In den letzten 15 Jahren hat sich an den Universitäten und Fachhochschulen viel getan. Bologna hat Einzug gehalten in die Hörsäle und Seminarräume und damit einhergehend eine Reform, die es in sich hat. Zusätzlich steigt der Anteil der Schulabgänger mit Hochschulzugangsberechtigung genauso wie der Anteil von Studierenden seit Jahren erheblich.
Bologna an der Hochschule
Schaut man sich die Bologna-Reformen an, so erhält man durch die Verschulung als ersten Eindruck einen massiven Einschnitt der Freiheit von Studierenden. Die starren Strukturen von Studiengängen und die neuen Prüfungsordnungen geben einen klaren Weg durchs Studium vor, mit deutlich weniger Wahlmöglichkeiten und individuellen Formen der Ausgestaltung des Studiums. Der Nutzen der Reformen ist allerdings auch klar ersichtlich: Die Anpassung an ein europaweit einheitliches oder zumindest ähnliches Studium erlaubt den leichteren Wechsel zwischen anderen Ländern oder Hochschulen und schafft mehr Transparenz und Vergleichbarkeit bei Abschlüssen.
Dass die Bologna-Reformen noch in den Kinderschuhen stecken, erlebt man immer wieder. Der Bachelor hat sich als qualifizierender Berufsabschluss leider noch nicht in dem Maße durchgesetzt, wie es eigentlich durch die Reformen erhofft war. Dies mag auch daran liegen, dass der Bachelor im europäischen Raum nach drei Jahren als Abschluss erreicht wird, während die angelsächsischen Vorbilder diesen erst nach vier Jahren erwerben.
Der Master soll auf einen Weg in die Forschung vorbereiten oder die bereits erworbenen Qualifikationen auf dem Weg ins Berufsleben vertiefen – er soll allerdings keinesfalls zum „Muss“ werden. Durch die Forderungen nach einem garantierten Masterplatz für alle wird der Bachelor nur unnötig entwertet.
Freiheit an der Hochschule
Anforderungen an ein Studium sollten in erster Linie die Abschaffung sämtlicher Anwesenheitspflichten sein, da es jedem Studenten selbst überlassen sein sollte, die Art und Weise seines Lernens und der Vorbereitung auf Prüfungen selbst zu bestimmen. Auch Zivilklauseln sind in jeglicher Form abzulehnen – wir wollen keine Forschung mit ideologischer Verblendung. Es gibt mittlerweile viele Beispiele aus der Forschung, die mit einer Zivilklausel wohl nicht möglich gewesen wären, angefangen beim GPS über das Internet bis zum Satellitenfernsehen.
Die Frauenförderung an Hochschulen treibt mitunter extreme Blüten. Von Quoten- bis zu Kaskadenmodellen kann man in ganz Deutschland mittlerweile eine systematische Benachteiligung von Männern in allen Bereichen erkennen. Entscheidend für die Zulassung zu Promotionen oder Professuren sollte nicht das Geschlecht eines Bewerbers, sondern ausschließlich die Befähigung des Kandidaten sein. An Kaskadenmodellen zeigt sich die besondere Perversion der „Förderung“: Hat man – wie in vielen Naturwissenschaften üblich – im ersten Semester einen Frauenanteil von 5%, so muss sich dies auch bei den Zulassungen zum Masterstudium oder zu Promotionen wiederspiegeln. Gibt es also im Bereich Informatik in einem Jahrgang keine Frau, die promovieren möchte, dann dürfen auch keine Männer promovieren. Nur damit wir uns richtig verstehen: Ich sehe ein, dass der Anteil von Frauen in der Wissenschaft sehr gering ist. Wenn wir das Problem angehen möchten, dann lasst uns das Problem aber doch bitte vernünftig angehen. Lasst uns lieber dafür sorgen, dass es keine Dinge mehr gibt, die Frauen daran hindern, eine wissenschaftliche Karriere einzuschlagen. Angefangen bei Kinderbetreuung über das frühzeitige Wecken von Neugier für breitere Spektren der Wissenschaft und von mir aus auch spezielle Förderungsprogramme in Studiengängen mit besonders geringem Frauenanteil. Klar muss sein: Ministeriale Vorgaben sind hier fehl am Platz!
Qualität und Finanzierung
Die Länder, die in den letzten Jahren Studiengebühren eingeführt haben, haben diese zumeist wieder verworfen und es zu selten geschafft, die fehlenden Mittel adäquat zu ersetzen. So mussten Tutorienprogramme oder Öffnungszeiten von Gebäuden auf dem Campus wieder eingeschränkt werden, was teils zu starken Qualitätseinschnitten im Studium geführt hat. Die wegfallenden Gebühren haben zusammen mit den steigenden Zahlen von Schulabgängern mit Hochschulzugangsberechtigung zu immer neuen Höchstständen an Studierenden geführt. Dieser Effekt – gepaart mit den doppelten Abiturjahrgängen in den Ländern – stellt die Hochschulen vor immer neue Probleme was Raumbelegung und Kapazitäten angeht. An vielen Hochschulen wurden immense Summen in Infrastruktur investiert, die auf absehbare Zeit nicht mehr gebraucht wird – einfach weil die Studierendenzahlen wieder sinken werden.
Was auch in der Politik endlich ankommen muss ist, dass die Hochschulen Planungssicherheit erhalten, losgelöst von Wahlperioden oder Haushalten der Länder. Es kann nicht sein, dass sich die Hochschulen über bürokratische Verfahren immer wieder der derzeitigen Landesregierung anbiedern müssen. Freiheit werden wir in Zukunft nur über mehr externe Finanzierung durch Unternehmen und Stiftungen oder durch Studiengebühren erreichen. Auch die Einführung von einem stärkeren Alumni-Wesen an der Hochschule kann zu einer sichereren Finanzierung beitragen. Hier kann man auf die Eigenverantwortung der Postgraduierten setzen, die sicherlich oft bereit sind, ihren Teil zu einem qualitativ hochwertigen Studium beizutragen. Auch hier sollte klar sein, dass eine zusätzliche Belastung der Studierenden während dem Studium nicht in Betracht kommt. Stattdessen sollten Programme wie das Deutschlandstipendium zur Unterstützung der Studierenden gestärkt werden – die Beibehaltung des Programms ist in der großen Koalition in Berlin allerdings höchst umstritten.
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