Der Masernausbruch in Berlin ebbt nicht ab. Die Zahl der Maserninfizierten nimmt immer weiter zu, und es brechen wieder massive Diskussionen zwischen Impfgegnern und Impfbefürwortern los. Aber zuerst, wie funktioniert überhaupt eine Impfung?
Bei einer Impfung werden abgeschwächte Krankheitserreger injiziert. Die Dosis reicht jedoch nicht aus, um eine Erkrankung hervorzurufen, sondern „gewöhnt“ ihn nur behutsam an die Erreger. Der Körper schreit umgehend nach Schutzmechanismen und produziert Anti-Körper, die bei einer künftigen Infektion sofort bereitstehen und den Krankheitsausbruch frühzeitig unterbinden.
Berufsskeptiker
Doch wo (medizinischer) Fortschritt ist, sind die Skeptiker und Gegner nicht weit. Längst ist die Impfverweigerung nicht mehr den Hobby-Hardcore-Hippies und den Chakra-Esotherikern vorbehalten. Inzwischen ist die Impfskepsis massentauglich geworden. Und die Anti-Impf-Bewegung (er)findet immer mehr Ausreden, um ihr Verhalten zu rechtfertigen.
Impfen ist die 11. Plage
Ganz vorne mit dabei ist natürlich die Behauptung, dass das Impfen massive Nebenwirkungen verursacht und man sich die Erreger auf keinen Fall freiwillig zuführen sollte. Nebenwirkungen wie Meningitis, Fieberkrampf, allergische Schockreaktionen oder sogar Tod klingen natürlich furchteinflößend, treten aber auch bei Maserninfektionen auf. Die einzigen Unterschiede sind, dass bei einer Maserninfektion weitere Komplikationen auftreten können und das sogar mit einer bis zu tausendfach höheren Wahrscheinlichkeit. Zusätzlich besteht bei einer Maserninfektion noch die Gefahr einer SSPE (Subakute sklerosierende Panenzephalitis) – eine Gehirnentzündung, die in ca. 95% der Fälle zum Tod führt – und als Spätfolge Jahre nach der eigentlichen Infektion auftreten kann.
Masern vs. Autismus
Der Klassiker unter den Ausreden ist die Behauptung die Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln würde Autismus hervorrufen. Diese Behauptung stützt sich auf eine Veröffentlichung von Andrew Wakefield aus dem Jahr 1998, in der eine vermeintliche Verbindung zwischen der MMR-Kombinationsimpfung beschrieben wird. Diese Behauptung stützt sich auf eine Studie Wakefields, die lediglich 12 Kinder untersuchte.
Der Artikel wurde von der Fachzeitschrift zurückgerufen, nachdem bekannt wurde, dass Wakefield 55.000£, von Eltern autistischer Kindern erhielt, die Hersteller der Impfstoffe verklagen wollten.
In zahlreichen späteren Studien konnte die Verbindung zwischen Autismus und MMR nicht bestätigt werden.
Herdenimmunität
Leider gibt es auch Menschen, die sich nicht impfen lassen können. Dazu zählen, Neugeborene, Schwangere oder Immunschwache. Diese können eine Maserninfektion nicht durch eine Impfung verhindern und wären ihr schutzlos ausgeliefert. Durch einen ausreichenden Impfschutz innerhalb der Bevölkerung, könnte man diese jedoch schützen, indem man die potentiellen Infektionsquellen reduziert. Diese sogenannte Herdenimmunität wurde bereits bei anderen Krankheiten wie Polio oder Pocken erreicht. Letztere wurden laut WHO durch Impfungen sogar ausgerottet.
Fürsorgepflicht
Laut Artikel 24 UN-Kinderrechtskonvention, sind Eltern verpflichtet ihre Kinder vor gefährlichen Krankheiten zu bewahren. In Ländern wie den USA oder in skandinavischen Ländern wird diese Konvention in Form einer Impfpflicht bereits umgesetzt. So werden nicht nur die Kinder sondern auch ihr Umfeld geschützt.
Natürlich sollte eigentlich jeder für sich selbst die Entscheidung treffen, ob er sich impfen lassen möchte, jedoch ist in diesem Fall der Schutz der Allgemeinheit wichtiger, besonders derer, die sich selbst nicht durch eine Impfung schützen können.
In letzter Zeit hat man viele Versuche gestartet, über Aufklärungskampagnen die Impfbereitschaft zu erhöhen. Leider haben diese noch immer nicht gereicht die von der WHO empfohlene und angestrebte Impfqoute von 95% zu erreichen. Noch immer geistern die Impfschreckgespenster durch die Köpfe und werden von den militanten Impfgegnern genutzt. Sollten auch weitere Kampagnen in der näheren Zukunft nicht zu einem Umdenken führen, wäre, besonders angesichts der Tatsache, dass wissenschaftliche Erkenntnisse in Kombination mit einem gesunden Menschenverstand für eine Impfung sprechen, eine Impfpflicht als letzte Maßnahme notwendig und sinnvoll.
Doch bis es diese auch in Deutschland gibt, kann man zu den Impfskeptikern nur sagen „Wer nichts wird, wird Wirt!“
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