Nun ist es also offiziell: Nachdem Borussia Mönchengladbach am vergangenen Wochenende den Bundesliga-Zweiten VfL Wolfsburg besiegte, ist den Bayern die Meisterschaft auch rein rechnerisch nicht mehr zu nehmen und man darf zum 25. Meistertitel gratulieren. Dadurch sind die vier verbleibenden Bundesliga-Spiele des FC Bayern gegen Leverkusen (2.5.), Augsburg (9.5.), Freiburg (16.5.) und Mainz (23.5.) nicht mehr von Bedeutung. Man tanzt allerdings noch auf zwei weiteren Hochzeiten – und hier geht es nun in die entscheidende Phase. Schaffen es die Bayern, das historische Triple 2013 aus Meisterschaft, Pokal und Champions League in diesem Jahr zu wiederholen? Auf dem Weg dorthin gilt es, fünf Spiele für sich zu entscheiden.
Heute, 28. April, DFB-Pokal Halbfinale – Bayern München vs. Borussia Dortmund
Schon heute wartet mit der Borussia aus Dortmund ein ganz dicker Brocken auf die Bayern. Vor der Saison hätte wohl jeder gedacht, die Dortmunder würden der Hauptkonkurrent der Bayern werden. Nach einer desaströsen Hinserie und einer durchwachsenen Rückrunde steht der BVB aktuell aber nur auf Platz 8 der Tabelle und hat damit die erneute Qualifikation für die Champions League verpasst. Trainer Jürgen Klopp hat seinen Vertrag zum Saisonende aufgelöst und der Kader droht zu erodieren. So ist der Wechsel von Ilkay Gündogan zu Manchester United verschiedenen Medien zu Folge bereits beschlossene Sache, auch wenn der BVB dies noch heftig dementiert. Und es drohen weitere Abgänge.
Für die Dortmunder geht es allerdings um Schadenbegrenzung. Trotz verkorkster Saison sind sowohl die Qualifikation für die Europa League als auch der DFB-Pokalsieg noch möglich. Insbesondere Letzterer würde im Ergebnis noch ein positives Licht auf die aktuelle Saison werfen. Man wird deshalb bis in die Haarspitzen motiviert sein, um dem Favoriten in dessen eigenem Stadion ein Bein zu stellen und um Wiedergutmachung für eine schwache Saison zu betreiben.
Mittwoch, 6. Mai, Champions League Halbfinale Hinspiel – FC Barcelona vs. Bayern München
Im Halbfinale der Champions League wartet mit dem FC Barcelona der Tabellenführer der Primera División. Das Hinspiel steigt im Camp Nou zu Barcelona. Die Katalanen sind topfit und stehen voll im Saft. Ihr Ensemble rund um den mehrfachen Weltfußballer Lionel Messi und die Superstars Neymar, Luis Suárez und Andrés Iniesta ist aktuell in Topform, ganz anders als die Bayern mit ihren Verletzungssorgen.
Insbesondere die Defensive ist schwer angeschlagen. Holger Badstuber, zuletzt nach seiner Rückkehr wieder in bestechender Form, fällt nach Muskelbündelriss im Viertelfinal-Rückspiel gegen den FC Porto für mehrere Monate aus. Auch für Linksverteidiger David Alaba ist die Saison verletzungsbedingt bereits beendet. Dante spielt schon seit Wochen auf einem Niveau, das dem des FC Bayern nicht würdig ist, viel zu langsam und sehr fehleranfällig. Als Alternative stünde Medhi Benatia bereit, der seine Klasse allerdings bisher ebenfalls nicht unter Beweis stellen konnte und gerade erst einen Muskelfaserriss auskuriert hat. Nach mehrmonatiger Pause war Javi Martínez am vergangenen Wochenende gegen Berlin erstmals wieder im Kader, doch dürfte ihm die Spielpraxis noch fehlen. Man darf sich also schon fragen, wie diese dezimierte Defensive die aktuell wohl beste Offensive der Welt in Schach halten soll. Unklar ist derzeit auch, ob die beiden Offensiv-Stars der Bayern, Franck Ribéry und Arjen Robben, rechtzeitig für das Spiel fit werden.
Dienstag, 12. Mai, Champions League Halbfinale Rückspiel – Bayern München vs. FC Barcelona
Nur sechs Tage nach dem Hinspiel in Barcelona steigt der Showdown in München. Zu diesem Zeitpunkt wird man hoffen müssen, dass die Bayern das Hinspiel unbeschadet oder zumindest mit nur einem blauen Auge überstanden haben. Zuletzt zeigten sie, dass sie nach schwachen Hinspielen auswärts enorm starke Leistungen im Rückspiel daheim abrufen konnten. So folgte im Achtelfinale nach einem enttäuschenden 0:0 gegen Shakhtar Donezk ein überragendes 7:0 im Rückspiel. Ähnlich wie im Viertelfinale gegen den FC Porto: Nachdem man im desolaten Hinspiel mit 1:3 unterlag konnte man die Portugiesen im Heimspiel 6:1 besiegen. Gegen den FC Barcelona muss eine ähnliche Leistung her, wobei es auf diesem Niveau in der Champions League auch auf die Tagesform ankommt. Wir dürfen uns auf einen packenden Kampf um den Finaleinzug freuen.
Samstag, 30. Mai, DFB-Pokal Finale in Berlin
Sollten die Bayern sich heute im Halbfinale gegen den BVB durchsetzen, dann würde man ins Pokalfinale in Berlin einziehen. Dort wartet dann der Sieger aus der morgen stattfindenden zweiten Halbfinalpartie Arminia Bielefeld gegen VfL Wolfsburg. Es wird erwartet, dass sich der aktuelle Bundesliga-Zweite gegen den Drittligisten aus Ostwestfalen durchsetzen wird, doch der Pokal schreibt bekanntlich seine eigenen Gesetze…
Samstag, 6. Juni, Champions League Finale in Berlin
Ebenfalls in Berlin steigt eine Woche später das Champions League Finale. Mit einem Halbfinalgegner wie dem FC Barcelona vor der Brust wagt man sich noch nicht so recht, konkret von einer Finalbeteiligung der Bayern auszugehen, zu schwer ist der Brocken, den es vorher aus dem Weg zu räumen gilt. Im zweiten Halbfinale stehen sich Real Madrid und Juventus Turin gegenüber, und alles andere als ein Sieg der königlichen Madrilenen wäre eine große Überraschung.
Spätestens an diesem Tag wird sich herausstellen ob die Bayern, allen voran ihr Trainer Pep Guardiola, als Helden oder als Deppen darstehen werden. Für einen Verein wie den FC Bayern zählen letztendlich nur die Titel, was zeigt, wie nah Himmel und Hölle beieinander liegen. Die folgenden fünf Spiele werden entscheidend dafür sein, wie man die Saison der Bayern am Ende bewerten wird. Man darf durchaus kritisch sehen, dass wenige Minuten ausschlaggebend für die Bewertung einer ganzen Spielzeit sind, doch so sind leider die Gesetzmäßigkeiten des Profifußballs.
Darüber hinaus wird sich in den nächsten Spielen zeigen, wie konkurrenzfähig der Branchenprimus des deutschen Fußballs in Europa noch ist. Die Leistungen der Bundesligamannschaften auf europäischer Ebene waren in diesem Jahr mehr als durchwachsen, vielleicht eine Spätfolge der hohen Belastung der deutschen Spieler während der WM in Brasilien, vielleicht aber auch ein erster Indikator dafür, dass der deutsche Fußball aufgrund der niedrigeren TV-Gelder langsam aber sicher den Anschluss verliert [Link]. Wir dürfen gespannt sein – spätestens am 6. Juni wissen wir mehr!
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