kaum noch vermeidbar, und indem er jetzt herbeigeführt würde,  erhoffen sich beide Seiten, den Gesichtsverlust zumindest in Grenzen zu halten.

Das mag sich spekulativ anhören, doch aus rein politischer Sicht erscheint es vorstellbar. Aus meiner Sicht wäre es vielleicht nicht die schlechteste Lösung. Letztlich wird aber die politische Dimension gegenüber finanziellen Aspekten zurückweichen müssen.

Für den Fall eines griechischen Bankrotts wir bereits über „humanitäre Hilfe“ spekuliert. Das macht mich doch etwas wütend. Natürlich muss und darf man nicht zusehen, wie Griechenland im totalen Chaos versinkt, aber den Menschen im Land geht es trotz aller Schuldenkrise gar nicht mal so schlecht geht, wenn man ihre Situation mit der der Menschen in den humanitären Krisengebieten der Welt vergleicht.

Deshalb sollte für die Griechenland-Problematik eine möglichst schnelle und möglichst endgültige Lösung gefunden werden, auch wenn es Einschnitte, Verzicht und das Eingestehen von Fehlern bedeutet. Auf längere Sicht ist die Einbettung der Währungsunion in eine weitergehende wirtschaftliche Zusammenarbeit unerlässlich.  Aber vor allem steht Europa vor viel mehr und größeren Herausforderungen und Problemen als der mittlerweile von Eitelkeiten und Populismus überzogenen Griechenland-Debatte.

 


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Kommentare

Eine Antwort zu „Ein Grexit mit Gesicht?“

  1. Avatar von Harry Fischer
    Harry Fischer

    Wieso wird hier eine dreiste Lüge aufgetischt: „Griechenland scheint sich als Fass ohne Boden zu erweisen: immer größer wird die Kreditsumme, die das Land von den drei Gläubigerinstitutionen erhält, seit Jahren erhalten die Hellenen Geld, das in letzter Konsequenz auch von den Steuerzahlern kommt.“
    Das Fass ohne Boden sind die Taschen der Banker in die das Geld fließt. Kein einziger Grieche sieht auch nur einen Cent davon. Wenn man solche Artikel schreibt sollte man wenigstens Zeitung lesen können.

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