Moralokratie
So mancher Dauerstudent und hipper Berufsjugendlicher träumt seit seinen Studienzeiten von dem fließenden Übergang vom Bafög in die Rente. Doch nach 10 Jahren im AStA für eine linke Liste, zwischenzeitlich hatte man durch unheilige Allianzen sogar den AStA Vorsitz, winkt dann irgendwann ein politisches Mandat, man lebt auf Kosten der Steuerzahler und fortan über NGOs und Redebeiträge bei Kongressen. Die eigene Lebenswirklichkeit spielt sich also größtenteils in der Universität oder irgendeiner öffentlichen Einrichtung ab, irgendwo zwischen subventioniertem Mittagessen und Demonstrationen.
Kein Wunder also, dass man die guten eigenen Erfahrungen dankbar mit anderen Menschen teilen möchte. Svenja Schulze, die laut Wikipedia auch Mitglied der Arbeiterwohlfahrt, der IG Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) ist, dem Naturschutzbund Deutschland (NABU) und dem Verein Slowfood angehört und darüber hinaus Mitbegründerin des Netzwerkes „Frauenzeiten“ ist, gehört zu diesen gutmütigen Geschöpfen. Die Universität ist schließlich ein großer Selbstfindungstrip, den möglichst viele miterleben sollen. Leider spielen die Universitäten da noch nicht so richtig mit, schließlich ist eine grundsätzliche Eignung für ein Studium hin und wieder ganz hilfreich und nach dem Studium soll eine Vergleichbarkeit der Abschlüsse möglich sein, deswegen ja auch die Umstellung hin zu „Bolognese“. Allerdings kann jede Universität zusätzliche Gelder ganz gut gebrauchen, da mit der Abschaffung der Studiengebühren auch nicht mehr viel übrig bleibt. Da kommt die Idee der Hochschulministerin Schulze, jeder Uni einen Bonus für jeden Uniabschluss zu zahlen, wie gerufen. „So erhalten die Hochschulen im bevölkerungsreichsten Bundesland künftig 18.000 Euro für jeden zusätzlichen Studienanfänger, zudem die Erfolgsprämie für Absolventen (Spiegel online, 29.06.15).“ Zeitnah steht den Unis eine logistische Herausforderung bevor, wie man die letzte Ecke eines jeden Raumes noch mit einem Studienanfänger füllen kann, dem die Politik eingeflößt hat, dass man nur mit einem Studium im Leben erfolgreich werden kann. Dafür bleiben dann weiter tausende Ausbildungsplätze leer und insbesondere Handwerksbetriebe fragen sich, wie sie überhaupt noch an Mitarbeiter oder Unternehmensnachfolger kommen. Nach dem Inflationsabitur mit dem Marktwert eines Hakle-Feucht kommt als nächstes der Uniabschluss für alle. Dabei könnte man doch eigentlich in noch viel kürzerer Zeit noch mehr junge Menschen durch eine Bildungseinrichtung schleifen. Wie wäre es, statt 6 Semestern Bachelor einfach einen 12-monatigen Unidienst einzuführen, nachdem man einfach einen Abschluss hat, um sich Akademiker zu nennen. Ich meine, wenn man im Wehrdienst nach 18 Monaten dasselbe lernt wie in der Spätphase in 6 Monaten, reichen auch 12 Monate Uni, um Texte zu lesen und zusammenzufassen und ein mit Effekten gepimptes Powerpoint Referat zu halten.
Also wirklich, bevor künftig jeder Inflationsabiturient zum Prämienclown klammer Hochschulen wird, ziehe man doch bitte mal in Betracht, dass man nach einer Ausbildung oder Lehre durchaus bessere Chancen auf einen sicheren und gut bezahlten Arbeitsplatz hat als nach einem Studium um eines Studiums Willen.
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