Mayweather

Mayweather vs. Pacquiao – War es wirklich der Jahrhundertkampf?

Wer ein Sky-Abo besitzt, der wurde schon Wochen vorher gefühlt drei Mal bei jeder Übertragung eines Bundesligaspiels auf den sogenannten Jahrhundertkampf hingewiesen. Floyd Mayweather boxt gegen Manny Pacquiao. Wer Lust hatte, sich diesen Kampf gegen 5 Uhr morgens im Pay-TV anzuschauen, der musste 30€ berappen. Vermutlich haben sich das nur sehr wenige Kunden angetan, was offensichtlich auch ein Grund für die aggressive und dauerhafte Werbung war.

Denjenigen, die 30€ für den Kampf hingeblättert haben, darf man nur wünschen, dass sie zu dieser frühen (bzw. späten) Stunde nicht eingeschlafen sind. Doch auch wenn sie es geschafft haben, wach zu bleiben, so dürften sie es bereut haben. Allen Berichten zu Folge war es ein extrem langweiliger Kampf, taktisch und defensiv geführt, über die volle Distanz von 12 Runden. Also alles andere als der angekündigte Jahrhundertkampf, sondern nur ein langweiliger Sieg für Mayweather. Mike Tyson twitterte: „We waited 5 years for that… #underwhelmed“

Obwohl der Kampf sportlich ein Rohrkrepierer war, hat es sich finanziell extrem gelohnt. Die Gesamteinnahmen aus den Kampf werden auf 400 Millionen US-Dollar geschätzt, so dass man wirtschaftlich in der Tat von einem Jahrhundertkampf sprechen kann. Es wird kolportiert, dass 60% dieser Einnahmen an Mayweather gehen. Nicht, dass der es nötig hätte, denn der 38-Jährige ist laut Forbes Magazine der am besten verdienende Sportler der Welt. Da passte auch das MGM Grand Casino in Las Vegas als Austragungsort. Es bot insgesamt 16.800 Zuschauern Platz, doch nur 500 Karten gingen in den freien Verkauf (davon die günstigsten Tickets für 1.600€) und waren innerhalb von weniger als einer Minute ausverkauft.

Dieser Hype lag vor allem in der Storyline begründet. Auf der einen Seite der US-Amerikaner Floyd Mayweather, der als reichster Bad Boy der Welt gilt und gerne sei unermessliches Vermögen zur Schau stellt, auf der anderen Seite Manny Pacquiao von den Philippinen, der sich mit harter Arbeit, Fleiß und Disziplin aus dem Armenvierteln Manilas nach oben boxte. Alles war perfekt inszeniert, und anhand der Rekordeinnahmen kann man zweifelsfrei feststellen, dass es bestens funktioniert hat.

Viele Kommentatoren haben dies auch kritisch gesehen, jedoch vollkommen zu Unrecht. Wir leben glücklicherweise in einer Welt von Angebot und Nachfrage. Die Nachfrage nach diesem Kampf war enorm, schon seit Jahren wünschten sich viele Boxfans diesen Kampf und jeder wollte ihn sehen. Das Angebot jedoch war sehr knapp. Es wurde sehr lange verhandelt und viele Akteure saßen mit am Verhandlungstisch und wollten einen Teil vom Kuchen bekommen. Als man sich schlussendlich einigte, war klar, dass dies eine einmalige Sache sein würde. Wie jeder weiß schießt der Preis dann nach oben, wenn eine enorme Nachfrage auf ein extrem knappes Angebot trifft. Daran gibt es nichts zu kritisieren. Angesichts des sportlich schwachen und langweiligen Kampfes darf man süffisant darüber philosophieren, ob dieses Sportangebot wirklich das war, was die Nachfrager haben wollten. Aber auch hier der Clou des Boxsports: Man weiß nie, ob ein Kampf wenige Sekunden oder 12 Runden dauert und ob es ein packender Fight oder ein langweiliges Taktikspielchen wird. Auch das macht den Reiz des Angebots aus.


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