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Olympia in Deutschland – Meint ihr das ernst?!

Olympia in Deutschland – Meint ihr das ernst?!

Am Samstag wird der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) eine formelle Entscheidung fällen. Deutschland möchte sich um die Ausrichtung der olympischen Spiele 2024 bewerben! Die gestrige Festlegung des DOSB-Präsidiums auf Hamburg hat schon viele öffentliche Debatten ausgelöst.

Ich persönlich würde mich ja sehr über olympische Spiele in Deutschland freuen. Es wäre nach der WM 2006 erneut eine gute Chance, unter Beweis zu stellen, dass wir gute Gastgeber sind. Es wäre eine weitere Gelegenheit, der Welt zu zeigen, wie das neue Deutschland aussieht und mit alten Vorurteilen aufzuräumen. Nach den Nazi-Spielen in Berlin 1936 und den Terror-Spielen in München 1972 wäre es endlich mal Zeit für gelungene Spiele in Deutschland. Zudem sind olympische Spiele auch wirtschaftlich attraktiv, da es Investitionen in die Infrastruktur gibt und viele Athleten und Touristen nach Deutschland kommen und die Kaufkraft steigern.

Doch sind sich die Initiatoren darüber im Klaren, dass sie damit auf viel Widerstand stoßen werden? Auch wenn man wie ich selbst sportbegeistert und olympischen Spielen gegenüber aufgeschlossen ist, so sind die Argumente der Gegner dennoch nicht von der Hand zu weisen:

  • Zuletzt standen die olympischen Spiele und das IOC massiv in der Kritik. Besonders die Spiele in Sotchi haben einen faden Beigeschmack hinterlassen, weil Putin auf der Ehrentribüne hofiert wurde und sich kurz nach dem Ende der Spiele die Krim unter den Nagel riss. Dass dem IOC Korruptionsvorwürfe und das Image der Geldgier anhängen, versteht sich von selbst.
  • Allein die Kosten für eine deutsche Bewerbung dürften sich auf 50-80 Millionen Euro belaufen. Für die olympischen Spiele in Hamburg wird die Gesamtsumme von 6,5 Milliarden Euro kolportiert. Viel Geld, angesichts des Schuldenbergs und der vielen maroden städtischen Gebäude. Das Geld wäre an anderer Stelle wohl besser aufgehoben.
  • Schon die Umfragewerte waren ernüchternd. Nur rund zwei Drittel der Hamburger und rund die Hälfte der Berliner unterstützten die Bewerbung ihrer Stadt. Nicht wirklich ein breites Votum, aber immerhin eine knappe Mehrheit. Vielleicht sogar das Zünglein an der Waage, das die Entscheidung zu Gunsten von Hamburg ausschlagen ließ, denn die Unterstützung in der Bevölkerung ist der wohl kritischste Faktor. Zuletzt hat man bei der Münchener Bewerbung um die Olympischen Winterspiele 2022 eine herbe Klatsche kassiert. In allen vier betroffenen Städten stimmten die Bewohner in Bürgerentscheiden gegen die Spiele, was das Ende der Bewerbung bedeutete. In Hamburg möchte nun Olaf Scholz mit den Grünen koalieren, die explizit gegen eine Olympia-Bewerbung sind. Wie soll das funktionieren?
  • Wir Deutschen sind schon richtige Profis, was Bewerbungen für Olympia betrifft. Schon für die Spiele 2012 wollte man sich bewerben und führte ein nationales Auswahlverfahren durch. Damals ließ man bekannte Städte und Regionen wie Hamburg, Frankfurt / Rhein-Main und Düsseldorf / Rhein-Ruhr außen vor und entschied sich, man höre und staune, für die Weltstadt Leipzig. Das Resultat war, dass die Bewerbung es noch nicht mal in den engeren Auswahlkreis schaffte – kein Wunder, schließlich waren die Mitbewerber international bekannte Metropolen wie London, New York, Paris, Madrid, Rio de Janeiro und Moskau. Da sah das beschauliche Leipzig alt aus…
  • Binnen weniger Wochen würde neben den Olympischen Spielen 2024 auch die Fußball-EM in Deutschland stattfinden. Es stellt sich die Frage, wie Deutschland zwei solcher Großereignisse in kurzer Zeit stemmen möchte und ob es dafür einen Rückhalt in der Bevölkerung geben wird. Man denke allein an die Kosten für die Polizeieinsätze, die dadurch entstünden.

 

Ich persönlich drücke Hamburg ganz fest die Daumen. Klar ist, dass die letzte Messe in dieser Frage noch längst nicht gelesen ist. Das Thema wird uns weiterhin beschäftigen und wir dürfen gespannt sein, wie es weitergeht.


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