Republikanische Vorwahlen

Republikanische Vorwahlen – Wer hat noch nicht? Wer will nochmal?

Race for the White House 17th Edition

Die republikanischen Vorwahlen sollten diesmal nicht wieder zu einem solchen Zirkus wie 2012 werden und das bisherige Tableau der Kandidaten um die politischen Schwergewichte Jeb Bush und Marco Rubio schien das anfänglich auch zu bestätigen. Doch diese Woche haben drei weitere Kandidaten mit teilweise ungewöhnlichem Hintergrund ihre Kandidatur erklärt, die demonstrieren, wie schnell sich der Fokus des republikanischen Wahlkampfes wieder in Richtung abstrusester Forderungen verschieben könnte. Je nachdem, wie gut diese Kandidaten in Staaten wie Iowa bei den Vorwahlen abschneiden, birgt dies eine echte Gefahr für die Chancen der Republikaner in der General Election.

Mike Huckabee
Der Baptisten-Prediger aus Hope Arkansas ist wahrscheinlich der ernsthafteste Kandidat dieses Trios. Er hat wenigstens schon Wahlen gewonnen und ein wichtiges politisches Amt inne gehabt, denn Mike Huckabee war Gouverneur von Arkansas und genau wie sein Vorgänger Bill Clinton, will Huckabee jetzt Präsident werden. Als Gouverneur galt er vor allem als pragmatisch und nur sozialkonservativ. 2008 konnte er sogar den wichtigen Iowa Caucus in den republikanischen Vorwahlen für sich entscheiden und dort werden ihn auch dieses Mal wieder viele, vor allem christliche, Wähler unterstützen.

Doch von seinem zwar sozialkonservativen aber sonst pragmatischen Weg eines Big-Government-Republican hat er sich in den letzten 8 Jahren stark verabschiedet. Auf der politischen Bühne tauchte er nur noch als Moderator und Kommentator des berüchtigten konservativen Fernsehsenders Fox News auf. Aktuell wirkt seine Präsidentschaftskampagne wie ein Kreuzzug für die Rechristianisierung der USA, für mehr Religion in der Schule und vor allem gegen die gleichgeschlechtliche Ehe. Mit seinen radikalen Ansichten – letztens hat er möglichen Rekruten für das Militär geraten, bis zum Ende von Obamas Amtszeit zu warten, um sich freiwillig zu melden – und seiner sonst sympathisch populistischen Art, wird er wohl bei den republikanischen Vorwählern erneut gut ankommen und einigen anderen Kandidaten das Leben schwer machen. Aber wirklich Chancen die Nominierung zu erhalten oder gar die Präsidentschaftswahlen gegen Hillary Clinton zu gewinnen, hat er keinesfalls. Er steht mit seinen veralteten Ansichten in einer sich stark verändernden amerikanischen Gesellschaft einfach zu weit außerhalb des Mainstreams. Manche Beobachter meinen, dass er dies auch wisse und es mit seiner Kampagne nur auf die nächste Sendung oder den nächsten Buchdeal abgesehen habe.

Ben Carson
Auch der ehemalige Neurochirurg und Liebling der republikanischen Grass-Roots-Aktivisten Dr. Ben Carson hat seine Kandidatur für das höchste Amt der Vereinigten Staaten erklärt. Carson gab seine Kandidatur in seiner Heimatstadt Detroit bekannt, wo er nochmal seine amerikanische Aufsteiger-Geschichte, von einem armen schwarzen Jungen zu einem berühmten Chirurgen, erzählt hat. Carson hat noch nie ein offizielles Amt innerhalb der Vereinigten Staaten innegehabt und vieles an seiner Kandidatur erinnert an die von Herman Cain 2012, da sie weitestgehend von seinem Anti-Establishment-Nimbus und seltsamen kontroversen Statements geprägt ist. Carson glaubt beispielsweise nicht daran, dass man schwul geboren sein kann, sondern dass es auf einer Entscheidung beruht. Um diese These zu belegen, führte er an, dass manche Menschen im Gefängnis schwul würden. Außerdem hält er Präsident Obama für einen Psychopathen. Diese und andere öffentliche Statements werden von vielen Beobachtern als offensichtliche Anbiederungsversuche an die konservative Basis der Republikaner in den frühen Primary-Staaten verstanden, doch einige andere Statements in der Öffentlichkeit gehen komplett gegen diese konservative Ausrichtung. Auch er gilt als absolut chancenlos.

Carly Fiorina
Zu guter letzt hat auch die ehemalige Hewlett-Packard Vorstandsvorsitzende Carly Fiorina ihre Kandidatur erklärt. Sie versucht ebenfalls mit ihrem Außenseiterstatus zu punkten und darüber hinaus bietet sie vor allem ihre Erfahrung als Managerin eines Weltkonzerns auf, um die republikanischen vor Wähler von sich zu überzeugen. Fiorina ist nicht freiwillig immer noch Außenseiterin in der republikanischen Politik, denn sie verlor 2010 eine kalifornische Senatswahl gegen die demokratische Senatorin Barbara Boxer. Auch sie fällt vor allem durch skandalträchtige Statements und seltsame Interviews auf. In Umfragen wird ihr nur 1 Prozent der Stimmen zugesprochen, damit ist auch die dritte neue Kandidatin dieser Woche absolut keine realistische Anwärterin auf die Nominierung der republikanischen Partei.

Keine Kosten – Kein Risiko
Mittlerweile scheint es, dass selbst eine grandios gescheiterte Präsidentschaftskandidatur, wie bspw. die von Herman Cain 2012 kein Risiko für den Kandidaten selber mehr darstellt und man in jedem Fall nur gewinnen kann. Cain wurde für seine peinliche Darbietung mit einem Buchdeal, einer eigenen Radioshow und dem Status nationaler Prominenz belohnt. Für die Republikaner bleibt zu hoffen, dass diese Kandidaten, die offensichtlich persönliche Ziele verfolgen, die wenig mit einem wirklichen Führungsanspruch in der republikanischen Partei zu tun haben, den ernsthaften Kandidaten wie Rubio, Paul oder Bush nicht die Schau stehlen.


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