Wenn man über die beste Bildung der Welt nachdenkt, denkt man unweigerlich an Schulen, Ausbildungsstätten, Universitäten, Kindergärten. Eben an Orte und Institutionen, die Kindern und jungen Erwachsenen Wissen vermitteln und sie auf das Leben nach der Schulzeit oder Ausbildungszeit vorbereiten sollen. Ein wesentlicher Zwischenschritt wird dabei jedoch oft ausgeklammert oder schlicht vergessen: Die Entscheidung, eine bestimmte Ausbildung oder ein bestimmtes Studium aufzunehmen, einen bestimmten Beruf zu ergreifen.
An Schulen gibt es eine sogenannte Berufsberatung, die den Schülern helfen sollen, herauszufinden, welcher Weg der richtige für sie ist. Im Zweifelsfall sitzt in der Sprechstunde der Berufsberatung ein Lehrer mit einem beliebigen Fach vor dem Schüler, der einfach erzählt, was er persönlich überhaupt von den Fächern hält. Mein Gespräch in diesem Rahmen ist nicht sehr lange her. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass der mich beratende Lehrer die Stunde genutzt hat, um mir zu erklären, warum BWL und VWL absolut gar nichts mit Mathe zu tun hat. Die gesamte Erklärung war am Ende allerdings wieder hinfällig: Am Ende riet er allen Schülerinnen in meiner Stufe, die seine Beratung in Anspruch nahmen, Lehrerin zu werden. Das hat natürlich alle erleuchtet.
Wer glaubt, ein Beratungsgespräch bei der Arbeitsagentur sei sicherlich sinnvoller, dem kann ich nur sagen, dass ich nach dem Gespräch mit der Beraterin von der Arbeitsagentur genau wusste, was der Sohn der Beraterin studierte und wieso er sich dafür entschieden hatte, wo er studiert und dass es sehr schwierig war, dort eine geeignete Wohnung zu finden, aber auf spezifische Fragen zu meinem Wunschstudiengang wurde nicht eingegangen.
Sicherlich, jeder Schüler kann sich bei den Ausbildungsstätten und Universitäten selbst informieren. Aber braucht es nicht auch eine ernsthafte Beschäftigung mit dieser großen Entscheidung innerhalb der Schule? Natürlich gibt es in einigen Schulen tolle Entwicklungen in diesem Bereich. Oftmals werden beispielsweise Fördervereine oder Ehemaligenvereine tätig und organisieren Veranstaltungen, auf denen ehemalige Schüler der Schule von ihren verschiedenen Tätigkeiten berichten. Dennoch kann es nicht richtig sein, dass die Hilfe, die ein Schüler bekommt, in erster Linie davon abhängt, ob er das Glück hat, eine Schule zu besuchen, in der es einen aktiven Ehemaligenverband gibt.
Es braucht dringend eine bessere Zusammenarbeit zwischen Schulen und Universitäten und Schulen und Ausbildungsstätten, um die Schüler in ihrer Entscheidung zu unterstützen, so weit sie diese Unterstützung brauchen. An einigen Schulen mag es diese bereits geben, aber die Beschränkung auf wenige Schulen ist nicht ausreichend. Es müssen dringend stärkere Anreize für Schulen gesetzt werden, sich im Bereich der Berufsberatung weiterzuentwickeln, um die beste Berufsberatung der Welt zu ermöglichen.
Die Unsicherheit vieler Schüler ist groß. Einige wenden sich deshalb an private Berufs- oder Studienberater und geben tausende Euro aus, um ihre Stärken und Schwächen zu analysieren und mehr über Studiengänge zu erfahren. In Einzelfällen richten Schulen sogar Info-Abende aus, um den Schülern private Berufs- und Studienberater vorzustellen und gestehen damit ein, dass sie die Schüler selbst nicht ausreichend vorbereiten. Ich lehne private Beratungseinrichtungen natürlich nicht ab, dennoch muss unser Ziel sein, eine kompetente und weiterführende Beratung an allen Schulen anzubieten, denn die beste Berufsberatung der Welt sollte jedem zur Verfügung stehen.
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