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EU vs. Google – stoppt den Regulierungswahn

Da ist sie also, die formale Beschwerde der EU-Kommission, die dem Internetriesen Google unfairen Wettbewerb vorwirft. Google soll im Bereich seiner Suchmaschine seine dominierende Marktmacht missbrauchen. Konkret geht es wohl darum, dass Google beim Produkt-Preisvergleich das eigene Vergleichsportal bevorzugt und die gesuchten Produkte zunächst mit Verknüpfung auf „Google Shopping“ anzeigt. Somit benachteilige Google den Verbraucher und die Wettbewerber.
Also wenn dieser Vorwurf wahr wäre … das wäre ja … absolut nachvollziehbar!

– Szenenwechsel – Wir befinden und in der Traditions-Bäckerei Steins. Steins bieten in ihrer Auslage hauptsächlich Brote, Brötchen und Kuchen aus der eigenen Produktion an. Um aber allen Bedürfnissen ihrer Kunden gerecht zu werden, verkaufen sie auch Eis, Schokoriegel und Sahnetorten zum Auftauen. Diese stellen sie nicht selber her, sondern beziehen sie vom Großhandel. Die Margen sind für die Steins bei den zugekauften Produkten deutlich kleiner. Plötzlich stürmt EU-Wettbewerbskommissarin Vestager in die Backstube und bezichtigt die Steins eines Verstoßes gegen das Wettbewerbsrecht, da Steins nicht alle Produkte gleich prominent anböten und sie als beliebteste Bäckerei mit Eis und Sahnetorten in ihrem Dorf ihr Monopol ausnützten um ihre Produkte bevorzugt abzusetzen.

Ein abstruser Vergleich? Jein!  Natürlich ist Google keine Bäckerei und der Marktanteil im Bereich Suchmaschinen von 90% in der EU und fast 95% in Deutschland ist enorm, dennoch muss man sich klar machen, dass Google ein marktwirtschaftlich orientiertes Unternehmen ist und auch wenn es für die Benutzung der Suchmaschine vom Endverbraucher kein Geld verlangt, so ist sie doch nicht kostenlos. Jeder Nutzer zahlt mit seiner Aufmerksamkeit, seiner Suchworteingabe, seinem Klick- und Surfverhalten und vielem mehr. Es ist wohl der „Darf-nichts-kosten“-Mentalität im vieler Internetnutzer zu verdanken, dass die meisten User dieses scheinbar kostenlose Angebot wie selbstverständlich in Anspruch nehmen und sich dann aber darüber aufregen, dass sie individualisierte Werbung angezeigt bekommen, oder dass Google eben versucht die eigenen Produkte besser zu vermarkten als die der Konkurrenz.
Ich frage mich woher die Idee kommt, dass Suchmaschinen als eine Form bedingungsloser Grundversorgung im Netz angesehen werden, die immer „ehrlich“ und „uneigennützig“ die relevantesten Seiten aus dem Web fischen und diese dem Nutzer ungefiltert anzeigen. Natürlich wird hier profitorientiert geranked und gefiltert, aber das sollte man einem Wirtschaftsunternehmen nicht erschrocken zum Vorwurf machen, sondern eher antizipieren  und zugestehen. Einzig der große Marktanteil von Google erlaubt es, dass das Unternehmen hier nun etwas offensiver werben kann. Doch Google weiß genau, dass dies eine Balanceakt ist und sobald die Kunden den Eindruck bekommen nicht mehr die besten und zielführendsten Ergebnisse angezeigt zu bekommen, steht die Konkurrenz bereit.

Google wird es zum Vorwurf gemacht, dass es seine Monopolstellung ausnützen würde, aber dieses Monopol ist nicht etwa auf Rohstoffen oder ähnlichem begründet, sondern auf Nutzerverhalten und Gewohnheit. Es ist die Entscheidung des Users welche der zahlreichen Suchmaschinen im Netz er benutzen möchte – ja es gibt tatsächlich noch andere!
Das Monopol ergibt sich also zum einen aus der richtigen Marktstrategie Googles – erst schnell zu wachsen und sich dann durch Werbung etc. zu refinanzieren –  zum anderen aber schlicht aus einer unreflektierten Gewohnheit oder Trägheit der User heraus, die das günstigste und beste Produkt nutzen wollen, ohne einen weiteren Gedanken daran verschwenden zu müssen. Google hat also eigentlich alles richtig gemacht, ist jetzt aber für die EU und Mitbewerber zu dominant geworden und soll daher mit Regeln und Strafen im Zaum gehalten werden.

Der in meinen Augen bessere Weg wäre es hingegen, eine umfassende Aufklärung der Nutzer und ein Aufruf zur bewussten Eigenverantwortung anzustreben, als zu versuchen die angebotenen Dienste von Google zu reglementieren um den Verbraucher oder den Wettbewerb zu ‚schützen’.
Richtig ist, dass gesunder Wettbewerb weniger Regulierung als vielmehr Chancengleichheit benötigt. Daher wäre es durchaus sinnvoller die Regelungen und Vorschriften von privaten Verlagen, Radios und Fernsehsendern umfassend zu lockern, um diesen eine bessere Wettbewerbsfähigkeit zu ermöglichen.

Häufig wird bemängelt, dass es so wenig europäische bzw. deutsche Konkurrenz zu den Googlesparten Maps und Navigation, Musik- und Videoportale, Clouds und Software gäbe, doch vergleicht man die riesigen bürokratischen Felsbrocken, die einem Startup beispielsweise in Deutschland in den Weg gelegt werden, mit dem Gründerparadies im Silicon Valley, wird schnell deutlich, dass dies wohl nicht nur an der Einfallslosigkeit und dem Sicherheitsbedürfnis der Deutschen liegen dürfte.

Es ist an der Zeit einzusehen, dass das Internet unser Leben maßgeblich verändert hat und dies auch weiter tut. Ebenso hat es Einfluss auf die Funktionsweisen der Märkte, welche zunehmend internationaler werden und wo es im Bereich von Regulierung und Zuständigkeiten bestimmt bald zu weitreichenden Veränderungen und Anpassungen kommen muss, wenn Deutschland und die EU den Anschluss nicht komplett verlieren wollen.


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Kommentare

Eine Antwort zu „EU vs. Google – stoppt den Regulierungswahn“

  1. Avatar von Reiner Schöne
    Reiner Schöne

    Wieder einmal typisch Europa. Es muss alles geregelt sein, in einem Regelwerk stehen, und man muss sich geregelt daran halten. Kein Mensch wird gezwungen Google zu benutzen, es gibt genügend andere Suchmaschinen. Das Internet hat Frei zu sein, und muss Frei erhalten bleiben. Da wird hier reguliert, dann evtl. vorgeschrieben, dann etwas verboten und dann etwas einfach nicht mehr erscheinen. Der Staat hat sich aus dem Internet rauszuhalten, es sei bei einschlägigen Terrorwarnungen.

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