Race for the White House 12th edition
Seit Beginn dieser Serie habe ich schon über viele aktuelle Ereignisse und Hintergründe zu den Präsidentschaftswahlen und vor allem auch den Vorwahlen berichtet, in dieser etwas ruhigeren Woche, in der sich die Politiker und Kommentatoren der USA eher mit einem kontroversen neuen Gesetz in Indiana oder dem umstrittenen Atom-Deal beschäftigt haben, möchte ich mich einmal der Frage widmen: Was verraten uns eigentlich die Umfragen?
Die Umfragen
Wer die Vereinigten Staaten kennt, der weiß, dass Umfragen in den USA sogar noch eine viel wichtigere Rolle spielen als in Deutschland. Das hat zum einem mit dem Zwei-Parteien-System zu tun, aber natürlich auch mit dem komplizierten System von Vorwahlen, Delegierten, Wahlen und Wahlmännern und das auch einzeln in allen Bundesstaaten. Auch medial werden die demografischen Daten, welche die zahlreichen Umfragen liefern. wesentlich stärker analysiert und für die Öffentlichkeit aufbereitet als in der Bundesrepublik.
Zuerst muss man verstehen, dass die Umfragen in den USA anders funktionieren als in Deutschland. Da es hierzulande nur auf die Stimmen ankommt, die eine Partei auf sich vereinen kann und welche Konstellationen sich daraus ergeben, sind die meisten Umfrageergebnisse, die veröffentlicht werden, simulierte Ergebnisse einer Bundestagswahl. Für genauere Informationen interessieren sich dann höchstens noch die Journalisten oder die betroffenen Parteien selbst. Ob ein Politiker hierzulande beliebt oder unbeliebt ist, spielt vor allem für die kleineren Parteien eine sehr untergeordnete Rolle.
Bei den Personenwahlen in den USA kommt es aber nur darauf an, wer gewinnt und nicht auf die genaue Verteilung der Stimmen. Vor allem, da immer nur Kandidaten zur Wahl stehen und eben keine Parteien, ist in dieser frühen Phase des Wahlkampfes besonders wichtig, wie beliebt oder unbeliebt und bekannt oder unbekannt ein möglicher Kandidat bei den Amerikanern ist.
Hier die Ergebnisse der jüngsten CNN/ORC Poll
Candidate | Party | Favorable | Unfavorable | Never heard of | No Opinion |
Hillary Clinton | D | 53% | 44% | 1% | 2% |
Joe Biden | D | 43% | 46% | 6% | 5% |
Jeb Bush | R | 31% | 47% | 14% | 9% |
Ben Carson | R | 22% | 14% | 56% | 8% |
Chris Christie | R | 25% | 44% | 24% | 6% |
Mike Huckabee | R | 35% | 30% | 26% | 9% |
Rand Paul | R | 31% | 30% | 29% | 9% |
Marco Rubio | R | 25% | 26% | 39% | 9% |
Scott Walker | R | 21% | 21% | 48% | 10% |
Die Demokraten
Die Umfragen zeigen, dass die ehemalige First Lady, Senatorin und Außenministerin der Vereinigten Staaten von Amerika auch nach dem E-Mail-Skandal noch mit deutlichem Abstand die Favoritin im Rennen um das Weiße Haus ist. Hinzu kommt, dass sie, wie es scheint, ohne ernstzunehmende Konkurrenz die Nominierung der Demokraten gewinnen wird. Auch wenn Vizepräsident Joe Biden in dieser Umfrage sehr gut abschneidet, ist er im direkten Vergleich mit Clinton doch unter demokratischen Vorwählern, genau wie alle anderen möglichen Kandidaten, weit abgeschlagen. In der Partei von Präsident Obama favorisieren 62 Prozent der Wähler Clinton, 15 Prozent würden sich für Joe Biden entscheiden und zehn Prozent würden Elizabeth Warren unterstützen, wenn sie unwahrscheinlicher Weise doch antreten sollte. Knapp 70 Prozent der Demokraten glauben, dass sie mit Clinton die besten Chancen haben, das Weiße Haus zu verteidigen. Clintons Bekanntmachung ihrer Kandidatur um die Präsidentschaft der USA wird noch im April erwartet und Gerüchten zu Folge soll sie auch schon ihr Kampagnenhauptquartier in Brooklyn angemietet haben.
Die Republikaner
Die GOP bietet ein deutlich spannenderes Vorwahltableau an als die Demokraten. Unter den Anhängern der Republikaner liegt der ehemalige Gouverneur von Florida Jeb Bush knapp an der Spitze des Feldes. Ihm folgen Walker, Paul und Huckabee mit 13, elf und zehn Prozent unter Republikanern. Alle anderen möglichen Kandidaten erreichten nur einstellige Ergebnisse. Einige Beobachter gehen jedoch davon aus, dass Ted Cruz durch die frühe Bekanntgabe seiner Präsidentschaftskandidatur und nach der gezielten Werbeinitiative über Ostern in den Umfragen hinzugewinnen wird. Dass er Präsident werden kann, bleibt weiterhin zu bezweifeln, obwohl er eine sehr kluge Strategie verfolgt, um die religiösen Wähler und die Anhänger der Tea-party hinter sich zu vereinen.
Der direkte Vergleich
Im direkten Vergleich von möglichen Kandidaten der GOP mit Clinton kommt Senator Rand Paul mit 43 zu 55 Prozent am nächsten an die Demokratin heran, Bush und Walker stehen ihr beide mit 40 zu 55 Prozent gegenüber.
Zwar sind auch die aktuellen Umfragen in den USA nur Momentaufnahmen und es wird noch viel Zeit bis zu den tatsächlichen Wahlen und Vorwahlen vergehen, doch markieren sie die ungefähre Ausgangslage der Parteien und Kandidaten im Rennen um die 45. Präsidentschaft der Vereinigten Staaten von Amerika. Es bleibt spannend.
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