FIFA Blatter

Ist die FIFA noch zu retten?

Selten haben die Machenschaften der FIFA ein so großes Medienecho ausgelöst wie in der vergangenen Woche. Zunächst die spektakulären Festnahmen in Zürich. Viele glaubten, man habe FIFA-Präsident Sepp Blatter nun endlich bei den Hörnern gepackt und nun würde er endlich zurücktreten. Doch dann wurde er trotz all der Vorkommnisse auf dem FIFA-Kongress im Amt bestätigt.

Schaut man sich die gesamte Entwicklung der FIFA im Zeitverlauf an, so ist eine deutliche Eskalation der Ereignisse erkennbar. Schon Blatters Vorgänger João Havelange hafteten Korruptionsvorwürfe an und er musste vom Ehrenvorsitz der FIFA zurücktreten, um eventuellen Ermittlungen zu entgehen. Man wusste seit jeher, dass Sepp Blatter nicht anders ticken würde, denn schließlich war er über Jahrzehnte hinweg im Havelange-System aufgestiegen und hatte dadurch seine fußballkulturelle Prägung erlangt.

Zahlreichen WM-Vergaben, auch der an Deutschland 2006, hafteten Korruptionsgerüchte an. Spätestens seit der Vergabe der Weltmeisterschaften 2018 an Russland und 2022 an Katar wusste jedoch jeder, dass es offensichtlich nicht mit rechten Dingen zugeht. So wuchsen der Verdacht und die öffentliche Kritik kontinuierlich, und alles schien mit den Festnahmen in Zürich und dem drohenden Sturz Blatters seinen Höhepunkt zu finden – einen Höhepunkt, der den Beginn einer Reform der FIFA markieren könnte. Da Blatter allerdings im Amt bestätigt wurde, stellt sich die Frage: Ist der Höhepunkt schon überschritten? Oder ist die FIFA vielleicht doch noch zu retten?

Eins vorweg: Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) oder die deutsche Politik werden es nicht tun. Deutschland ist nur eines von 209 FIFA-Mitgliedern und hat dadurch auch nur eine Stimme von 209. Es gibt also keinen Grund, sich wichtiger zu nehmen als man ist. Das mag man als deutscher Politiker doof finden, ist aber so. Und letztendlich ist es auch vollkommen legitim. Der Bundesrat funktioniert nach einem ähnlichen Prinzip und gewährt Bremen einen höheren Stimmenanteil als ihm zustehen würde. Wenn ein Verband sich eine Satzung gibt, in der die Stimme eines jeden Mitglieds gleich viel Wert ist, dann ist es dessen gutes Recht. Es gibt keine Veranlassung, der FIFA vorzuschreiben, das Stimmrecht an Einfluss oder Geld zu koppeln.

Es gibt aber dennoch zwei Gruppen, die so viel Einfluss haben, dass man ihnen durchaus zutrauen könnte, den Reformdruck auf die FIFA massiv zu erhöhen:

  1. Die Sponsoren

    Das Geld ist das Schmiermittel im Korruptionsmotor der FIFA. Wenn das Schmiermittel versiegt, dann gerät der Motor ins Stocken und wird seinen Geist aufgeben. Würden die Sponsoringpartner der FIFA nicht so viel Geld in das System stecken, dann würden der FIFA die Mittel fehlen, um die entsprechenden Akteure zu korrumpieren.Man muss also hoffen, dass die Sponsoren den Mut besitzen werden, das Sponsoring der FIFA einzustellen. Und dass ihre Aktionäre darauf drängen werden, denn auch die Sponsoren der FIFA unterliegen strengen Vorschriften hinsichtlich der Corporate Governance. Sie haben Compliance-Kodizes, die es ihnen verbieten, Korruption zu fördern, indem sie vermeintlich korrupte Organisationen finanziell unterstützen. Man muss hoffen, dass entweder die Vorstände der Unternehmen oder zumindest deren Aktionäre den Mut haben werden, den Geldhahn abzudrehen. Mit Adidas ist auch ein Unternehmen aus Deutschland einer der größten Sponsoren der FIFA. Man darf daher gespannt sein, ob der öffentliche Druck auf Adidas wachsen wird.
  2. Die Ermittlungsbehörden

    Bisher haben die Ermittlungsbehörden in den verschiedenen Ländern entweder nur zugeschaut oder es ist ihnen nicht gelungen, die Verantwortlichen dingfest zu machen. Auch die Untersuchungen der internen FIFA-Ethikkommission verliefen, wie es zu erwarten war, im Sande.Nun haben sich aber die neue US-Justizministerin Loretta Lynch und das FBI eingeschaltet, die bekanntlich nicht zimperlich sind und Nägel mit Köpfen machen. Der Grund hierfür ist, dass die CONCACAF, die Vereinigung der nord- und mittelamerikanischen sowie der karibischen Fußballverbände, ihren Sitz in Miami hat und die Machenschaften der CONCACAF-Verantwortlichen das Interesse der US-Behörden geweckt haben. Hinzu kommt, dass Jack Warner, ehemaliger CONCACAF-Chef und Ex-FIFA-Vize, einer Verhaftung zuvorgekommen ist und sich den Behörden gestellt hat. Er könnte nun als Kronzeuge einen Deal eingehen und damit Blatter extrem gefährlich werden.

Wenn die Sponsoren und die Ermittlungsbehörden gemeinsam Druck auf Blatter und die FIFA ausüben, dann ist die FIFA vielleicht noch zu retten, denn der Druck könnte so stark werden, dass die FIFA sich zu Reformen genötigt fühlt.


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