Lucke

FC-Fans locken AfD-Chef Lucke aus der Reserve

Es war eine mehr als ungewöhnliche Aktion von Kölner Fans. Auf dem Rückweg im ICE vom Auswärtsspiel in Berlin trafen die FC-Anhänger auf AfD-Chef Bernd Lucke. Sie forderten ihn verbal mit den Worten “Wir wollen keine Nazis hier” dazu auf, den Zug zu verlassen. Dass Bernd Lucke selbstverständlich kein Nazi ist, dürfte jedem klar sein. Er hat allerdings ganz offensichtlich eine rechte politische Gesinnung, denn er betreibt mit seiner AfD eine Politik, die Europa in zwei Lager spaltet. Seine Partei flirtet ganz offen mit der Pegida-Bewegung und äußert sich kritisch wie keine andere über Flüchtlinge. Mit den Anschuldigungen konfrontiert entgegnete Lucke, er sei privat unterwegs.

Dieses Verhalten ist mehr als scheinheilig, denn von einem Berufspolitiker seines Ranges muss man eine gewisse Öffentlichkeit verlangen dürfen, schließlich hat man ihn in einem ICE in Deutschland angetroffen und nicht etwa beim Strandurlaub in Spanien. Für seine Politik wurde er in das Europäische Parlament gewählt und erhält dafür fleißig Abgeordnetenbezüge. Nicht zu vergessen: Auch für seine polarisierenden Talkshow-Auftritte kassiert er fette Gagen. Man darf von einem Politiker verlangen, dass er persönlich integer ist, das heißt, dass er für seine Positionen einsteht, und zwar unabhängig davon, ob er gerade in der Bahn oder in einer Talkshow sitzt. Selbstverständlich muss er sich nicht auf das Niveau herablassen, ernsthaft mit Menschen zu diskutieren, die ihn als Nazi bezeichnen, denn es dürfte klar sein, dass daraus keine sachliche Diskussion entstehen würde. Allerdings hätte genau dies seine Reaktion sein müssen und nicht etwa die Entgegnung, er sei privat unterwegs.

Der AfD-Chef hat durch seine Reaktion in dieser Situation offenkundig werden lassen, dass es für ihn einen Unterschied zwischen dem Berufspolitiker Lucke und der Privatperson Lucke gibt. Dadurch drängt sich der Eindruck auf, dass er als Politiker nur eine Rolle spielt und als Privatperson eigentlich ganz anders denkt, ganz so als hätte er den FC-Fans sagen wollen, er sei privat gar kein Rechter, sondern nur in seiner politischen Rolle. Von einem Politiker seines Ranges darf man aber erwarten, dass sein Denken und sein Handeln übereinstimmen. Die FC-Fans haben mit ihrer Aktion zeigen können, dass es bei Lucke eben nicht so ist und haben ihn dadurch auf eine amüsante Art und Weise demaskiert. Die wundervolle Ironie an der ganzen Geschichte ist, dass Lucke Hilfe bei einem Schaffner mit Migrationshintergrund suchte, genau die Gruppe, die er gerne attackiert und die ihm alles andere als gewogen ist.

Die ganze Sache hatte aber noch einen zweiten schönen Effekt. Die engagierten Fans des 1. FC Köln haben der Öffentlichkeit gezeigt, dass sich auch Fußballfans für das politisch Richtige einsetzen können. Bisher wurden Fans meist rein als gröhlende, biertrinkende und entweder unpolitische oder extremistische Raufbolde beschrieben, Insbesondere das Image der Kölner Fans hat aufgrund der jüngsten Vorkommnisse und der entsprechenden Sanktionen sehr stark gelitten. Umso erfreulicher ist es, dass ein positives Gegenbeispiel publik wurde. Köln ist die Hauptstadt des bunten Rheinlands und Deutschlands Karnevalhochburg. Deshalb hat das Thema der Toleranz gerade in Köln einen hohen Stellenwert und Kampagnen gegen rechte Gewalt wie zum Beispiel “Arsch huh, Zäng ussenander” haben dort großen Erfolg. Es ist schön, dass erstmals auch Kölner Fußballfans aktiv Courage gegen Rechts gezeigt haben. Auch wenn die Aktion, insbesondere die Bezeichnung Luckes als Nazi, etwas über ihr Ziel hinausschoss, so war sie ein starkes Beispiel für ein Engagement gegen Rechts, dem hoffentlich viele andere Menschen folgen werden. Bernd Lucke sollte möglichst von jedem einzelnen persönlich erfahren, dass für seine Politik, die mit Ausländerfeindlichkeit kokettiert, kein Platz in Deutschland ist!


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Kommentare

7 Antworten zu „FC-Fans locken AfD-Chef Lucke aus der Reserve“

  1. Avatar von Jörg van Essen
    Jörg van Essen

    Ich teile diese Auffassungen überhaupt nicht Das Grundgesetz garantiert die Reisefreiheit von jedermann in diesem Land, unabhängig von seinen politischen Auffassungen und unabhängig davon, ob man ein Mandat hat oder nicht. Das Verhalten ist ein grober Skandal und jede Beschönigung in einem Kommentar auch!

  2. Avatar von Thomas Meyer
    Thomas Meyer

    Sonst finde ich die hiergeschriebenen Kommentare ja sehr gut, aber dieser ist doch sehr von Vorurteilen gegen die AfD geprägt. Hätten Sie sich so auch über Claudia Roth geäußert? Ich habe das Gefühl Herr Büttgenbach ist der „Quoten-Linke“ im Team…

    1. Avatar von Sven Werner
      Sven Werner

      Darf man jetzt nur noch die Bahn nutzen, wenn man die richtige politische Einstellung hat?
      Wenn ein Wirt Personen einer polit. Couleur nicht in seinem Gasthaus haben will ist das nachvollziehbar.
      Den FC Köln Fans gehört nicht die Bahn, wenn sie nicht damit zurechtkommen mit Herrn Lucke im selben Abteil zu fahren, könnten Sie ja einfach das Abteil wechseln.
      „Hilfe bei einem Schaffner mit Migrationshintergrund suchte, genau die Gruppe, die er gerne attackiert “ Herrn Luckes Thesen zu Migration unterstütze ich nicht im Geringsten, aber ich habe noch nicht mitgekriegt, dass er sich gegenüber integrierten Migranten, die arbeiten, despektierlich geäußert hat.

      1. Avatar von Athanasios Papapostolou
        Athanasios Papapostolou

        Wenn der „Schaffner mit Migrationshintergrund“ aber seinen Arbeitsplatz verliert dann wird er ganz schnell zum nicht- integrierten Ausländer, der sich dann den ganzen menschenverachtenden Müll des AfD-Mobs und seines Führers anhören muss. „Wir sind nicht das Weltsozialamt“. Schon klar. Aber ansonsten ist der Lucke ja kein Nazi.

  3. […] Ursprünglich veröffentlicht auf Guns and Burgers: […]

  4. […] ich von den Vorkommnissen zwischen Kölner Fans und Bernd Lucke in einem ICE gehört habe, war die Schadenfreude bei mir […]

  5. […] meinem Artikel vom Dienstag wurde das Bild, das ich bei der Bewertung der Lage im Kopf hatte, wie folgt ausgeschmückt: Als […]

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