Sepp Blatter – der Batman des Weltfußballs tritt zurück – der Präsident, den die FIFA verdiente

Joseph Blatter ist in seine fünfte Amtszeit gewählt worden und gestern unmittelbar zurückgetreten. Seine Wiederwahl vor wenigen Tagen war begleitet worden von großem und kleinem Protest, der dabei doch wieder einmal nicht mehr war als ein lauer Wind im Wasserglas. Und da es chic ist, sich, wie der Autor, zu Themen zu äußern, bei denen längst die Meinungen klar sind, kann man nun getrost und ungeniert auf den neuen, alten und nun ehemaligen FIFA-Präsidenten einprügeln – aber warum eigentlich all die Aufregung?

Nur eins vorweg, niemand hätte sich für die FIFA-Wahl interessiert, hätte die amerikanische Justiz nicht die Haftbefehle kurz vor der Wahl vollstrecken lassen. Und keine Sorge, erregte Fair-Play-Fans, auch in diesem Nachruf, der eigentlich ein Kommentar werden sollte, kriegt der Blatter sein Fett weg, also ist alles gut!  Aber ehrlich gesagt … was hat der alte Mann eigentlich Schreckliches angestellt? Weder ist er vor wenigen Tagen mit Panzern und einer Privatarmee vorgefahren, um die FIFA-Delegierten als Geiseln zu nehmen, noch hat er im Vorfeld einen Killer beauftragt, um seine Gegenkandidaten umzunieten, nein er wurde einfach gewählt, trotz der Verhaftung hochrangiger Funktionäre zu einem doch leicht überraschenden Zeitpunkt kurz vor der Wahl. Wie lächerlich ist also, unter anderem, das Schauspiel Platinis, dessen eigener französischer Verband ausgerechnet Blatter gewählt hat, wenn Europa nicht einmal einen Gegenkandidaten aufstellen konnte, aber im Nachhinein über den, ab dem zweiten Wahlgang, einzigen Kandidaten herzieht. Im Übrigen sollten sich einmal alle neuen Platini-Jubelperser dessen Arbeitsweise anschauen. Wer sich vollkommen blamiert hat, ist nicht Blatter, sondern die UEFA mit ihrem plüschweichen Putsch-Versuch in Schweinebucht-Manier. Darüber hinaus sprachen die Wahlergebnisse des FIFA-Kongresses eine eigene Sprache. Bereits im ersten Wahlgang fehlten Blatter gerade einmal 7 Stimmen für seine Wiederwahl – sein Gegenkandidat konnte lediglich 73 Delegierte überzeugen. Ohne jemandem zu nahe treten zu wollen – es war jedem Delegierten, der Blatter seine Unterstützung gegeben hat, klar, dass er nicht das Rotkäppchen der öffentlichen Meinung zum Präsidenten wählt, sondern den bösen Wolf – und bitte, es wird auch jedem klar gewesen sein, dass er noch einige Leichen oder Dollar im Keller hatte.

Die internationalen Reaktionen nach der Wahl haben wieder einmal bewiesen, dass Politik und Fußball sehr stark miteinander verknüpft sind. So stellte sich der „lupenreine Demokrat“ Putin hinter Blatter und auch diverse afrikanische Fußball-Funktionäre blieben ihrem Präsidenten treu. Aus Deutschland trudeln bis heute dagegen vereinzelt „empörte“ Kommentare von Bundespolitikern ein, die dem neuen und alten FIFA-Herrscher die Treue versagen. Ganz besonders laut schimpfte Claudia Roth, die Blatter in der Sendung Günter Jauch vom 31.05.2015 dazu aufforderte, als Präsident „das System zu ändern“ und „zurückzutreten“. Wir können uns sicher sein, dass Blatter nicht der Aufforderung von Claudia Roth gefolgt ist, aber das ist eine andere Sache. An dieser Stelle kurz eingehakt: Auch in dieser Sendung wurde relativ schnell deutlich, dass die überwiegende Mehrheit der der FIFA angehörigen Verbände schwer korrupt ist, da es sogar einige der Regierungen sind, die hinter den Verbänden stehen. Erstaunlicherweise hat sich bislang niemand daran gestört, denn solange die WM Spaß macht, der Alkohol fließt und die Organisation stimmt, ist eigentlich alles halb so schlimm. Und so ließe sich das fälschlicherweise Bismarck zugeschriebene Zitat: „Je weniger die Leute wissen, wie Würste und Gesetze gemacht werden, desto besser schlafen sie“ noch um „Weltmeisterschaften“ erweitern.

Welche Kritik gibt es also letztendlich an Blatter, wenn er der Kopf einer korrupten Organisation gewesen ist, die auf Korruption aufbaut und sich aufgrund dieser Struktur nur durch Korruption und Vetternwirtschaft verwalten lässt? Wenn der Fußball solche Freunde hat, braucht er keine Feinde mehr. Allerdings könnte man auch sagen: wenn die FIFA solche Delegierte hat, hatte sie auch Joseph Blatter verdient. Dann ist Sepp Blatter die logische Konsequenz eines Systems, das sich wohl kaum ändern lässt und nur funktioniert, weil jemand ganz oben steht, der die Trümmer zusammenhält und dennoch Werte für andere schafft. Dieser Aufgabe ist er seit 1975 in verschiedenen Funktionen innerhalb der FIFA ganze 30 Jahre seines Lebens nachgegangen und wird fest davon überzeugt sein, nichts falsch gemacht zu haben. Letztendlich wird von seinen Erfolgen während seiner Zeit als Leiter des Weltfußballs nicht viel bleiben. Doch als böser Wolf unter den bösen Wölfen macht ihn seine Geschichte bis in alle Ewigkeit zum Batman des Weltfußballs.

Gordon’s Son: Sepp? Sepp! Why is he running, Dad?

Commissioner James Gordon: Because we have to chase him.

Gordon’s Son: He didn’t do anything wrong.

Commissioner James Gordon: Because he’s the president the FIFA deserves, but not the one it needs right now. So, we’ll hunt him, because he can take it. Because he’s not our hero. He’s a silent guardian. A watchful protector. A Dark Knight.


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