Immer wieder steht es geschrieben. Auf den Internetseiten von NGO‘s, der Grünen Partei und schließlich auch in den Zeitungen. Die konventionelle Landwirtschaft ist schuld an Klimawandel, Artensterben, Krankheiten.
Gängige Ansatzpunkte für die Kritik aus der grünen Ecke sind:
- In aller Welt werden Wälder gerodet, um Anbauflächen für Soja zu schaffen, der als Futtermittel für die Landwirtschaft dient. Durch die entstehenden Monokulturen werden die Böden zerstört.
- Der Einsatz von Antibiotika in der Nutztierhaltung ist gefährlich für die Gesellschaft, da sich multiresistente Keime (MRSA) bilden, die den Menschen krank machen können und extrem schwierig zu behandeln sind.
- Die auf Profitmaximierung und Wachstum ausgerichtete Landwirtschaft zerstört die Existenzen vieler Kleinbauern.
- Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ist schädlich für die Gesundheit der Menschen.
- Die konventionelle Nutztierhaltung ist ethisch nicht zu vertreten, da die Haltungsbedingungen den Tieren erheblichen Schaden zufügen.
Soja wird nicht allein zur Futtermittelgewinnung angebaut
Es ist in der Tat richtig, dass auf immer mehr Anbauflächen Soja angebaut wird. Nicht richtig ist, dass der Soja zum alleinigen Zweck der Futtermittelherstellung angebaut wird. Der Hauptzweck des massiven Sojaanbaus ist vielmehr die Produktion von Speiseölen und Bio-Sprit. Moment war da nicht was? Der frühere Bundesumweltminister Jürgen Trittin bezeichnete in der Debatte zur Einführung des Biokraftstoffs E10 den BioSprit als „Kraftstoff für unsere Zukunftsfähigkeit“. In diesen Tenor stimmten die große Mehrheit seiner Parteifreunde und die Presse ein. Heute will davon bei den Grünen freilich keiner mehr etwas wissen. Der Sojaschrot, der in den Futtertrögen landet, ist ein Nebenprodukt in der Produktion der Öle und des BioSprits.
Die Landwirtschaft wird zu Unrecht beschuldigt die Entwicklung von MRSA zu fördern!
Multiresistente Keime sind unbestritten hochgefährlich. Alleine in Deutschland erkranken jedes Jahr über eine Million Menschen an von diesen Krankheitserregern verursachten Infektionen. 40.000 von ihnen sterben. Fakt ist jedoch, dass lediglich 2,4 Prozent der MRSA-bedingten Erkrankungen dem Antibiotika Einsatz in der Nutztierhaltung zugeschrieben werden können, so ein führender Veterinärmediziner. Fast 98 Prozent der Fälle sind auf den übermäßigen Einsatz von Antibiotika in der Humanmedizin und mangelhafte Hygienemaßnahmen in Kliniken zurückzuführen. Kranke Tiere müssen behandelt werden, um Epidemien in den Beständen zu verhindern. Die Verbreitung gefährlicher Krankheiten unter den Tieren wäre ökonomisch und medizinisch eine Katastrophe. Die Landwirtschaft würde herbe Verluste einfahren und es bestünde das Risiko, dass Krankheiten auf den Menschen überspringen.
Die Verteufelung der Pflanzenschutzmittel und Gentechnik
Pflanzenschutzmittel dienen hauptsächlich der Schädlingsbekämpfung beim Getreide, Obst und Gemüseanbau. Dass dies negative Folgen für Umwelt und Mensch haben kann ist unbestritten. Doch ist der Öko-Landbau wirklich besser für unsere Gesundheit und die Umwelt? Wir alle kennen den ekelerregenden Anblick verschimmelten Essens. Schimmel ist ein Pilz von vielen, der sich auf nahezu allen Lebensmitteln einnisten kann, auch auf Getreide, das noch auf dem Feld steht. Schimmel produziert stoffwechselbedingt Gifte, die so genannten Mykotoxine. Diese können im menschlichen Organismus weit mehr Schaden anrichten, als es Fungizide jemals könnten. Der Einsatz der Pflanzenschutzmittel dient auch der Ertragssicherung. Denn Schädlinge können im schlimmsten Fall einen großen Teil der Ernte vernichten, die dem Landwirt als Existenzgrundlage und der Bevölkerung als Lebensgrundlage dient.
Doch es gäbe eine Alternative zu den Pflanzenschutzmitteln, die allerdings von NGO’s und Grünen gleichermaßen verteufelt wird, wie Pestizide, Fungizide und Herbizide. Die Rede ist von der Gentechnik. Die DNA von Pflanzen kann durch biotechnische Verfahren im Labor dahingehend modifiziert werden, dass sie selbst die Schädlinge abwehren können. Dadurch könnte langfristig der Ertrag auf den Feldern ohne den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln erhöht werden. Dabei ist selbstredend darauf zu achten, dass die Gentechnik keine Gefahr für Mensch und Umwelt darstellt. Doch die Aktivisten sind sich dessen sicher. Wohingegen in der Wissenschaft ein offener Diskurs herrscht. Ob man hier Laien oder doch lieber den Profis aus der Wissenschaft trauen will, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Ökologischer Ackerbau ist unproduktiv!
Die ökologische Landwirtschaft hingegen mindert den Ertrag auf den Feldern nachweislich um bis zu 25 Prozent. Dies stellten niederländische Forscher in einer Studie fest. Na und? Das wird sich jetzt so Mancher fragen. Schließlich leben wir hier in Deutschland im Überfluss. Da sollte ein Fünftel weniger Ertrag doch nicht so schlimm sein. Weit gefehlt! Der Blick muss über die Grenzen der Industriestaaten hinausgehen.Schon heute leiden bei einer Weltbevölkerung von circa 8 Milliarden Menschen knapp zehn Prozent (800 Millionen) an Hunger und Unterernährung. Davon sind 162 Millionen Kleinkinder. 2,9 Millionen Kinder unter fünf Jahren verhungern jedes Jahr auf der Welt. Bei einem globalen Bevölkerungswachstum von 80 Millionen Menschen pro Jahr ist es nur logisch, dass sich dieses Problem verschlimmern wird. 2050 sollen auf der Erde nach den Prognosen der Wissenschaft über neun Milliarden Menschen leben. Es kommt hinzu, dass die Landwirtschafts und Lebensmittelindustrie mit 288.000 Betrieben und 4,6 Millionen Beschäftigten einer der größten Wirtschaftszweige in Deutschland ist. Sie sichert gleichzeitig das Überleben der Menschen und den Wohlstand in unserem Land.
Können wir uns das leisten?!
Die Frage die gestellt werden muss ist, ob wir es uns leisten können diese wichtige Industrie permanent zu verteufeln und ob dies nicht unfair gegenüber den Unternehmern ist. Können wir es uns erlauben, das was uns am Leben hält derart durch den Schmutz zu ziehen, wie es aktuell in der Medienlandschaft geschieht? Wird hier nicht vorschnell geurteilt? Wieso werden in Reportagen über die Landwirtschaft häufig nur Laien aus dem Umfeld der NGO’s und der Parteien und nicht häufiger renommierte Biologen und Agrarwissenschaftler eingebunden? Darüber sollten sich Medienberichterstatter einmal Gedanken machen. Ich meine, die Landwirtschaft fällt in der aktuellen Debatte einem ideologisch motivierten Meinungsterror zum Opfer. Das kann sich die Menschheit nicht leisten und das haben die in dieser Branche hart arbeitenden Menschen einfach nicht verdient.
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