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Republikanische Primaries – Wer kandidiert für die GOP?

Nachdem bei den Demokraten noch diskutiert wird, wer eine ernstzunehmende Alternative zu Hillary Clinton als Präsidentschaftskandidat/in sein könnte, wird es im Feld der Republikaner immer voller.

Gestern hat Marco Rubio, Senator aus Florida, seinen Hut in den Ring geworfen, eine Woche vorher sein Kollege Rand Paul aus Kentucky und vor ihm der texanische Senator Ted Cruz. In den nächsten Wochen werden noch einige mehr “announcements” erwartet.

Bis auf die drei Senatoren hat noch kein ernstzunehmender Kandidat seine Kandidatur formal angekündigt. Im Folgenden werde ich jedoch nicht zwischen offiziellen Kandidaten und denen, bei denen eine Kandidatur erwartet wird, differenzieren.

Bis vor kurzem schien es noch glasklar: Jeb Bush wird der Kandidat der Republikaner. Jedoch wird er durch seinen moderaten track-record als Gouverneur von Florida immer unbeliebter bei der Basis und kann diese auch nicht wirklich für sich begeistern. Subjektiv fühlte man 2012 höhere Begeisterung für Mitt Romney. Auch er war nicht bekannt als Favorit der Basis. Da aber über ihn schon zahlreiche Artikel geschrieben wurden, will ich lieber einen Überblick über die Alternativen zu Jeb Bush geben.

Scott Walker, Gouverneur von Wisconsin, wird von vielen als Alternative zu Bush mit den besten Chancen gesehen. Er ist nicht nur beim Establishment, sondern auch bei der Basis beliebt. Nachdem er in den letzten vier Jahren 3 Wahlen mit Abstand gewonnen hat – darunter eine Recall-Election – und das in einem purple bis blue state, wird oft seine Fähigkeit doch zu gewinnen als Stärke angesehen, ohne von seinen konservativen Überzeugungen abzurücken.

Rand Paul wird immer mehr als einer der Kandidaten im top-tier der Republikaner wahrgenommen. Er hat es geschafft, die Unterstützung für seine größtenteils libertären Positionen zu erweitern. Durch moderateres Auftreten im Vergleich mit seinem Vater Ron Paul hat er dies ebenso geschafft, wie auch durch das gelegentliche Eingehen von Kompromissen. Allerdings nehmen ihm langjährige Unterstützer seines Vaters dies übel und unterstützen lieber Ted Cruz. Die Fälle, in denen die libertäre Basis der Republikaner sich von Rand Paul distanziert, sind gegenwärtig jedoch gering. Es wird interessant, wie er seine Basis an Unterstützern gegen Hillary Clinton verbreitern will und wird. Bei Umfragen Rand Paul vs. Clinton schlägt er sich sehr gut.

Als absoluter Quereinsteiger wird wohl diesmal Ben Carson dabei sein. Er ist durch seine Arbeit als Gehirnchirurg und seine Aufsteiger-Biografie bekannt. Damit ähnelt seine Situation der von Herman Cain,  der 2012 als absoluter Quereinsteiger dabei war. Nach meiner Einschätzung muss man Carson ernster nehmen als damals Cain. Er hat allerdings mit einigen, als politisch unkorrekt empfundenen Statements Kratzer an seinem Image abbekommen. Trotz seiner klaren Außenseiterposition liegt er in den Umfragen konstant in der oberen Hälfte der einstelligen Prozente.

Marco Rubio, der während der Senatswahl 2010 noch als Tea-Party Kandidat galt, hat sich in den letzten Jahren eher in die moderatere Richtung bewegt. Große Begeisterung für ihn ist derzeit noch nicht zu erkennen. Er bewegt sich bei ca. 5% in den Umfragen. Da er jedoch gerade erst bekanntgegeben hat, zu kandidieren, wird in den nächsten Wochen und Monaten klar werden, wo er sich selber in der Vorwahl thematisch verortet und wie sich seine Umfragewerte weiter entwickeln. Mein Eindruck ist, dass er darauf spekuliert, sich als potentieller Running-mate des Kandidaten der Republikaner in Stellung zu bringen oder eine Kandidatur 2020 oder 2024 beabsichtigt.

Chris Christie, der 2012 noch zu einer Kandidatur gedrängt wurde, hat das Superstar-Image verloren. Grund waren diverse Skandale wie “Bridgegate”. Viele Republikaner nehmen ihm im Übrigen immer noch sein Lob für Präsident Obama übel. Er hatte dies für dessen Einsatz beim Hurricane Sandy, eine Woche vor den Präsidentschaftswahlen 2012 ausgesprochen. Da er in den Umfragen oft bei nur 5% liegt, wird immer fraglicher, ob er überhaupt kandidieren wird.

Rick Perry, ehemaliger Gouverneur von Texas, und Rick Santorum, ehemaliger Senator für Pennsylvania, haben schon 2012 versucht, die Nominierung der Republikaner zu gewinnen. Rick Perry ist – mit sehr guten Umfragewerten – spät in das Rennen 2012 eingestiegen. Mit seinen vielen Unterstützern, Spendern und seiner Erfahrung als texanischer Gouverneur war er kurzzeitig die Hoffnung, für die Konservativen, denen Mitt Romney zu moderat war. Wegen eigener Fehler – wie dem berühmten “Oops” Moment – und seiner chaotisch organisierten Kampagne – war er bald im einstelligen Bereich in den Umfragen angekommen. Schaut man sich Interviews von ihm an, wirkt er professioneller und fokussierter. In den aktuellen Umfragen bewegt er sich im unteren Bereich der einstelligen Prozente.

Rick Santorum wurde kurzzeitig auch als Alternativkandidat zu Mitt Romney angesehen. Sein Ansehen litt jedoch schnell und seine stramm erzkonservativen Positionen werden wohl auch diesmal nicht lang anhaltende und breite Unterstützung generieren.

Mike Huckabees letzte Kandidatur liegt noch weiter zurück. Der ehemalige Gouverneur von Arkansas hat 2008 versucht, Kandidat der Republikaner zu werden. Obwohl er in den aktuellen Umfragen besser abschneidet als einige der ehemalige 2012er Kandidaten, ist fraglich, ob er an eine Kandidatur denkt. Es wird vermutet, dass entsprechende Überlegungen ihren Grund darin haben könnten, die Verkaufszahlen für sein neues Buch zu erhöhen.

Bobby Jindal, Gouverneur von Louisiana, wäre eigentlich ein Kandidat mit guten Chancen. Neben seinem konservativen track-record hat er als Kind von indischen Einwanderer auch noch eine gute Aufsteigersstory vorzuweisen. Er hat jedoch in seinem Heimatstaat bei seinen Gesetzgebungsvorschlägen ständig Widerstand aus beiden Abgeordentenhäusern. Das führt dazu, dass er gegenwärtig keine überzeugenden politischen Erfolge vorzuweisen hat.

Senator Ted Cruz (TX) und Senator Lindsey Graham (SC) sind beide Message-Kandidaten. Sie erfahren weder an der Basis noch vom Establishment signifikante Unterstützung. Ihre Absicht dürfte es auch nicht sein, die Nominierung zu gewinnen. Ihnen ist auch beiden bewusst, dass ihre Chancen sehr gering sind. Die Absicht von Lindsey Graham, der als “foreign policy hawk” bekannt ist, ist es, den Fokus während der Vorwahlen durch seine Kandidatur auf die Außenpolitik zu lenken. Es ist zu erwarten, dass er in der Primary in South Carolina, seinem Heimatstaat, ein relativ gutes Ergebnis bekommen wird.

Ted Cruz will mehr Aufmerksamkeit für seine populistische “purist” Botschaft bekommen. Gegen ihn spricht, dass seit seiner Wahl zum Senator nur ein einziger seiner Gesetzesvorschläge verabschiedet wurde. Dies beweist, dass er nicht wirklich Interesse an der intensiven, täglichen Gesetzgebungsarbeit hat.

Carly Fiorina – ehemalige Managerin von Hewlett Packard und gescheiterte kalifornische Senatskandidatin – wird den wenigsten, auch in der amerikanischen Öffentlichkeit bekannt sein. Bisher ist sie die einzige Frau bei den Republikanern, die Interesse an einer Kandidatur zeigt. Ihre Kritik an Hillary Clinton könnte in der Öffentlichkeit eher Gehör finden als die ihre männlichen Kollegen. Ihr könnte als weibliche Kandidatin zu gute kommen, dass sich die Republikaner in den letzten Jahren nicht gerade das Image einer frauenfreundlichen Partei gegeben haben und das ihnen schadet.

 

Damit fasse ich zusammen:

Die ersten Primary states werden schon gar nicht mehr als entscheidend angesehen. Viele haben sich durch das Chaos 2012 in den Augen des Establishments disqualifiziert – so z.B. Iowa – . New Hampshire hatte schon immer einen Ruf Chancen für Außenseiter zu bieten. Florida ist der Heimatstaat von Jeb Bush und Marco Rubio, wegen deren Heimvorteil für viele nicht als Indikator ernstzunehmen, Für South Carolina gilt mit Senator Lindsey Graham das gleiche. Das Rennen bei den Republikanern ist und bleibt spannend.


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Kommentare

3 Antworten zu „Republikanische Primaries – Wer kandidiert für die GOP?“

  1. […] nur nicht zutraute, sondern den er generell für inkompetent hielt. Da Bush der Frontrunner im republikanischen Feld ist, bleibt sicherlich zu erwarten, dass diese Angriffe weiter anhalten werden. Bush und die […]

  2. […] Seit dem letzten Dienstag ist Chris Christie der neuste Kandidat der Republikaner für die Nominierung zu den Präsidentschaftswahlen 2016. Dem Gouverneur wurden vor dem berüchtigten Bridgegate Skandal sehr gute Chancen zugestanden der 45. Präsident der Vereinigten Staaten zu werden. Nun befindet er sich jedoch in der Rolle des Außenseiters in einem Feld von bald 20 Kandidaten. […]

  3. […] die Veranstalter der Debatte, der Nachrichtensender Fox News und Facebook, dazu entschieden, das Bewerberfeld aufzuteilen und eine Hauptdebatte mit den zehn aussichtsreichsten Kandidaten zu veranstalten und […]

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