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Rundfunk des Grauens – Wer einmal lügt…

 – Über einseitige oder tendenziöse Berichterstattung im öffentlich rechtlichen Rundfunk –

Die Bilder, die nach dem Attentat auf die Redaktion von Charlie Hebdo um die Welt gingen, sind den Meisten wohl noch gut im Gedächtnis geblieben. Die Pariser Bevölkerung bekundeten ihre Anteilnahme in einem großen Trauermarsch und mittendrin marschierte eine große Zahl europäischer Staatsoberhäupter mit. Natürlich fand hier eine umfassende mediale Berichterstattung durch die öffentlich-rechtlichen Spitzenjournalisten von ARD und ZDF statt. Bilder von Solidarität und mutigen Politikern flackerten über den heimischen Bildschirm, als die Tagesschau von diesem Ereignis berichtete.
Kurze Zeit später erlaubte sich dann jemand einen Scherz und veröffentlichte im Internet offensichtlich manipulierte Bilder dieses heroischen Ereignisses, welche die Politikergruppe nicht innerhalb des Demonstrationszuges, sondern großräumig durch eine Polizeikette abgeschirmt zeigte. Diese Bilder konnten wir natürlich schnell als Hoax abtun, haben wir doch die Wahrheit in der Tagesschau gesehen. Dass sich die Regenbogenpresse anschließend auf dieses angeblich neue Bildmaterial stürzte, um den ÖRR zu diskreditieren, ist nur mit Neid auf die herausragende, objektive und unparteiische Arbeit von ARD und ZDF zu begründen. Denn wir wissen natürlich, dass der ÖRR es nicht nötig hat sich staatsfreundlich oder reißerisch zu geben, da er sein mageres Einkommen direkt und bedingungslos vom Volk bekommt.

 – Lieber Leser, es tut mir Leid! Mein ursprüngliches Vorhaben, den gesamten Text in obigem Stil zu schreiben muss ich aufgrund von anhaltendem Würgereiz leider aufgeben. –

Wenn ich Formate im öffentlich rechtlichen Fernsehen sehe, die wohl unter Information oder Bildung eingeordnet werden müssten und diese eine derart deutliche ideologische Prägung aufweisen, dass man statt der bleichen 1 in der rechten Bildschirmecke eher einen roten Stern oder ein „Atomkraft nein Danke“-Logo erwarten würde, frage ich mich wie viel länger diese Anstalten ihre im Rundfunkstaatsvertrag festgeschriebenen Pflichten noch ignorieren wollen?

Von Reportagen die Jäger als blutrünstige Killer darstellen, hin zu einer Berichterstattung über die Ukrainekrise, die selbst der Programmbeirat der ARD im Juni 2014 mit den Worten „mangelhaft“, „fragmentarische“, „tendenziös“ und „einseitig“ beschrieb, zeigen sich immer wieder massive Unausgewogenheit in Beiträgen über verschiedenste Themen.
Ironischer Weise ist der ÖRR seit dem Rundfunkstattsvertrag 2009 dazu angehalten seine Inhalte einem dreistufigen ‚Public Value Test’ zu unterziehen, um sicherzustellen, dass diese dem Gemeinwohl dienen. Vielleicht fühlen sich daher Journalisten die wissen ‚was gut fürs Volk ist’ dadurch aufgefordert es mit der Objektivität nicht mehr ganz so genau zu nehmen.
Das scheint besonders bei politischen Themen der Fall zu sein. Hier werden zum Teil höchst diskutable Sachverhalte als klar und eindeutig vorinterpretiert. Als Beispiel seien die Informationen zu Erben und Erbschaftssteuer in der kürzlich ausgestrahlten Folge von Aspekte genannt. Dort wurde schlicht behauptet, dass durch das große Erbvolumen einiger Weniger der soziale Aufstieg für den normalen Bürger unmöglich gemacht würde. Die Lösung dieser Ungerechtigkeit war natürlich eine drastisch Erhöhung der Erbschaftsteuer. Wie das auf direktem Weg in die warme Umarmung der leninistischen Staatslehre führt, kann man hier erfahren.

Natürlich haben auch Journalisten oder ganze Redaktionen ihre eigenen Meinungen und Deutungsmuster, aber der ÖRR wurde nun mal gerade dafür geschaffen, damit weder Staat noch wirtschaftliche Interessen der objektiven und der alle Seiten und Meinungen umfassenden Infromation der Bevölkerung im Wege stehen.
Probleme entstehen dann, wenn dies trotz oder gerade wegen der daraus resultierenden Freiheiten nicht passiert. Es scheint nämlich so, als sei der ÖRR niemandem Rechenschaft schuldig und könne daher bringen was der jeweilige Intendant, Programmdirektor oder Journalist gerade für gut und richtig hält.
„Aber nicht doch!“ denkt sich jetzt der umfassend gebildete Leser und möchte schon zur Kommentarsektion scrollen um dem unwissenden Autor von den Rundfunkräten der Länder, den Beiräten und der KEF zu berichten – doch bitte ich ihn noch kurz zu verweilen.
Es ist richtig, dass diese Kontrollorgane bestehen. Die Rundfunkräte wählen sogar die Intendanten der Rundfunkanstalten und beraten diese auch inhaltlich. Dennoch haben diese Räte und Kommissionen nur geringe Sanktionsoptionen, wenn die Tendenziösität oder Einseitigkeit noch innerhalb des Rahmens der angenommen öffentlichen Meinung liegen und weniger tatsächliche Falschdarstellung, als eher das Weglassen der anderen Meinungen praktiziert wird. Überdies erlebt man häufig eine recht große und möglicherweise beschwichtigende Staatsfreundlichkeit. Wenn zum Beispiel andere Länder nach wie vor auf Atomkraft setzen, dann versieht der brave Sprecher diesen Umstand mit einem bedauernden „Leider“. Denn Deutschland schafft die Atomkraftwerke ab und wendet sich in Richtung einer grünen und nachhaltigen Zukunft und das ist gut und richtig!!! (Da ist er wieder, der Geschmack von Galle)

Gegen diese Argumente wehren sich Chefredakteure und Intendanten von Rundfunkanstalten meist mit der Beteuerung, dass über die mannigfachen Kanäle des ÖRR eben doch jede Ansicht und auch Mindermeinungen transportiert würden.
Selbst wenn man diese Aussage als wahr ansehen wollte, ist es doch ein gewaltiger Unterschied, ob die eine Meinung zur Primetime im Ersten oder dem ZDF ausgestrahlt wird und die Gegenmeinung dann zwei Tage später um 4 Uhr morgens auf ZDF-Neo unters schlafende Volk gebracht wird. Es reicht im Grunde nicht mal aus, dass eine direkte Folgesendung ein Thema wieder aufgreift und zuvor gemachte Interpretationen relativiert. Tatsächlich umfassend kann nur das Format sein, welches alle Standpunkt und Ansichten in sich vereint und diese, abgesehen von eventuellen belegbaren Fehlern, unbewertet lässt.
Der Auftrag des öffentlich rechtlichen Rundfunks kann es nicht sein Ideologien zu verbreiten. Hingegen muss er dem Zuschauer alle auffindbaren Informationen zu einem Thema so neutral wie möglich bereitstellen, so dass dieser sich selbstständig seine eigene freie Meinung bilden kann.

Gerade in Zeiten in denen eine starke Abwanderung von Konsumenten und Medienformaten ins Internet zu beobachten ist, dort jedoch noch kein gangbares oder ausreichendes Erlösmodell für journalistische Arbeit vorherrscht und der investigative Qualitätsjournalismus kostengünstigen Varianten von „Tote, Titten, Tiere“ zu weichen droht, kann es nicht sein, dass der davon nicht betroffene ÖRR seinen Aufgaben derart unzulänglich nachkommt.

Der Umgang mit neuen Informationen ist immer auch Vertrauenssache. In unserer schnelllebigen Zeit hat kaum jemand die Möglichkeit mehrere Quellen auf die Übereinstimmung von inhaltlichen Auslegungen zu überprüfen, geschweige denn die Blogs aller themenrelevanten Watchdogs und Whistleblowers abzuklappern und dort noch die Verschwörungstheorien von den Fakten zu separieren.
Genau für diesen Job gibt es ja eigentlich die unabhängigen Mitarbeiter der Öffentlich Rechtlichen. Wenn man nun aber bei Berichten über das eigene Lieblingsthema extreme Verkürzungen und Einseitigkeiten in der Auslegung feststellt, wie kann man dann noch darauf vertrauen, dass Ähnliches nicht auch bei Themen der Fall ist, in denen man kein Experte ist?

Schließlich bleibt die Frage nach dem Warum. Was treibt Redakteure und Journalisten dazu inhaltlich unausgewogene Formate zu produzieren? Ist es die eigene Ideologie, die sie als Wahrheit unter die Zuschauer bringen wollen? Ist es schlicht Unwissen über Gegenmeinungen? Sind die Journalisten so unter Druck, dass sie aus Gründen der Zeitersparnis nur die Deutungsweisen vorstellen, die für sie gerade einfach zu realisieren sind?
Oder liegt es daran, dass die Darstellung unterschiedlicher Meinungen nicht reißerisch genug ist, weniger Emotionen und Polarisierung zulässt und damit das Format weniger attraktiv werden lässt?

Die wahren Gründe kenne auch ich nicht.
Was ich hingegen weiß, ist, dass Vertrauen sehr viel schwerer zu gewinnen ist, wenn es zuvor einmal zerstört wurde.


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Kommentare

Eine Antwort zu „Rundfunk des Grauens – Wer einmal lügt…“

  1. […] Punkt im Dualen Rundfunksystem Deutschlands ist, werde ich in meinen kommenden Artikeln darlegen. (Rundfunk des Grauens – Wer einmal lügt…) Bis dahin: “Guten […]

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