Irakkrieg

Jeb Bushs schwierige Beziehung zum Irakkrieg

Race for the White House 18th Edition

Der politische Fokus im amerikanischen Vorwahlbetrieb lag letzte Woche auf Jeb Bush und seiner Haltung zum Irakkrieg. Es war ein schmerzhafter langsamer Prozess, der zu der Antwort führte, zu der es letztlich keine Alternative gibt, für einen Politiker, der Präsident der Vereinigten Staaten werden will, aus heutiger Sicht war der Irakkrieg ein Fehler.

Das Interview
In einem Fernsehinterview mit der Fox News Moderatorin Megyn Kelly wurde Bush mit der Frage konfrontiert, ob er mit allem, was wir heute wissen, die Invasion in den Irak immer noch autorisiert hätte. Auf diese Frage antwortete der Bruder des Präsidenten, der dies getan hatte, dass auch er und auch Hillary Clinton auf Grundlage der damaligen Geheimdienstinformationen genau so entschieden hätten. Auf dieses Interview folgte Unruhe im politischen Washington. Wie war das gemeint? War das ein klares Ja? Ist er der Frage ausgewichen, oder hatte er sie schlichtweg falsch verstanden?

In einem Radiointerview mit Sean Hannity legte Bush nach, dass er die Frage falsch verstanden habe, er aber auch nicht sagen könne, wie er sich in der damaligen Situation mit heutigem Wissen verhalten hätte, da es auch eine rein hypothetische Frage gewesen sei. Nachdem auch diese Aussage von vielen Demokraten, aber auch vielen republikanischen Politikern scharf attackiert wurde, sagte er auf einer Podiumsdiskussion, dass man diese hypothetische Frage schon aus Rücksicht auf die im Irakkrieg gefallenen amerikanischen Soldaten nicht beantworten solle. Als diese Antwort auch niemanden im politischen Betrieb der USA zu befriedigen schien, sprach er 72 Stunden nach dem ursprünglichen Interview endlich das aus, von dem alle wussten, dass es kommen musste: „Mit heutigem Wissen würde er die Invasion des Irak nicht noch einmal autorisieren.“ Für die Demokraten und innerparteiliche Konkurrenten war die Verweigerung, die Frage zu beantworten eine gefundenes Fressen und beinahe alle nutzen die Chance, Bushs Fehler in der Öffentlichkeit breitzutreten. Der Ehrlichkeit und Vollständigkeit halber sollte ebenfalls festgehalten werden, dass viele Journalisten nur auf den Moment gewartet hatte, endlich schreiben zu können: Bush lässt seinen Bruder über die Klippe springen.

Das schwierige Vermächtnis der Bush-Dynastie
Dieser scherwiegende Patzer ist auch Ausruck von Bushs innerem Konflikt zwischen der Loyalität zu seiner Familie, die ihm alle Türen geöffnet und ihm fast alle Chancen im Leben eröffnet hat, die man haben kann, ihn aber auf dem Weg zum Höhepunkt seiner Karriere doch mehr und mehr im Weg zu stehen scheint, deswegen verkündete er jüngst auch, dass er auf eigenen Beinen stehe. Man hat Jeb Bush angesehen, dass es im schwer gefallen ist, das politische Vermächtnis seines Bruders als Fehlentscheidung zu charakterisieren, aber es ist nichtsdestotrotz äußerst seltsam, dass ein politischer Profi vom Format Bushs in dieser Frage in solche Schwierigkeiten geraten kann.

Bleibt Bush der Frontrunner?
Abgesehen davon scheint es unvorstellbar, dass niemand im Team von Jeb Bush oder er selbst nicht damit gerechnet hatte, dass diese Frage ganz sicher auf zufriedenstellende Art und Weise beantwortet werden musste. Im Lichte des politischen Vermächtnisses von George W. Bush, das untrennbar mit dem Krieg im Irak verbunden ist, muss doch klar gewesen sein, dass das Klären dieser Frage ein definierender Moment für Bushs Präsidentschaftskandidatur werden würde.

Welche Konsequenzen dieser Vorfall für seine Chancen, Frontrunner der GOP zu bleiben, haben wird, bleibt abzuwarten. Es muss allerdings festgehalten werden, dass es zu dieser Situation nicht hätte kommen dürfen und, dass definitiv handwerkliche Fehler in der Kampagnenmaschinerie gemacht worden sind. Für viele Profis im Politikbetrieb gilt die Formel, wer eine gute Kampagne auf die Beine stellen kann, der kann auch das Weiße Haus managen. Aber nicht nur das, vor allem Jeb Bush selbst sah nicht gut aus. Er legt zwar immer sehr großen Wert darauf, dass er nicht sein Bruder sei, doch das war in dieser Woche keinesfalls ein Vorteil. Denn bei allem, was man George W. Bush vorwerfen mag, er war nie zögerlich oder ausweichend und jeder wusste zu jedem Zeitpunkt, wo dieser Präsident inhaltlich zu verorten war.


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