Blockupy

Warum die Blockupyproteste ein einziger Widerspruch sind.

Während heute in Frankfurt bei bis zu 19 Grad Celsius und Sonnenschein Autonome etwas früher in ihre Krawallsaison starten – normalerweise brennen steuerfinanzierte Polizeiwagen erst am 1. Mai -, kann man sich die Frage stellen, ob es bei dem Protest überhaupt um ein politisches Ziel geht oder ob es bloß blinde Randale ist.

Wenn man wirklich davon ausgeht, dass diese Proteste ein politisches Ziel haben, so ist dieses nicht minder bescheuert:

„Zusammen wollen wir eine europäische Bewegung schaffen, einig in ihrer Vielfalt, die die Macht des Krisenregimes und der Austeritätspolitik überwindet und damit beginnt, Demokratie und Solidarität von unten aufzubauen.“

Zitat aus dem Selbstverständnis von Blockupy

Zentralbanken sind das Gegenteil eines entfesselten Kapitalismus

Diese Pseudokritik an Kapitalismus und Sparpolitik trifft den Kern des Problems nicht. Nicht „die da oben“, die Rothschilds und/oder die zionistisches Weltverschwörung sind für die Finanzkrise verantwortlich, nicht asoziale Anleger in einem  „entfesselten“ Kapitalismus, sondern ganz profan die Zentralbanken als Instrumente der es durchaus gut meinende Politik.

Die Idee des Kapitalismus liegt im Segen durch Wettbewerb. Nur durch Wettbewerb sind wir in der Lage unsere individuelle Fähigkeiten, Ansichten und unser Wissen unabhängig von einander zu entdecken und zu testen, denn keiner kann heute sagen, welcher Weg Innovationen ermöglicht, die weit über dem liegen, was wir uns heute in unseren Träumen ausmalen.

Jede Wettbewerbsverzerrung führt zu einer Form von Marktmacht. Zu einer Situation in der einzelne einen unverhältnismäßigen Einfluss auf das komplette Marktgeschehen nehmen können, was letztendlich zu irgendeiner Form von Preisveränderungen führt, von der wenige profitieren und viele benachteiligt werden; ein Zustand den die Blockupy-Teilnehmer ausdrücklich verhindern wollen.
Den Extremfall stellen dabei Monopole dar.
Heutige Monopole sind entweder durch Gesetzte geschützt -Stichwort Fernbusse- , auf einzelne Nischen beschränkt oder direkte Instrumente der Politik.

Auch die Zentralbank ist ein Instrument der Politik. Durch ihre Zinspolitik versucht sie Einfluss auf die Höhe der Investitionen zu nehmen. Das sowas nur nach Hinten los gehen kann, erkannte schon Friedrich August von Hayek 1931 in seinem Werk Preise und Produktion.

Wenn der natürliche Zins, d.h. der Zins, der auf einem Markt zustande käme, durch eine Zentralbank künstlich verändert wird, um Wachstum zu fördern, führt das zum genauen Gegenteil: Investitionen werden plötzlich lukrativ, die vorher keine Chance gehabt hätten. Das führt mittelfristig zu Inflation. Was wiederum zu einer Intervention der Zentralbank in Form von Zinsanhebung führt und die Investitionen wertlos machen.

In letzter Konsequenz müsste aber nicht nur die Zentralbank ihre Interventionen unterlassen, sondern auch ihr Geldmonopol aufgeben: Nur durch dieses Monopol ist es überhaupt möglich, dass wir uns solche Experimente gefallen lassen müssen!

Und hier liegt der eigentliche Widerspruch der Blockupy-Unterstützer: Eine Abkehr von der Sparpolitik in der Eurozone ist eigentlich ein erster richtiger Schritt, um die Zentralbank nicht als Instrument der Politik zu missbrauchen.

Eine Abkehr vom Geldmonopol und Giralgeldschöpfung würde die Systemrelevanz von Banken in Luft auflösen und eine Bankenrettung obsolet machen. Das alles sind aber liberale, gar libertäre Forderungen, die aber nicht originär sozialistisch sind, denn selbst Karl Marx fordert im zweiten Kapitel seines Kommunistischen Manifests die Errichtung einer staatlichen Zentralbank mit Kreditmonopol.

In Frankfurt demonstrieren also Interventionalisten gegen Interventionalismus, den sie fälschlicherweise Kapitalismus nennen um ein Ziel zu erreichen, dass wahrscheinlich nur durch eine von individueller Freiheit und Wettbewerb geprägten Gesellschaft möglich ist. Das ist mal ein Widerspruch!


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Kommentare

2 Antworten zu „Warum die Blockupyproteste ein einziger Widerspruch sind.“

  1. Avatar von Mike Karst

    Die wenigstens vor Ort demonstrieren gegen Zentralbanken, – sondern gegen eine Politik, die viele Menschen arm gemacht hat. Es sind also Verzweiflungsschritte – und nicht nur „blinde Randale“. (Was den – teilweise vorgekommenen – Vandalismus nicht gutheißen soll).

    Dass solchen Gruppen vielfach ein theoretisches Fundament oder eine einheitliche Linie fehlt, liegt oft daran, dass wir hier keine Proteste des Bildungsbürgertums beobachten, sondern von direkt Betroffenen – also zumeist Arbeiterinnen und Arbeitern.
    Diese sind froh, wenn sie sich Gehör für ihre Probleme verschaffen können – da muss noch kein Lösungsvorschlag erarbeitet worden sein. Dieser wäre ohnehin erst dann zu erreichen, wenn die Masse der protestierenden größer wäre.

    Deine These, dass das Problem die Zentralbanken an sich sind, mag ich nicht abschließend bewerten – wenn es dir aber ernsthaft darum geht, diese Ansicht den Protestierenden entgegen zu halten, dann schreib doch einen freundlichen Text, der die Situation erklärt – und nicht einen so herablassenden Text, der die angesprochen ohnehin nicht erreichen wird.
    (Oder meld dich bei mir, ich sitze gerade an sowas ähnlichem, komme aber nicht zu einem Abschluss 😉 )

    Schönen Gruß,

  2. Avatar von Reiner Schöne
    Reiner Schöne

    Die Politik sei schuld? Sehen wir uns doch einmal die Sache näher an. Wie hat der Schlamassel angefangen? Seit Jahrzehnten lief alles gut, jeder hatte auskommen und auch Einkommen, wer sich anstengte und gut arbeitete konnte zweimal im Jahr in den Urlaub fahren. Eine Gewerkschaft wurde nicht unbedingt gebraucht, sprich den liefen die Mitglieder weg. Weniger Einnahmen bei den Gewerkschaften bei sehr hohen Löhnen. Also mußte ein Zugpferd her, die 37 und dann die 35 Stundenwoche. Nur weniger Stunden, gleich weniger Lohn, es waren Einbußen ab 400 DM im Monat. Bei Familien mit zwei Kindern fing das rechnen an. Die Produkte wurden teuerer, also langsames hochschrauben der Arbeitszeit auf 40 Stunden wobei die Lohnerhöhungen runtergeschraubt bzw. gleich blieben. Die 5 Stunden mehr wurden nicht bezahlt, schrei auf der ganzen Linie. Nullrunden usw. erhöhten auch nicht gerade die Lust. Man wartete auf jede neue Streikrunde. Warum musste es soweit kommen? Wer trägt die Schuld? Jetzt ist das feingliedrige System der soz. Marktwirtschaft empfindlich gestört durch diese Auswüchse und jetzt wird vom Staat reguliert, der Todesstoß von Marktwirtschaft so kann es nur immer schlechter werden statt besser. Nicht der Staat ist Schuld, sondern rot-grünes Gutmenschen und den Gewerkschaften denken, die ja, jeder weiß es, SPD Eigentum ist.

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